Anzeige
Der Synodale Weg stößt in Rom auf wenig Begeisterung. Das hat der Ad-Limina-Besuch gezeigt. Dennoch muss der Reformprozess fortgesetzt werden, kommentiert Ulrich Waschki.
Alles nur ein Traum? Die Vorstellung von einer Kirche, in der Paare unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung gesegnet werden, Frauen am Altar stehen, Priester und Bischöfe gemeinsam mit ungeweihten Frauen und Männern Gemeinden und Bistümer leiten? Nach dem Ad-Limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom fühlt es sich so an, als sei der deutsche Synodale Weg aus eben diesem Traum aufgewacht und in der katholischen Realität angekommen.
Das Positive: Deutsche Bischöfe und Verantwortliche der Weltkirche haben erstmals mit offenem Visier in persönlichen Gesprächen ihre Positionen ausgetauscht. Dabei sind erwartungsgemäß Fronten aufeinandergeprallt, aber in respektvoller Atmosphäre. So offen ging es noch nie zu. Früher hätten die Bischöfe kritische Fragen nur vorsichtig ausgesprochen oder gleich den Mund gehalten. Und wenn nicht, wären sie abgekanzelt und mit einer klaren Anweisung nach Hause geschickt worden.
So kann der Synodale Weg wenigstens weitergehen. Und: Es soll weitere Gespräche geben. Dabei gibt es realistischerweise wenig Hoffnung, dass die kurialen Spitzen sich überzeugen lassen. Aber vielleicht lassen sich so Spielräume ausloten und Stoppschilder verhindern.
Synodaler Weg geht weiter
Der Autor
Ulrich Waschki ist Geschäftsführer und Chefredakteur der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück. Er stammt aus Rheine.
Das Negative: Der Synodale Weg kann entscheiden, was er will. In Rom gibt es unverhandelbare Positionen. Mauern, die kein deutscher Mehrheitsbeschluss niederreißen wird. Seit Beginn des Synodalen Weges stand das im Raum. Jetzt ist es sicher. Mit päpstlichem Segen. Der Vatikan lehnt Form und Stil des aus seiner Sicht allzu parlamentarischen Synodalen Weges ab. Und die meisten Beschlüsse erst recht.
Doch die Themen, die in Deutschland diskutiert werden, sind auch Themen in anderen Ländern. Deshalb muss der Synodale Weg nun weiterarbeiten, um die Ergebnisse in den weltweiten synodalen Prozess einzuspielen.
Vor allem sollten Bischöfe und Laien Verbündete in allen Teilen der Welt suchen, um die Kirche von unten zu verändern. Und die Bischöfe können Spielräume ausloten, an oder manchmal sogar über Grenzen gehen. Der Traum kann Wirklichkeit werden. Aber das wird deutlich länger dauern, als viele gehofft hatten.
In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.