Gründe wohl Kritik an Amtsträgern und kirchlicher Sexualmoral

Erzbistum Köln sperrt Homepage der Katholischen Hochschulgemeinde

  • Das Erzbistum Köln hat laut einem Zeitungsbericht die Internetseite der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Köln gesperrt.
  • Grund sei anhaltende Kritik an der kirchlichen Sexualmoral und am kirchlichen Lehramt.
  • Die KHG hatte das Papier trotz Verbots dennoch andernorts zugänglich gemacht, die Evangelische Hochschulegemeinde veröffentlichte es aus Solidarität ebenfalls.

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Das Erzbistum Köln hat laut einem Zeitungsbericht die Internetseite der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Köln wegen anhaltender Kritik an der kirchlichen Sexualmoral und am Lehramt gesperrt. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Donnerstag) berichtete, drohte das Erzbistum Mitarbeitern des KHG-Pastoralteams zudem arbeitsrechtliche Konsequenzen an. Grund des Streits sei ein bereits im vergangenen Jahr veröffentlichtes Positionspapier, in dem die KHG unter anderem das Auftreten kirchlicher Amtsträger als „unerträglich“ kritisiert und in 15 Punkten einschneidende Reformen gefordert hatte.

Das Erzbistum Köln sagte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Homepage der KHG sei offline, weil eine am 3. November beauftragte Veränderung noch nicht vorgenommen werden konnte. Bis Donnerstagvormittag solle sie aber wieder erreichbar sein.

 

Worum geht es?

 

In dem Positionspapier heißt es unter anderem, katholische Amtsträger wie die Päpste Franziskus und Benedikt XVI., Vertreter der Bischofskonferenz und des Erzbistums äußerten sich „rückständig und vermeidend“ und verletzten dadurch immer wieder Menschen. Die Lehre der Kirche zum Zölibat, die „strukturelle Benachteiligung der Frau“ und die Einstellung zur Homosexualität teilten viele Katholiken nicht. Notwendig sei daher eine Erneuerung von Machtverhältnissen, Sexualmoral und Strukturen der Amtskirche.

In seiner Stellungnahme teilte das Erzbistum mit, dass es grundsätzlich an der kritischen Auseinandersetzung mit kirchlichen Positionen interessiert sei. Auf Grundlage des vorliegenden Papiers könne jedoch kein sachlicher Diskurs geführt werden.

 

Zeitung: KHG missachtete Verbot des Erzbistums

 

Erstmals wurde das Papier laut „Stadt-Anzeiger“ im Programm für das Wintersemester 2019/20 abgedruckt. Per Dienstanweisung habe die Hauptabteilungsleiterin Schule/Hochschule des Erzbistums, Bernadette Schwarz-Boenneke, einen erneuten Abdruck untersagt. Über einen QR-Code habe die KHG dennoch auf das Schreiben im Internet hingewiesen.

Trotz wiederholten Verbots sei das Dokument im Internet zugänglich geblieben. Die KHG verwies laut Zeitung außerdem im aktuellen Semesterprogramm auf den Konflikt mit der Erzdiözese. Zusätzlich veröffentlichten die Mitarbeiter eine Protestnote und kündigten an, Veranstaltungen der KHG sollten demonstrativ entfallen.

 

Erzbistum: Vertrauen in Mitarbeitende gefährdet

 

Das Erzbistum bestätigte, dass es Gespräche mit Mitarbeitern über das Positionspapier gegeben habe. Aufgrund des erneuten Verweises auf dieses Papier im aktuellen Semesterprogramm sehe die Erzdiözese die vertrauensvolle Basis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern aber als gefährdet an. Zur Zeit liefen dazu weitere Gespräche.

Das im Mai 2019 auf der Facebook-Seite der KHG veröffentlichte Dokument hatte unter anderem Hochschulpfarrer Klaus Thranberend unterschrieben. In der aktuellen Fassung findet sich seine Signatur nicht mehr. Nach Angaben des Erzbistums ist Thranberend weiterhin als Hochschulpfarrer tätig. Jedoch habe Peter Krawczack „aufgrund der derzeitigen belasteten Arbeitssituation“ die kommissarische Leitung des KHG-Teams übernommen.

 

Umstrittenes Papier jetzt bei der Evangelischen Hochschulgemeinde

 

Am 12. November hatte das Erzbistum den Angaben der Zeitung zufolge die Internetseite der KHG abgeschaltet. Inzwischen ist das Positionspapier auf der Homepage der Evangelischen Studierenden Gemeinde Köln (ESG) zu finden. Diese forderte „Solidarität mit der Katholischen Hochschulgemeinde“ und stellte zudem das Semesterprogramm der KHG online, dessen gedruckte Form vom Erzbistum ebenfalls zurückgezogen worden war.

Das Semesterprogramm dürfe ohne die Seiten 5 und 6 neu produziert werden, so die Erzdiözese. Auf diesen Seiten befinden sich die Protestnotiz und der Verweis auf das Positionspapier.

UPDATE: Die Homepage der KHG ist wieder erreichbar, das monierte Dokument allerdings ist nicht mehr zu finden. (19.11.2020, 12.45 Uhr | mn)

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