Max Thurian wurde vor 100 Jahren geboren und starb vor 25 Jahren

Der Taizé-Theologe Frère Max – vom Calvinisten zum Papst-Berater

  • Max Thurian war der zentrale Theologe des Projekts Taizé.
  • Ursprünglich Calvinist, ließ er sich später zum katholischen Priester weihen und wurde Papst-Berater.
  • Vor 100 Jahren, am 16. August 1921, wurde er geboren, am 15. August 1996, vor 25 Jahren, starb er.

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Die Geschichte von Frère Roger ist häufig aufgeschrieben worden – der Gründer der Mönchsgemeinschaft von Taizé, der ein fast verlassenes Dorf in Burgund zu einer internationalen Jugendbegegnungsstätte und zu einem Motor der Ökumene machte. Roger Schutz (1915-2005) hatte bei seiner Taizé-Idee mehrere Mit-Träumer. Ein zentraler war Max Thurian, der vor 100 Jahren, am 16. August 1921, geboren wurde und am 15. August 1996, vor 25 Jahren, starb.

Sein Werdegang ist theologisch spektakulär. Max Thurian wurde als Sohn eines Zollbeamten im Kanton Genf geboren. Der Calvinist studierte an der autonomen Theologischen Fakultät der Universität Genf. Nach seinem Abschluss wurde er 1946 von der Église Nationale Protestante de Genève ordiniert, bevor er sich als einer der ersten sieben Brüder dem Projekt von Taizé anschloss.

 

Schon beim Konzil dabei

 

Für den Charismatiker Frère Roger war das Theologiestudium nur Mittel zum Zweck seiner geistlichen Berufung, seines spirituellen Weges mit Christus gewesen. Der eigentliche theologische Kopf von Taizé wurde Frère Max.

Die beiden Schweizer wurden von Johannes XXIII. persönlich als protestantische Beobachter zum Zweiten Vatikanischen Konzil eingeladen. Der Konzilspapst schätzte den geistlichen Aufbruch der ökumenisch gesinnten Gemeinschaft außerordentlich, nannte ihn begeistert einen "kleinen Frühling". 1948, damals noch als Nuntius in Frankreich, hatte er der jungen protestantischen Gemeinschaft gestattet, in der katholischen Dorfkirche Gottesdienst zu feiern.

 

Empfang der Kommunion

 

Umgekehrt zeigten sich die Vertreter von Taizé durch die Reformen des Konzils in ihrem Kurs bestätigt; man schien am selben Strang zu ziehen. Mit Erlaubnis des Erzbischofs von Paris wurden 1969 die ersten katholischen Brüder aufgenommen – aus kirchenhistorischer Sicht der eigentliche, sensationelle Start einer ökumenischen Mönchsgemeinschaft.

Drei Jahre später erhielten Frère Roger und Frère Max gar vom Bischof von Autun, Armand Le Bourgeois, die Kommunion. Schon beim Konzil hatten die beiden Calvinisten Aufsehen erregt, als sie wie selbstverständlich vor dem Altarssakrament niederknieten. Der eucharistische Schritt von 1972 wurde lange als Beleg für einen Übertritt der beiden zum Katholizismus gewertet – was die Gemeinschaft von Taizé stets als nicht zutreffend zurückwies.

 

Priesterweihe und Papst-Berater

 

Die innere Chronologie der folgenden Jahre ist nicht mehr einfach nachzuvollziehen. Offenbar gingen Frère Max die damals noch erheblichen ökumenischen Fortschritte nicht schnell genug. Der heutige Prior von Taizé, der deutsche Katholik Frère Alois (67), sagte einmal: "Er wurde irgendwann zu ungeduldig und ging einen anderen Weg."

Anfang der 1980er Jahre arbeitete Thurian noch an der Lima-Erklärung des Weltkirchenrats von 1982 mit. Am 3. Mai 1987 schließlich wurde er in Neapel vom dortigen emeritierten Erzbischof, Kardinal Corrado Ursi, zum Priester geweiht. 1992 berief ihn Johannes Paul II. zum Mitglied der päpstlichen Theologenkommission. Ein weiter geistlicher Weg hatte Thurian vom Genfer reformierten Theologen zum ökumenisch gesinnten Mönch bis hin zum päpstlichen Theologen geführt.

 

Neben Frère Roger beigesetzt

 

In seinen letzten Lebensjahren litt er an Krebs, wurde in Genf behandelt. "Aber er kam weiter jede Woche nach Taizé", berichtet Frère Alois – immerhin rund 200 Straßenkilometer. Max Thurian starb in Genf, einen Tag vor seinem 75. Geburtstag. Begraben liegt er in Taizé, gleich neben Frère Roger, am Eingang der kleinen romanischen Dorfkapelle.

Ein Gründungsmitglied der Gemeinschaft von Taizé lebt indes noch: Daniel de Montmollin, auch er Jahrgang 1921, will am 27. August sein 100. Lebensjahr vollenden.

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