Veronica von Degenfeld schuf 14 Stationen für Kirche in Münster-Mecklenbeck

Der Kreuzweg - ein alter Brauch modern gestaltet

Den Kreuzweg zu beten, ist ein bisschen aus der Mode gekommen. Trotzdem werden immer wieder Kreuzwege für Kirchen gestaltet, so auch in St. Anna Münster-Mecklenbeck. Die Künstlerin Veronica von Degenfeld malte ihn in eindringlichen Farben.

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Den Kreuzweg zu beten, ist ein bisschen aus der Mode gekommen. Daran ändert auch die mediale Aufmerksamkeit nichts, die Papst Franziskus am Karfreitag bekommt, wenn er im römischen Kolosseum den Kreuzweg betet - zumindest vor der  Corona-Krise. Trotzdem werden immer wieder Kreuzwege für Kirchen gestaltet, wie vor zwei Jahren in St. Anna Münster-Mecklenbeck.

Die 14 Stationen hat die Malerin Veronica von Degenfeld geschaffen. Es ist bereits ihr dritter Kreuzweg. Die Künstlerin hat ihre Ausbildung in Rom absolviert und ist im In- und Ausland tätig. Ihren Lebensmittelpunkt hat sie in München.

 

Leuchtende Farben auf grauem Beton

 

Jesus am Kreuz. | Claudia Maria KorsmeierJesus am Kreuz. | Claudia Maria Korsmeier

Die auf Leinwand gemalten Ölbilder sind mit 40 mal 30 Zentimetern relativ kleinformatig. Sie heben sich prägnant von der grauen Betonwand des Gotteshauses ab. In leuchtenden Farben von Rot über Gelb bis zu Violett sind die Bilder teils gegenständlich, teils abstrakt und erschließen sich nicht unbedingt auf den ersten Blick.

Die 1973 geweihte Anna-Kirche steht unter Denkmalschutz. Sie wurde vom münsterschen Architekten Harald Deilmann überwiegend aus Sichtbeton gestaltet. Das Material bietet einen idealen Hintergrund für die leuchtenden Farben der Kreuzweg-Bilder, die von zwei Seiten durch hohe, schmale Fensterfronten beleuchtet werden. Die Bilder hängen in fünf kleinen Gruppen nebeneinander. Das zwölfte Bild, das Jesu Tod darstellt, hängt etwas höher und betont dadurch die Bedeutung seines Kreuzestods.

 

Leiden im eigenen Leben

 

Der Kreuzweg in der Anna-Kirche in Münster-Mecklenbeck. | Claudia Maria KorsmeierDer Kreuzweg in der Anna-Kirche in Münster-Mecklenbeck. | Claudia Maria Korsmeier

Die Gemeinde bietet in einem Flyer, der an einer Seitenwand der Kirche ausgelegt ist, kurze Impulse zu jedem Bild. Die Texte sollen helfen, den Blick für die Darstellung zu schärfen. Zudem gibt es ein Andachtsbüchlein, in dem die Stationen abgebildet und erklärt werden. Darin ist jeder Station der Text eines Gemeindemitglieds zugeordnet, der das biblische Passionsgeschehen mit dem eigenen Leben und Leiden verbindet.

Eine Mutter erzählt vom Tod ihres Kindes, eine Frau von der jahrelangen Pflege ihres Mannes, ein todkranker Mann von seinem Blick auf den bevorstehenden Tod, eine Bestatterin über die geistliche Dimension ihrer Arbeit. Zum Abschluss jeder Station ist in dem schmalen Band ein Gebet abgedruckt.

 

Vom Dunkel ins Licht

 

Weitere Texte gehen auf den Kreuzweg im Allgemeinen und den von Veronica von Degenfeld ein. Einen davon hat die Künstlerin selbst geschrieben. Der Titel des Andachtsbuchs gibt einen Hinweis auf die Intention der Künstlerin: „Im tiefsten Dunkel ... das Licht!“ Denn die Künstlerin stellt nicht nur das Leiden Jesu eindringlich dar, sondern deutet es mit ihren Farben. Licht spielt dabei eine besondere Rolle.

Im Zentrum des zwölften Bilds hängt Jesus am Kreuz, hinter dem Licht aufstrahlt, das die dunklen Violett-Töne, die das Kreuz umgeben, aufbricht. Auch vom Leichnam Jesu, der auf dem letzten Bild ins Grab gelegt wird, geht Licht aus: das Licht der Osternacht, das Jesus selbst ist. Dem, der den Kreuzweg betet, soll das trösten: So endet der Kreuzweg nicht im Dunkel des Todes, sondern in der Erwartung der Auferstehung.

Das Andachtsbuch zum Kreuzweg kann im Pfarrbüro oder in der Sakristei von St. Anna in Münster-Mecklenbeck zum Preis von fünf Euro erworben werden.

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