Schwester Katharina Kluitmann zieht Bilanz

Der Synodale Weg war die Kunst des Möglichen

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Viele Kritiker des Synodalen Wegs sagen, dass die angestoßenen Reformen in der katholischen Kirche nicht reichen. Trotzdem sollten wir hoffnungsvoll bleiben, sagt die Synodale Schwester Katharina Kluitmann in ihrem Gast-Kommentar.

„Hätte, hätte, Fahrradkette“, sagen viele Menschen, wenn jemand zu viele Möglichkeitsformen gebraucht und die Wirklichkeit, wie sie nun mal ist, ausblendet. Ja, ich hätte mir vom Synodalen Weg an vielen Stellen mehr erhofft.

Hätte die Kirche im 16. Jahrhundert die Gläubigen ernst genommen, wäre statt Reformation vielleicht eine Reform herausgekommen. Und hätte man dann im Konzil von Trient nicht nur auf Abgrenzung, Vereinheitlichung und Festlegung bestanden, wäre die Kirche lebendiger geblieben – wahrscheinlich. Hätten im ausgehenden 19. Jahrhundert nicht die Befürworter der päpstlichen Unfehlbarkeit die Entscheidung für sich gewonnen – was knapper war als manches in Frankfurt –, müssten wir weniger mit Zentralismus kämpfen. Und hätte Rom nach der Würzburger Synode auf Anfragen geantwortet, wären wir heute vielleicht weiter – oder die Tür wäre noch mehr zu.

Bischöfe nehmen andere Gesprächskultur an

Die Autorin
Schwester Katharina Kluitmann ist Franziskanerin von Lüdinghausen, war Synodale und ist in den Synodalen Ausschuss gewählt.

Frankfurt war die Kunst des Möglichen. Es hat uns allen, inklusive der meisten Bischöfe, viel abverlangt. Dass diese am längeren Hebel sitzen, nun, dass wir das nach Jahrhunderten „mal eben“ abschaffen, war nicht zu erwarten. Aber wir haben alle gelernt.

So bin ich zufrieden mit dem, was in Frankfurt geschehen ist. Ich sehe, dass wir Nicht-Bischöfe manchen Bischöfen eine andere Art der Gesprächskultur beigebracht haben: eine mit mehr persönlichem Zeugnis, mit weniger Autoritätsverweisen, mit kreativer theologischer Argumentation auf der Höhe der Kunst, offener, strukturierter. Themen sind noch mal anders in der Welt. Das stimmt mich zuversichtlich.

Gebet für die Zukunft der Kirche

Bevor der Synodale Ausschuss beginnt, bete ich für die, denen das alles zu weit geht, und für die, denen das alles nicht weit genug geht. Ich bete darum, dass wir uns nicht auseinanderdividieren lassen, dass wir den Geist in allen sehen.

Mein Lieblingszitat, das der heilige Ignatius in einer inhaltlichen Kontroverse an einen Mitbruder schreibt: „Bei alledem hielt ich daran fest und tue es auch jetzt noch: Auch wenn es der Wille Gottes ist, dass ich mich auf diesen Standpunkt stelle, während andere die gegenteilige Stellung einnehmen, so bedeutet das keinerlei Widerspruch. Denn es kann wohl sein, dass der gleiche Geist Gottes mich aus gewissen Gründen zu dem einen drängt und andere zum Gegenteil.“ Hätten wir doch dieses Vertrauen. Hätte, hätte, Fahrradkette…

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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