BIBEL AM SONNTAG (Weihnachten - Am Tag/C)

Daniel Hörnemann fragt: Hat Sie der Krippenvirus gepackt?

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Pater Daniel Hörnemann legt die Lesungen vom Hochfest der Geburt des Herrn aus.

Die Krippe, der Stall von Bethlehem, Maria und Josef, Ochs und Esel, die Hirten, der Stern, Engel und Könige, Weihrauch, Gold und Myrrhe, das alles scheint für uns untrennbar mit Weihnachten verbunden. Auch wenn wir in den biblischen Texten des Weihnachtstages nicht eine Silbe davon lesen. Johannes reduziert die Weihnachtsgeschichte, wie sie sonst von Matthäus und vor allem von Lukas ausführlich erzählt wird, auf ihre absolute Essenz. 

Ihm geht es um das Faktum, dass Jesus, der Christus, geboren wird. Das „Wie“ dieses Ereignisses ist völlig uninteressant. Nur die Tatsache selbst zählt! Die Tatsache, dass das Wort des ersten Anfangs, Gott selbst, Mensch geworden ist. Das ist sein letztgültiges Wort, nachdem er zuvor „vielfältig und auf vielerlei Weise“ durch die Propheten gesprochen hatte (Hebr 1f). Jetzt gilt: Ein Gott, ein Wort – das endgültige Wort.

Angesteckt vom Kind

Die Lesungen von Weihnachten - Am Tag / Lesejahr C zum Hören finden Sie hier.

Und wir? Wir machen viele Worte. Früher stand in Telefonzellen die Aufforderung „Fasse dich kurz!“, was nicht allen Predigern leichtfällt … Wir äußern viele Wünsche, wünschen uns gegenseitig in allen möglichen Formulierungen „Frohe Weihnachten!“ 

Ich wünsche Ihnen etwas anderes, nämlich eine schwere „Krippeninfektion“. Das mag wie ein Hohn klingen in Zeiten von Pandemie, von grippalen und Covid-Infektionen aller Art. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich anstecken lassen von dem Kind in der Krippe. Möge dieser Mann, dessen Geburtstag wir heute feiern, Sie mit dem Virus seiner Botschaft infizieren und zum Spreader oder gar Superspreader werden lassen. 

Gehören Sie zu den „Wächtern“?

Diese „Krippeninfektion“ bekommt man übrigens, wenn man noch merkt, wie kalt Egoismus und Ellbogenmentalität unsere Gesellschaft werden lassen und wie viele Menschen unter der Kälte und Freudlosigkeit ihrer Mitmenschen leiden. Wenn Sie zu den „Wächtern“ gehören, von denen Jesaja spricht (52,9), die wachen Herzens und sehenden Auges selbst noch im Chaos Hoffnungszeichen erblicken.

Wenn Sie noch nicht so abgehärtet sind, dass Ihnen alles, was um Sie herum geschieht, gleichgültig ist, dann laufen Sie Gefahr, sich mit dem Krippenvirus zu infizieren. Übrigens können Sie sich sehr schnell anstecken durch den Kontakt mit bereits infizierten Zeitgenossen, Menschen, die sich bereits für die Sache Jesu begeistern.

Das sind Krippenvirus-Symptome

Ob Sie sich vielleicht schon infiziert haben, das können Sie sehr leicht überprüfen. Wenn Sie eines der folgenden Symptome bei sich feststellen, dann hat Sie das Krippenvirus bereits erwischt:

Zuallererst ist da die Schwäche. Wenn Sie entdecken, dass Sie eine Schwäche für Ihre Mitmenschen haben; wenn Sie sich dafür interessieren, wie es ihnen geht, woran sie leiden und was sie brauchen. Wenn Sie dann auch noch bereit sind, diese Menschen aufzubauen, dann haben Sie schon den Krippenvirus. Es gibt auch das Fieber. Wenn Sie sich nach Gerechtigkeit und Frieden sehnen oder sich fieberhaft wünschen, dass Menschen Mitgefühl, Heilung und Hilfe erfahren; wenn Sie immer mehr über den Mann aus der Krippe wissen wollen, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Krippenvirus Sie gepackt hat. 

Geist Jesu spüren

Oder die Schwierigkeiten beim Schlucken: Wenn Sie Lieblosigkeit und Ungerechtigkeit in Ihrer Umgebung nicht mehr schlucken wollen; wenn Sie nicht mehr bereit sind, Verletzungen und Spott einfach zu ignorieren; wenn Sie sich weigern, alles einfach hinzunehmen, dann haben Sie eine schwere Infektion mit dem Krippenvirus.

Wie können Sie am besten damit umgehen? Alles, was einen grippalen Infekt mit „G“ stoppt, hilft Ihnen ebenso, den Krippeninfekt mit „K“ zu behandeln. Also atmen Sie zuallererst einmal tief durch. Nehmen Sie den Geist Jesu in sich auf; lassen Sie sich von seinen Worten und seinem Gottvertrauen erfüllen. Atmen Sie auch etwas von seiner Gelassenheit und Unbeschwertheit ein; mit dem Ausatmen verbreiten Sie dann den guten Virus weiter.

Alltags-Hektik unterbrechen

Finden Sie ein gesundes Verhältnis von Ruhe und Bewegung. Gönnen Sie sich Momente der Stille im rastlosen Tagesrhythmus; unterbrechen Sie Alltag und Hektik durch Gebet und Gottesdienst. 

Natürlich muss man sich bewegen, das heißt aufstehen und alles hinter sich lassen, was im Leben so richtig festgefahren ist, um mit der Offenheit und dem wachen Blick Jesu auf andere Menschen zuzugehen. Vielleicht hätten Sie nun gerne eine Infektion mit diesem „Krippenvirus“? Ich wünsche Ihnen eine gute Ansteckung und ein gesundes Weihnachtsfest!

Sämtliche Texte der Lesungen von Weihnachten - Am Tag / Lesejahr C finden Sie hier.

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