Karl-Hermann Kemper kehrt in seine Heimat zurück

Das hat der neue Kreisdechant von Recklinghausen vor

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Karl-Hermann Kemper ist neuer Propst in der Propsteigemeinde St. Peter in Recklinghausen. Zudem übernimmt er das Amt als Kreisdechant für das Kreisdekanat Recklinghausen. Am 30. Januar 2022 wird der 55-Jährige seinen Dienst in Recklinghausen antreten. Kemper folgt auf Jürgen Quante, der die Stadt nach 13 Jahren verlässt und in den Ruhestand geht.

Herr Kreisdechant, Sie sind in Recklinghausen aufgewachsen und kehren nach 30 Jahren als Propst von St. Peter und Kreisdechant von Recklinghausen zurück. Inwieweit hilft diese Verbindung, Ihr neues Amt anzutreten?

In vielen Bereichen des Kennenlernens und Eingewöhnens werden mir die Kenntnisse von Ort, Raum und Geschichte helfen, schnell Fuß zu fassen. Zugleich begegne ich Menschen aus gemeinsamer Vergangenheit, die ganz positiv und aufgeschlossen nun einen neuen Weggefährten begrüßen, der ihnen nicht unbekannt ist. Gleichwohl wird uns allen bewusst sein müssen, dass in über drei Jahrzehnten Entwicklungen stattgefunden haben, die den Ort und natürlich auch uns Menschen geprägt und verändert haben.

Was verbindet Sie kulturell und religiös mit dem Ruhrgebiet?

Ich bin durch und durch ein Kind des Vestes Recklinghausen. In den Kirchengemeinden, im Religionsunterricht und durch Familie habe ich die religiöse Sozialisation erlebt. Großartige Menschen haben mich dabei auf die Spur meiner Berufung gebracht. Kulturell durfte ich auf engstem Raum eine bunte Vielfalt, breitgefächert und sehr lebendig erleben, die zudem von einer ehrlichen Toleranz durchdrungen war.

Mit welchen Hoffnungen und Erwartungen werden Sie ihr neues Amt antreten?

Inmitten eines großen Wandels und erheblicher Verwerfungen in der Kirche beginne ich meine Zeit in Recklinghausen. Natürlich trage ich die Hoffnung, dass wir in den Bereichen, in denen ich Verantwortung übernehme, für die Zukunft tragfähige und am Evangelium orientierte Weichen stellen werden. Dies werden wir kommunikativ, unter Einbeziehung der verschiedenen Kompetenzen, umsichtig und dann vor allem mit großem Gottvertrauen tun. Mitunter wichtiger als die Frage, ob wir richtige Entscheidungen getroffen haben, scheint mir jedoch, wie wir den Weg dazu gehen und wie unsere Diskussionen und Kontroversen geführt werden. Persönlich glaube ich, dass man Christinnen und Christen nicht unbedingt daran erkennt, dass sie stets die besten Wege gefunden haben, sondern wie sie in Zeiten der Krise und eines Wandels, der vielen viel Druck macht, miteinander umgehen und sich untereinander und zu ihren Mitmenschen verhalten. 

Welche Aufgaben werden Sie zunächst angehen?

Im Bereich des Kreisdekanats wird es eine Aufgabe sein, den transparenten Austausch und eine gute Diskussionskultur über die anstehenden strukturellen Veränderungen, gerade in Bezug auf die pastoralen Räume zu fördern. Blicke ich auf die Aufgabenfelder in der Propstei und auf das gemeinsame Wirken in der Stadt, so steht es gut an, Kennenzulernen, Wahrzunehmen, Kontakte zu knüpfen und sich in den Dienst des Weges zu stellen, der mit den Pastoralplänen auf Stadt- und Pfarreiebene eingeschlagen worden ist.

Sie möchten in einer vielfältigen, kulturell und religiös bunten Nachbarschaft leben. Wie wollen Sie das konkret gestalten?

Mit Dankbarkeit und Respekt erkenne ich bereits nach kurzer Zeit, dass eine solche Nachbarschaft schon lange besteht. Der interreligiöse und interkonfessionelle Austausch steht auf verlässlichen und vertrauten Füßen. Ökumenische Projekte, wie das Label „Kirche und Kino“, haben nicht nur eine breite Resonanz in die Region hinein, sondern belegen einen freien Austausch mit Kulturschaffenden. Da werde ich mich mit einbringen, sicher manches lernen, und vielleicht auch gute Impulse geben können.

Recklinghausen besteht aus ehemals neun eigenständigen Kirchengemeinden mit unterschiedlichem Charakter. Inwieweit wird das Ihre Arbeit als Propst und Kreisdechant bestimmen?

Die Entwicklung zu großen Pfarreien hat auf vielfältige Weise Auswirkungen auf das Leben und Wirken als Seelsorger. Alle Seelsorgenden werden davon nicht nur ein Lied, sondern ein ganzes Liederheft singen können. Präsenz vor Ort, Vertrautheit in den seelsorglichen Beziehungen, Organisation der vielfältigen Termine und die Entwicklung anderer und neuer Verantwortlichkeiten sind dabei einige wesentliche Stichworte.

Da Seelsorgende in der Regel vor Ort leben, hat dies am Ende Konsequenzen bis in das private Umfeld. Fähigkeiten zur Kommunikation, Delegation und Moderation werden dabei immer wichtiger, vor allem, wenn es darum geht, den Kern der eigenen Berufung in den alltäglichen Tätigkeitsfeldern (er-)leben zu können. Für Pfarreien mit vielen Gemeinden und in pastoralen Räumen werden wir die Einheit in der Vielfalt suchen und das mir Fremde als notwendige Ergänzung und Bereicherung deuten müssen.

Inwieweit haben sie frühere Aufgaben vorbereitet?

Seit meiner Priesterweihe sind nunmehr 30 Jahre vergangen, in dieser Zeit vollzog sich der Wandel immer schneller. Diese Jahre haben mich an sehr unterschiedliche Orte des Bistums geführt. Die Verantwortungsbereiche lagen zunächst nur auf der Ebene der Pfarrei, haben sich dann aber ausgeweitet auf Pfarrverbund, später Seelsorgeeinheit und schließlich, für viele Jahre auch auf das Dekanat. Zwei Fusionen habe ich in dieser Zeit leitend begleitet. Was ich am Ende aufzeigen möchte, ist, dass die Jahre geprägt waren von steten Veränderungen und jeweils neuen Herausforderungen und von unterschiedlichen und wechselnden Teams. Mit Respekt gehe ich die neuen Aufgabenfelder an, sehe aber jedes einzelne Jahr als eine Vorbereitung auf jedes einzelne dieser Jahre, die nun vor mir liegen werden. Möge Gott es geben, dass es für die Zukunft genügt und ausreichend ist.

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