Ein Wort, ein Bild, ein Gedanke - von Jan Magunski

Sichtweisen (19) DANKE

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“Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll” - so geht es vielen, wenn sie überwältigt sind von Rat, Hilfe, Unterstützung. Dabei gibt es eine ganze Reihe Wörter dafür. Und die passenden Erfahrungen, wie unser Autor Jan Magunski aus vielen Ländern erzählt.

Ferienlager in Norwegen. Unser Guide Asbjørn hat uns in die Hardangervidda geführt, eins der schönsten Naturschutzgebiete. Dort haben wir unsere Zelte aufgeschlagen und bereiten im Licht der untergehenden Sonne auf einem Lagerfeuer alles für das Abendessen vor. Wie üblich wollen wir auch heute mit einem Gebet beginnen – aber was sagt man angesichts von so viel Schönheit und Herrlichkeit in der Natur, in unserer Gemeinschaft, in diesem Moment? „Asbjørn“, fragt einer, „was heißt Danke auf Norwegisch?“ - „Takk“, sagt Asbjørn. Takk? Das ist ein gutes Gebet, das genügt.

Wozu soll ich das lernen? So habe ich mich in Schul- und Studientagen oft gefragt angesichts von Integralfunktionen, biochemischen Formeln oder der Konjugation griechischer Verben: Wozu das Ganze? Aber dann bin ich das erste Mal selbst in Griechenland und ganz begeistert, dass ich Hinweisschilder mit meinen Griechischkenntnissen entziffern, ja lesen oder dass ich manches neugriechische Wort aus dem Altgriechischen ableiten kann. „Efcharisto“, „Danke“ etwa, das Wort, das dieselbe Wurzel hat wie unsere Eucharistiefeier, unsere Danksagung – und bald zu meinem Lieblingswort wird: Ich kann „mitreden“ und mache die Menschen damit noch glücklich.

Sneaker in Südafrika

In Kapstadt lerne ich auf dem Greenmarket Square einen jungen Mann aus dem Slum kennen, der jeden Tag nach etlichen Kilometern Fußmarsch Souvenirs an Touristen verkauft – oft ohne Erfolg. Nun hat er die Chance, in einem Hotel eine Stelle als Bedienung zu bekommen – das wäre das erste feste Einkommen für die Familie! Bedingung sind allerdings ein paar schwarze Lederschuhe, in denen er seinen Job antritt – unbezahlbar für die Familie. So überlasse ich ihm meine schwarzen Sneaker. Die kleine Schwester kann das Glück kaum fassen und ist überschwänglich: „Thanks. Thank you. Thanks a lot. Thank you so much!“ Ich wusste gar nicht, auf wie viele Arten man Danke sagen kann …

Als ich einen Münsteraner Archäologieprofessor auf seiner Ausgrabungsstätte in Alexandria Troas besuche, bin ich bei einem älteren türkischen Ehepaar untergebracht. Die beiden sprechen kein einziges Wort Deutsch oder Englisch, wir können uns nur mit Händen und Füßen unterhalten. Aber sie kümmern sich so rührend um mich, dass ich meine Dankbarkeit zeigen und unbedingt mein erstes Wort Türkisch lernen will: „Teʂekkürler“.

Predigt und Liebeserklärung

SICHTWEISEN
Ein Wort, ein Bild, ein Gedanke - das sind die “Sichtweisen”, die einmal in der Woche ins Nachdenken bringen wollen, Welten eröffnen, Leben entdecken, Gott suchen helfen. Menschenlebensnah und gottverbunden. Jeder Monat wird von einer Autorin oder einem Autoren textlich gestaltet; die Redaktion von Kirche+Leben sucht zu dem jeweiligen Stichwort frei ein Foto.

In der spanischen Mittagshitze ist meine Trinkflasche am Strand umgekippt, und ich sitze im wahrsten Wortsinn auf dem Trockenen. Der junge Belgier, der ein paar Meter weiter auf seinem Handtuch liegt, hat mein Missgeschick miterlebt und kommt, um mir einen Schluck des kostbaren Lebenselixiers aus seiner Buddel anzubieten. Aus dieser Notlage entsteht eine jahrelange Freundschaft, und ich habe gleich doppelten Grund, ihm ein flämisches „Bedankt“ zu sagen.

Im Lauf meines Lebens habe ich in so vielen Sprachen „Danke“ zu sagen gelernt. Und ich habe begriffen, dass das kleine Wort ein Zauberwort ist, das die Welt wahrlich verändern kann: Lob und Anerkennung, Versöhnungsangebot, Predigt und Liebeserklärung zugleich. Dass es oft nicht viel mehr Worte braucht, wenn man dieses eine kennt. Das funktioniert in jeder Fremdsprache – aber mindestens so gut auch in der, die wir als unsere Muttersprache, unsere Herzenssprache bezeichnen.

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