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Die neue vierköpfige Spitze der Darlehnskasse Münster (DKM) sagt im Interview, warum und wie sie in schweren Zeiten Partner ihrer Kunden sein will.
Frau Wichmann, Herr Gerenkamp, warum haben Sie sich jetzt, in dieser kirchlichen Situation, dafür entschieden, in einer kirchlichen Bank verantwortlich zu arbeiten?
Katharina Wichmann: Kirche und Glaube haben für mich immer schon eine große Rolle gespielt. Ich komme aus einem Dorf mit 3.000 Einwohnern im Siegerland, und zu meiner Zeit waren wir 150 Messdienerinnen und Messdiener. Da war immer was los, das war Gemeinschaft, das hat meine Jugend, das hat mein Leben geprägt. Auf der anderen Seite bin ich seit 25 Jahren Bankerin aus Leidenschaft und kann jetzt zwei wesentliche Aspekte zusammenbringen – zumal die DKM für Werte steht, die mir so wichtig sind wie unseren Kunden. Nächstenliebe zum Beispiel. Da unterstützen zu können, reizt mich sehr.
Max Gerenkamp: Auch ich bin gleichermaßen katholisch sozialisiert worden: katholischer Kindergarten, katholische Schule, Abitur im Wallfahrtsort Werl. Nach der Bundeswehr habe ich an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt Betriebswirtschaftslehre studiert. Darüber hinaus kenne ich die DKM schon lange aus der Kundenperspektive, weil ich zu einer katholischen Studentenverbindung gehöre, deren Hausbank die DKM ist. Die Beziehung zur DKM war also schon lange da, bevor die Vorstandssuche hier im Haus begann. Ich finde aber auch das Geschäftsmodell der DKM einfach reizvoll: Es bewegt sich zwar in einer Nische, hat aber große Wirkung. Die Kirche in ihren großen Veränderungsprozessen zu begleiten – das ist kein totes Pferd, das man reitet, das kann man aktiv mitgestalten, nicht einfach nur als eine Bank, sondern als Partner.
Frau Hufe, Sie sind schon seit fast 30 Jahren bei der DKM. Was hat Sie bewogen, in dieser kirchlichen Bank nun mehr Verantwortung an führender Stelle zu übernehmen?
Claudia Maria Hufe: Ja, tatsächlich bin ich nun fast 30 Jahre für die DKM und damit für Kirche und Caritas tätig. In all diesen Jahren habe ich im direkten Kontakt unsere Kundinnen und Kunden beraten und in zahlreichen Veränderungsprozessen begleitet. Nun stehen die Kirche insgesamt und ihre Institutionen vor einem tiefgreifenden strukturellen Wandel. Gerade jetzt braucht es echtes Verständnis für die damit einhergehenden Herausforderungen und es braucht vertrauensvolle Partner. Für all das steht die DKM – diesen Weg verantwortungsvoll in der neuen Geschäftsleitung mitzugestalten, ist für mich eine attraktive und vor allem sinnstiftende Aufgabe
Herr Bickmann, die DKM erlebt gerade eine wohl fast historisch große personelle Veränderung in der Vorstands-Verantwortlichkeit. Wie lassen sich da Kontinuität und Aufbruch gut managen?
Christoph Bickmann: Wir sind diesen Aufbruch in einer großen Strategie angegangen, auch der Aufsichtsrat hat sich vor etwa zwei Jahren Gedanken darüber gemacht, wie sich die Geschäftsleitung zusammensetzen soll – nicht zuletzt mit Blick auf meine Pensionierung in anderthalb Jahren. Ich stehe da wohl tatsächlich für die Kontinuität dieses Hauses. Dessen Fundament sind zunächst kirchliche Werte, christliche Verantwortung und unser genossenschaftlicher Förderauftrag. Das macht die Modernität einer Kirchenbank aus: nicht auszuruhen, sondern das Ganze in eine gute Zukunft zu überführen. Wir haben beispielsweise vor Kurzem 26 Wohnungen an Mieter übergeben – angesichts des Wohnungsmangels ein Zeichen auch in die Gesellschaft hinein.
Frau Hufe, Sie haben bereits in vielen verschiedenen Feldern der DKM gearbeitet. Was ist für Sie die entscheidendste Veränderung, die die DKM in der Zeit Ihrer Zugehörigkeit angegangen ist – und warum ist das gelungen?
Claudia Maria Hufe: Eine entscheidende Veränderung ist aus meiner Sicht die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells der DKM. Im Ergebnis dieses Prozesses wurde das Selbstverständnis über das klassische Bankgeschäft hinaus erweitert. So wird die DKM insbesondere über die Entwicklung neuer Leistungsangebote als Partner für Kirche und Caritas wahrgenommen. Und zum zweiten Teil Ihrer Frage: Ja, es ist gelungen. Wir haben erste Antworten auf aktuelle Themen unserer Zeit und greifbare Ergebnisse, zum Beispiel im Bereich der Umnutzung von Grundstücken und Gebäuden, wie Herr Bickmann ja zuvor berichtet hat. Darüber hinaus bieten wir vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, wodurch künftig nicht mehr ausreichend haupt- und ehrenamtlich tätige Mitarbeitende zur Verfügung stehen, Buchhaltungslösungen für Kirchengemeinden an.
Herr Gerenkamp, Sie sind künftig unter anderem für das Risikomanagement der DKM zuständig. Nun sind Sie zugleich passionierter Fußballer, konkret: Torwart. Wie ist das – sichern Sie den Kasten oder zieht es Sie auch schon mal aus dem 16er raus? Wie viel Spieler steckt im Banker Gerenkamp?
Max Gerenkamp: Wenn Sie das Risikomanagement ansprechen, geht es in der Tat darum – um in Ihrem Bild zu bleiben –, „den Kasten sauber zu halten“. Das heißt: Risiken einer Bank, beispielsweise im Kreditbereich, so zu managen, dass die Bank stabil bleibt und das Vermögen ihrer Einleger schützt. Aber es geht auch darum, die Bank nach vorn weiterzuentwickeln. Kurzum: Als Gesamtbanksteuerer braucht man ein breites Spielverständnis: Ich muss die internen und die externen Spielregeln kennen, ich muss den Markt kennen – und vor allem muss ich unsere Kunden kennen. Das ist allerdings in allen Positionen der Bank von Bedeutung.
Frau Wichmann, Sie kommen von der Commerzbank – jetzt bei der DKM steht in Ihren Aufgaben viel nach vorn Gerichtetes: Innovation, Entwicklung, Strategie … Was treibt Sie persönlich an – was lässt Sie morgens mit Schwung aufstehen?
Katharina Wichmann: Das ist morgens vor allem meine Tochter, die für die Kita fertig gemacht werden will. Wenn ich dann auf die Aufgaben des Tages blicke, freue ich mich immer auf den Austausch mit Menschen. Das treibt mich an: Was können wir für die Kunden möglich machen? Sind wir da im guten Austausch? Was sind unsere Kompetenzen, die wir dem Kunden zur Verfügung stellen können, um als Partner gemeinsam Lösungen zu entwickeln? Wenn das gelingt, wenn der Kunde und auch unsere Mitarbeitenden zufrieden sind, macht mich das glücklich.
Herr Gerenkamp, Sie kommen von der Sparkasse Münsterland-Ost. Was waren dort Ihre Aufgaben, was reizt Sie an Ihren Neuen bei der DKM? Und warum können Sie das?
Max Gerenkamp: Ich habe als Bereichsleiter unterhalb des Vorstands in der Sparkasse gearbeitet und die sogenannte Marktfolge geleitet. Da dreht sich alles um das Kreditgeschäft, von Bilanzanalysen bis hin zu den Verträgen. Ich habe auch den Rechtsbereich geleitet und die Betreuung von Kunden in Schwierigkeiten, ebenso den nachgelagerten Dienstleistungsbereich und die Bargeldlogistik. Mir hilft dabei die tiefe Kenntnis des Kreditgeschäftes in allen Phasen – auch hinsichtlich der Früherkennung von Risiken -und sofern notwendig, die Begleitung von Kunden in der Krise. Das bringe ich gern mit ein.
Frau Hufe, von welchen Ihrer beruflichen Erfahrungen und persönlichen Interessen können die Kunden der DKM profitieren?
Claudia Maria Hufe: Neben meiner hauptamtlichen Tätigkeit engagiere ich mich ehrenamtlich, zum Beispiel war ich langjähriges Vorstandsmitglied beim Sozialdienst katholischer Frauen. Auch schule ich Wiedereinsteigerinnen in den Bereichen IT und Verwaltungstätigkeiten. Dadurch kenne ich die Herausforderungen, Bedarfe und Abläufe von kirchlichen und caritativen Einrichtungen aus unterschiedlichen Perspektiven. Das hilft sicherlich im engen Dialog mit unseren Kunden, passende Leistungen und Lösungen zu etablieren.
Frau Wichmann, bei aller notwendigen Weiterentwicklung: Wir leben in sehr unruhigen Zeiten. Was gibt Ihnen Halt?
Katharina Wichmann: Ganz persönlich ist das natürlich die Familie. Das sind aber auch Menschen, die Visionen haben, die sich engagieren, einen Schritt mehr zu gehen. Auch mein Glaube gibt mir Trost und Hoffnung. Und genauso der Griff zu meiner Geige. Das erdet.
Herr Bickmann, ob global oder auch bei uns in Deutschland: Wir leben in unruhigen Zeiten, nicht zuletzt in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht. Was sagen Sie als lebens- und mit 26 DKM-Jahren definitiv berufserfahrener Mann jenen Menschen, die in großer Sorge sind? Wie kann eine Bank Sicherheit geben?
Christoph Bickmann: Wir können schlicht und ergreifend zuhören. Ich sehe aber in der Tat nach 26 Jahren: Wir haben viele Problemfelder in der Vergangenheit gesehen – und nie haben wir gefragt: „Gibt es noch ein Morgen?“ Umso wichtiger ist es, Halt zu geben, Rat zu geben. Dafür braucht es einen Partner. In Krisen, auch den persönlichen eines Kunden, zeigt sich gelebte Partnerschaft. Wir sind nicht die Sonnenschirm-Banker, sondern der Schirm sollte auch aufgespannt bleiben, wenn es regnet – solange es verantwortlich ist. Wir leben neben der ökonomischen Perspektive die christliche Verantwortung. Wir sind keine klassische Bank, sondern eine Kirchenbank. Natürlich haben wir Regulatorien zu beachten, aber mit unseren Alleinstellungsmerkmalen wird es uns auch in 100 Jahren noch geben.
Die DKM kümmert sich laut ihrem Claim um die „Werte“ ihrer Kunden – womit vornehmlich ihr Geld gemeint ist. Und doch geht es um mehr. Sie verleihen einen eigenen Wertepreis und sprechen immer wieder von einem Selbstverständnis, das an christlichen Werten orientiert ist. Welche Werte meinen Sie? Und wie lässt sich das konkret im Handeln der DKM erfahren?
Christoph Bickmann: Das Geschäftsmodell der DKM, die vor 64 Jahren gegründet wurde, basiert auf der katholischen Soziallehre – mit Personalität, Subsidiarität, Solidarität. Das hat bis heute seine Gültigkeit: den Einzelnen nicht allein zu lassen, sondern ihn gemeinschaftlich zu begleiten in eine verantwortungsvolle Zukunft – mit maßgeschneiderten Lösungen. Das gilt für die Institutionen von Kirche und Caritas, das gilt aber auch für das Ehrenamt, ohne das wir alle einpacken könnten.
Darüber hinaus aber ist uns seit geraumer Zeit ein anderer Wert besonders wichtig, nämlich der Wert der Nachhaltigkeit. Lange bevor es diesen Begriff gab, haben wir uns als Unternehmen der Nachhaltigkeit verschrieben, wie Sie etwa an der Photovoltaik-Anlage unseres Hauses sehen, die da schon seit 15 Jahren läuft. Wir sind seit geraumer Zeit klimaneutral – und wir wollen andere auch im Raum der Kirche damit anstecken, denn Betriebswirtschaft und Nachhaltigkeit sind sehr wohl miteinander vereinbar. Darum reklamieren wir bei der Politik entsprechende Förderbedingungen auch für Kirche und Caritas.
Wie könnte das konkret für Ihre Kunden aussehen? Hätten Sie ein Beispiel?
Christoph Bickmann: Der CO2-Ausstoß eines einzigen Krankenhausbettes ist so groß wie der von vier Einfamilienhäusern. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die meisten Krankenhäuser aus einer Zeit stammen, in der es viel um günstiges Bauen, aber wenig um Klimaschutz ging. Wenn man sich dann vorstellt, dass ein durchschnittliches Krankenhaus in Deutschland rund 300 Betten hat, dann sprechen wir von einem Äquivalent von 1.200 Einfamilienhäusern. Bei 2.000 Krankenhäusern in Deutschland reden wir von einem CO2-Ausstoß im Bereich von 2,4 Millionen Einfamilienhäusern. Also könnte man in einer konzertierten Aktion konkret in diesem Bereich investieren, um die CO2-Bilanz der Bundesrepublik deutlich zu verbessern. Das ist aber nicht Aufgabe des jeweiligen Krankenhaus-Trägers, sondern der Politik – weil die Zuschüsse aus den Landesmitteln kommen müssen. Wir als DKM könnten uns angesichts der Knappheit öffentlicher Mittel vorstellen, dass eine Zusage der Länder erfolgt, gestreckt über einige Jahre – was nichts anderes wäre als eine Art Tilgung eines Vorschusses, den wir den Krankenhäusern als Darlehen zur Verfügung stellen könnten.
Frau Hufe, Herrn Gerenkamp, Frau Wichmann: Worin sehen Sie die größte Herausforderung für eine gute Zukunftsentwicklung der DKM? Was ist Ihre gemeinsame Vision?
Claudia Maria Hufe: Unsere heutige Lebens- und Arbeitswelt verändert sich radikal. Damit verändern sich unsere Kunden und letztlich auch unsere DKM. Eine der zentralen Herausforderungen liegt darin, weiterhin die Menschen mit der entsprechenden Haltung, dem Engagement und den Kompetenzen zu gewinnen und dauerhaft an die DKM zu binden. Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Unsere gemeinsame Vision ist es, die DKM als stabilen, innovativen und werteorientierten Partner stetig weiterzuentwickeln, Kirche und Caritas nachhaltig zu begleiten und deren Zukunft mitzugestalten.
Max Gerenkamp: Die DKM ist eine ausgesprochen stabile Bank, das haben wir nicht zuletzt Christoph Bickmann und seinen ehemaligen Vorstandskollegen zu verdanken. Es ist ein großer Wert, das übernehmen zu können, darauf bauen zu können. Das gilt es zu bewahren, erst recht, wenn es darum geht, die in der Tat großen Veränderungen mit unseren Kunden zu gestalten.
Katharina Wichmann: Die Bank muss sich für diese Zukunft gut rüsten. Wir müssen schauen: Wo sind die Trends, die Innovationen, die Technik, die es braucht, um kundenorientiert unterwegs zu sein? Was heißt das für unsere Organisation, für unsere Mitarbeitenden? Da gilt es, mutig voranzuschreiten.
Wie nehmen Sie Menschen mit, die gerade vor den technischen, digitalen Entwicklungen Angst haben oder sich schlichtweg nicht zutrauen, sie richtig zu nutzen?
Claudia Maria Hufe: Auch da ist es unser Anspruch, unsere Kunden zu informieren und eng zu begleiten. Darum bieten wir auch Schulungen an, die wir in Kooperation mit der Fördiko als gemeinnützige GmbH hier in Münster durchführen: oft mittwochs vor und nach dem wunderbaren Markt auf dem Domplatz. Da geht es nicht nur um Bankleistungen, sondern auch um andere digitale Themen wie etwa die Videotelefonie oder aber die Bestellung eines Sammeltaxis, wenn die vertraute Buslinie nicht mehr fährt. Wenn Sie Interesse haben, sprechen Sie uns gerne an.
Die Darlehnskasse Münster (DKM) wurde 1961 gegründet. Das Institut mit Sitz in Münster beschäftigt mehr als 155 Mitarbeitende. Die DKM arbeitet bundesweit und verzichtet aus Kostengründen auf Filialstandorte. Ihre Kunden sind Mitarbeitende im kirchlichen Dienst, Diözesen, Pfarreien und Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Altenheime, Sozialstationen, Orden, Stiftungen und Verbände.