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Beim „Deichbrand“-Musikfestival soll der Rapper Macklemore auftreten – nach Ansicht des Zentralrats der Juden ein Antisemit. Auch ein Experte warnt.
Der Zentralrat der Juden warnt Jüdinnen und Juden vor dem Besuch des Deichbrand-Festivals vom 17. bis 20. Juli im niedersächsischen Kreis Cuxhaven. Als Grund gibt der Dachverband von jüdischen Gemeinden und Landesverbänden in Deutschland den geplanten Auftritt des US-Rappers Macklemore an, bestätigt ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Niedersachsen, Gerhard Wegner, ruft vor dem Hintergrund dazu auf, Veranstaltungen, „auf denen rassistischer, antisemitischer oder national radikaler Hass verbreitet und gefeiert wird“, nicht zu besuchen. Wegner kündigt an, das Gespräch mit den Festival-Veranstaltern zu suchen. Eine Sprecherin des Festivals sagt, die Organisatoren nähmen die Bedenken ernst.
Zentralrat sieht „große Bühne für Antisemitismus“
Der Zentralrats-Sprecher kritisiert gegenüber dem epd, bei Macklemore treffe „Popkultur auf Antisemitismus“. In Songtexten und bei Auftritten verbreite er antisemitische Propaganda und verharmlose die Shoah, während er sich als moralische Instanz inszeniere und als solche von einem breiten Publikum unkritisch gefeiert werde. „Der große Aufschrei bleibt nicht nur aus, sondern verkehrt sich in sein Gegenteil und so eröffnet der Rapper ein beliebtes Musikfestival in Norddeutschland.“
Die Einladung des Rappers sende ein ernüchterndes Signal, betont der Sprecher: „Antisemitismus ist auf der großen Bühne erwünscht.“ Das Deichbrand-Festival sei daher für Jüdinnen und Juden kein sicherer Ort mehr.
Veranstalter: Wir nehmen Bedenken ernst
Für die Festival-Organisation sagt Lena Zielinski dem epd, das Team nehme "Diskussionen und Rückmeldungen aus unserer Community bezüglich des Auftritts von Macklemore" ernst und setze sich damit auseinander. Macklemore thematisiere in seinen Werken regelmäßig politische Themen und habe sich öffentlich zur Situation im Nahen Osten geäußert.
"Diese Aussagen haben unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen und in Teilen zu Vorwürfen geführt." Zugleich betone der Rapper in Interviews und öffentlichen Statements immer wieder, wie wichtig ihm künstlerische Freiheit, Frieden und soziale Gerechtigkeit seien.
"Für uns gilt immer, was wir auch in unserem Awareness-Konzept seit Jahren festgehalten haben", so Zielinski. "Auf dem Deichbrand-Festival sollen sich alle Menschen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Hautfarbe, ethnischer Herkunft, Religion, Alter oder Fähigkeiten akzeptiert und natürlich auch sicher fühlen." Diskriminierung in jeglicher Form, darunter Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Queer- und Transfeindlichkeit, Ableismus oder übergriffiges Verhalten, tolerierten die Organisatoren nicht.
Antisemitismus-Beauftragter: Rapper verstärkt nur den Hass
Antisemitismus-Beauftragter Wegner warnt, es könne „von den Menschen, die sich von Macklemore gegen Jüdinnen und Juden begeistern lassen“, zu Übergriffen kommen. Der Rapper verknüpfe seine rassistische Haltung mit einer kruden Kritik an Israel, das angeblich einen Völkermord in Gaza betreibe, „ohne auf die genozidalen Absichten der Terrorgruppe Hamas auch nur hinzuweisen“, erläutert der einstige Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Perspektiven zum Frieden in Gaza zeige er nicht auf, sondern verstärke nur den Hass. „Mit dieser Haltung ist der Rapper gefährlich und sollte nicht auftreten.“
Beauftragter: Rapper Macklemore wieder ausladen
An die Festival-Veranstalter appelliert Wegner, ihrer Aussage, jede Form von Antisemitismus abzulehnen, gerecht zu werden. „Macklemore nur dadurch zu entschuldigen, dass er sich auch für Frieden und Gerechtigkeit einsetze, reicht nicht“, unterstreicht er. Nicht wenige, die das tun, seien trotzdem Rassisten und wollten den Staat Israel vernichten. „Macklemore sollte wieder ausgeladen werden“, fordert der Antisemitismus-Beauftragte.
Das Deichbrand-Festival wurde 2005 gegründet. Es findet seit 2009 auf dem Flughafen Cuxhaven/Nordholz statt und wird jährlich von rund 60.000 Menschen besucht.
Update 11.45 Uhr: Reaktion der Festival-Veranstalter (jjo.)