Warum in Herten eine Heiligenfigur in einen Kernspin-Tomographen wandert

Der heilige Antonius in der Röhre

Video: Meike Hans und Michael Bönte

  • Eine 420 Jahre alte Holzfigur des heiligen Antonius wird im Kernspin-Tomographen des St.-Elisabeth-Krankenhauses in Herten untersucht.
  • Dabei geht es nicht um die Formen im Innern, sondern um eine mögliche energetische Aufladung, sagt der Radiologe Dr. Jörg Beautemps.
  • In der Bildgebung wird nach sichtbaren Formen gesucht, die wissenschaftlich nicht zu erklären sind.

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Die etwa 420 Jahre alte Holzfigur liegt im Kernspin-Tomographen des St.-Elisabeth-Krankenhauses in Herten: Für ein paar Stunden hat der heilige Antonius die Seitenkapelle der benachbarten St.-Antonius-Kirche verlassen und wird in die Röhre des Hightech-Gerätes gefahren. Auf den Bildschirmen, auf denen die Ärzte sonst Krankheiten von lebenden Patienten diagnostizieren, werden nach und nach Konturen der etwa ein Meter großen Holzfigur erkennbar. Was passiert hier?

Es geht um „spirituelle Aufladung“, sagt Dr. Jörg Beautemps. Der Chefarzt der Radiologie hat die Untersuchung organisiert. „Vielleicht können wir eine Energie zeigen, die wir bisher nicht einordnen können, die naturwissenschaftlich nicht erklärbar ist.“

Er spricht von veränderter Molekülbindung, von einem unerwarteten Magnetismus. Von wissenschaftlich belastbaren Fakten, die letztlich aber nicht gedeutet werden können. „Wir suchen also nach einer Aura, einer spirituellen Ausstrahlung, vielleicht so etwas wie Mystik.“

Wissenschaftliches Neuland

Und das mit einem Gerät wie dem Magnetresonanztomographen? Er lächelt und nickt, bevor er die Antwort gibt. „Wie so oft in der Wissenschaft – wir betreten Neuland.“

Damit beschreibt er einen Prozess, den er als Mediziner schon häufig gegangen ist. „Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten viele Dinge entdecken können, die lange nicht sichtbar oder erklärbar waren.“ Wer sich auf nichts Neues einlasse, kann auch nichts Neues herauskriegen, sagt Beautemps.

Und so fährt der heilige Antonius wieder und wieder in die Röhre. Klackende und rauschende Geräusche signalisieren die Arbeit des Hochleistungs-Magneten, der dafür da ist, Struktur und Funktion von Geweben im menschlichen Körper im Bild darzustellen. Die Position der Heiligenfigur wird verändert, sie wird mit Frischhaltefolie umwickelt und mit Wasser besprüht, um über die Feuchtigkeit ein bessere Bild-Ergebnis zu erhalten.

Schwieriger Patient

Am Steuerpult außerhalb des Untersuchungsraums sitzt die medizinisch-technische Assistentin Regina Kriegeskorte. Eine Fachfrau für Radiologie, die bereits ungezählte Bilder von Organen und Gewebe auf ihrem Bildschirm hatte.

Antonius aber ist ein „schwieriger Patient“, sagt sie. „Ich brauche für diese Untersuchung Wassermoleküle, und die hat eine Holzfigur nicht.“ Nass machen kann sie das wertvolle Objekt aber auch nicht. Das Ergebnis ist also offen: „Es ist aber spannend und macht Spaß.“

Schwammige Aufnahmen

Die ersten Aufnahmen sind noch sehr schwammig. Mehr als ein grauer Schatten ist noch nicht zu erkennen. „Das ist bei Neuland so“, sagt Beautemps. „Da geht es oft um minimale Schritte, die vorsichtig betrachtet und interpretiert werden müssen.“

Er bleibt optimistisch. Eine Figur, zu der über 400 Jahre gebetet wurde, wird irgendwelche Spuren davon zeigen, ist er sich sicher. Und auch wenn nicht: „Allein die Untersuchungen machen allen hier viel Spaß und sind nach der langen und anstrengenden Pandemiephase eine willkommene Abwechslung.“

Ikonen und Fußballschuh

Die Untersuchungen werden fortgesetzt. Wenn es Ergebnisse gibt, sollen sie in einem Schweizer Museum präsentiert werden. Zusammen mit anderen Objekten, die noch durchleuchtet werden sollen. Unter anderem Ikonen aus dem Ikonen-Museum in Recklinghausen.

Aber auch nicht sakrale Gegenstände werden in den Tomographen wandern – etwa der Fußballschuh eines berühmten deutschen Nationalspielers. Alles Gegenstände, in denen Energie stecken könnte, die bislang nicht sichtbar wurde.

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