„Mein Denkmal und ich“ (6) - Glaubensorte im Bistum Münster und die Geschichte dahinter

Das Wegkreuz in Alt-Marl und Clemens Große Ophoff

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Wegekreuze, kleine Kapellen, private Heiligenhäuschen: Sie prägen die Landschaft des Bistums Münster. Jeder dieser besonderen Glaubensorte hat eine meist sehr persönliche Geschichte - und Menschen, die sie hegen und pflegen. Davon erzählt unsere Serie "Mein Denkmal und ich". Diesmal: das Wegkreuz in Alt-Marl und Clemens Große Ophoff.

Am Weg „Im Ophoff“,  der zum gleichnamigen Hof in Alt-Marl führt, steht eine Wegekapelle, die auf den ersten Blick durch ihr hohes, spitzgiebeliges Dach auffällt. Auf den zweiten Blick sieht man einen niedrigen Lattenholzzaun, der die Kapelle umschließt. Dahinter befindet sich ein etwa zweieinhalb Meter hohes Eichenkreuz mit einem Sandsteinkorpus. Umgeben ist es von Bäumen und Büschen. Das Dach ist mit Efeu begrünt.

Unweit davon steht der Hof, zu dem die Kapelle gehört. Er stammt aus dem 16. Jahrhundert, das Hofhaus aus dem Jahr 1810. Die Land- und Viehwirtschaft wurde bereits eingestellt. Bis vor 26 Jahren züchteten die Besitzer Clemens Große Ophoff (75) und seine Frau Ulrike Rennpferde. Heute unterhalten sie eine Pferdepension.

Wann die Hofkapelle errichtet wurde, aus welchem Grund, und wer der Bildhauer war, ist in der Familie nicht mehr bekannt. Die Kapelle, in der Familie nur „das Kreuz“ genannt, gehörte schon immer zum Leben und Wirken auf dem Hof.

Buchtipp:
60 Bildstöcke, 60 persönliche Geschichten im Münsterland, im Oldenburger Land und am Niederrhein
Mein Denkmal und ich
Hardcover | 140 Seiten | 2,- Euro
ISBN 978-3-941462-30-4
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Schon als Kind vorm Kreuz gekniet

 

Als Kind musste der heute 75-jährige Clemens Große Ophoff zusammen mit den drei Geschwistern mithelfen, den Platz sauber zu halten und bei Prozessionen einen Blumenteppich zu legen. „Dann musste ich mich daneben hinknien“, erinnert er sich an die Tradition der Kreuzverehrung.

Alle drei Jahre gab es eine Feldprozession und auch Fronleichnamsprozessionen der Gemeinde St. Georg, erinnert er sich. „Heute sind keine Prozessionen mehr.“

 

Auch Jogger bleiben stehen

 

Dennoch wird die Hofkapelle von Passanten, Nachbarn und Freunden nach wie vor angenommen, die auch für eine kurze Andacht verweilen. „Darunter durchaus jüngere Leute und vorbei­eilende Jogger“, sagt Ulrike Große Ophoff. „Eine Nachbarin hat ihren Sohn verloren und uns gefragt, ob sie hier beten dürfe. Sie kommt regelmäßig, stellt Blumen auf und zündet Kerzen an. Das berührt mich sehr.“

Clemens Große Ophoff sagt: „Wir verbinden mit der Kapelle unseren Glauben und unsere Tradition.“ In der Familie ist die Hausherrin für das Kreuz zuständig. Sie pflegt, säubert und schmückt die Kapelle.

Das Ehepaar ist sich einig: „Das Kreuz gehört hierher wie die Gebäude und Bäume. Es gehört zum Hof. Oft geht unser erster Blick am Tag aus dem Fenster hin zur Kapelle, zu unserem Kreuz. Hier ist unser Platz.“