Start des islamischen Fastenmonats

Der Ramadan beginnt – wie fasten eigentlich Muslime?

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Nichts essen, nicht einmal trinken – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und womöglich in der Hitze des Hochsommers: Der islamische Fastenmonat Ramadan kann zur Herausforderung werden. Für Esra Cimsit-Mukabel steht der Verzicht selbst aber nicht im Vordergrund: „Viel wichtiger ist das Innerliche.“

Die junge Frau gehört zu den ersten Absolventen des Zentrums für Islamische Theologie der Universität Münster, die im November 2017 ihr Referendariat beginnen. Als Lehrerin wird sie islamischen Religionsunterricht erteilen.

 

„Die Zunge fastet mit“

 


Esra Cimsit-Mukabel. | Foto: Jens Joest

Beim Fasten im Ramadan „kann ich mich innerlich reinigen und ein besserer Mensch werden“, sagt Esra Cimsit-Mukabel. Wenn sie faste, lasse sie sich nicht auf Alltägliches beschränken. Erst im Verzicht werde deutlich, wie sehr man sich gewöhnlich von Bedürfnissen wie Essen und Trinken leiten lasse. „Im Ramadan denke ich daran gar nicht, sondern gewinne Zeit, mich selbst zu reflektieren.“ Auch seien Muslime gerade im Ramadan aufgerufen, Gutes zu tun. Hinzu kommt: „Die Zunge fastet mit.“ Das gilt etwa für Lästereien und Flüche.

Da die Muslime sich nach dem Mondkalender richten, ist der Termin des Fastenmonats beweglich, er verschiebt sich jedes Jahr einige Tage nach vorn. 2016 startete das Fasten am 6. Juni, 2017 beginnt es am Samstag, 27. Mai. Das große Fest zum Ende des Monats Ramadan wird in diesem Jahr vom 25. bis 27. Juni gefeiert.

 

Fastengebot gilt ab der Pubertät

 

Ein Fastenbrechen gibt es gleichwohl an jedem Abend bei Sonnenuntergang. „Wir eröffnen das Fastenbrechen traditionell mit einer Dattel“, erzählt Esra Cimsit-Mukabel. Das habe schon der Religionsstifter Mohammed so gehalten. „Im Ramadan kommen die Muslime mit ganz vielen Menschen zusammen“ – zum Beispiel eben zum abendlichen Essen. Auch diese Gemeinschaft schätzt die angehende Religionslehrerin sehr. Bedürftige und alleinstehende Gläubige würden zum Fastenbrechen in die Moscheen eingeladen.

Ab der Pubertät, also der Zeit des Erwachsenwerdens, gilt für Muslime das Fastengebot. Für schwangere oder stillende Frauen, kranke oder ältere Menschen gebe es „Entschuldigungsgründe“. Diese Gläubigen seien stattdessen gehalten, eine tägliche Spende zu leisten, damit zum Beispiel Bedürftige gespeist werden. Das Wetter ist keine Entschuldigung, 40 Grad Hitze in der Wüste also auch nicht.

 

Fasten als Beziehungspflege

 

Das Ramadanfest beschließt den Fastenmonat. In der nicht-islamischen Öffentlichkeit wird es oft „Zuckerfest“ genannt, weil dann auch Süßigkeiten und Kuchen gegessen werden. „Die Kinder können auch beschenkt werden – es ist ein bisschen wie das christliche Weihnachten“, vergleicht Esra Cimsit-Mukabel.

Das Fasten gehört zu den „fünf Säulen“, also den grundlegenden Geboten, auf denen der Islam ruht. „Ich faste aber nicht nur, weil es Pflicht ist“, sagt die Mittzwanzigerin. „Ich erfahre mich in jedem Fastenmonat neu, weil ich mich ja ein Jahr weiterentwickelt habe.“ Fasten sei „ein Gottesdienst, den man von außen nicht sieht. Etwas zwischen Gott und mir persönlich.“ Eine Beziehungspflege.

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