Abriss noch in diesem Jahr möglich

Der Turm von St. Josef in Greven muss doch weichen

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Die St.-Martinus-Pfarrei in Greven wird demnächst ihre St.-Josef-Kirche abreißen lassen, um dort ein neues multifunktionales Pfarrzentrum mit einem Sakralraum zu bauen. Erste Arbeiten könnten Ende des Jahres beginnen.

In Greven wird möglicherweise noch in diesem Jahr die St.-Josef-Kirche samt Turm abgerissen. „Einen genauen Zeitplan gibt es aber noch nicht“, sagt Pfarrer Klaus Lunemann von der Pfarrei St. Martinus. Erst müsse man die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs sowie mögliche Einwände und Klagen abwarten.

Neu am Immobilienkonzept der Pfarrei ist, dass nun auch der Turm der St.-Josef-Kirche abgerissen werden soll. Ursprünglich sollte der Turm erhalten bleiben, um an diesem das neue Pfarrzentrum mit einem Sakralbau für die Gottesdienstgemeinde zu errichten. Das multifunktionale Gebäude soll mehrere Gruppen- und Sozialräume erhalten, die bisher im baufälligen Pfarrheim an der Nordwalder Straße vorhanden waren. Auch der Gottesdienstraum soll sichtbar als sakraler Raum in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden können. „Wir werden rechtzeitig die Gemeinde über die konkreten Pläne und Architektenvorschläge informieren“, verspricht Lunemann.

 

Kindergarten wird erweitert

 

Dass nun der Kirchturm weichen muss, hängt mit der Erweiterung der benachbarten Tageseinrichtung für Kinder St. Josef zusammen. Nach Wunsch der Stadt Greven soll dieser Kindergarten zwei weitere Gruppen erhalten. Dafür ist der Ausbau des Kindergartens in Richtung Kirchengebäude notwendig.

In Gesprächen kamen Stadt und Kirchenverstand überein, dass auch die Pfarrei wegen der hohen Nachfrage nach Kita-Plätzen ihre Kapazitäten erhöht. Gerade im Stadtviertel rund um St. Josef würden viele Kindergartenplätze benötigt, sagt Lunemann. Die Stadt habe den Erweiterungsplan und dessen Finanzierung bereits zugestimmt. „Die Kommune ist in der Pflicht, mehr Kita-Plätze zu schaffen. Aber auch wir als Träger haben eine Verantwortung, am Gelingen der Umsetzung mitzuarbeiten“, sagt Lunemann.

In dieser Abwägungsfrage müsse man überlegen, welchen Stellenwert letztlich ein isolierter Kirchturm in der Neuplanung des Kirchzentrums – Pfarrzentrum und Sakralbau – haben kann. In der Vorbereitung des Architektenwettbewerbs sei deshalb der Kirchturm nicht mehr einbezogen worden.

 

Gemeindemitglieder enttäuscht

 

Enttäuscht über den Kirchenabriss zeigen sich Gemeindemitglieder rund um St. Josef: „Man sollte Gotteshäuser erhalten statt diese abzureißen“, meint Marianne Ahlert, die seit mehr als 50 Jahren in Nachbarschaft zur St.-Josef-Kirche wohnt. Ihr Mann Albert Ahlert habe als Jugendlicher am Aufbau der Kirche 1951/52 mitgeholfen und sei wie viele seiner Klassenkameraden entsetzt über die Entscheidungen des Kirchenvorstands und der Bistumsverantwortlichen.

„Mir erschließt sich nicht der Sinn, ein Gebäude abzureißen und dann an gleicher Stelle ein so genanntes neues Multifunktionshaus zu bauen. Das hat mit Sparen nichts zu tun“, sagt Marianne Ahlert. Sie wünscht sich die Offenlegung der Kosten für Abriss und Neubau durch die Pfarrei.

 

Reduzierung der Liegenschaften

 

Nach der Pastoralplanentwicklung und den Vorgaben des Bistums zur Reduzierung von Liegenschaften muss sich die Pfarrei in spätestens fünf oder sechs Jahren auch von der Kirche Mariä Himmelfahrt trennen und die weitere Nutzung des Hauses Liudger überdenken. Das Haus Liudger ist ein beliebter Gemeindetreffpunkt und beherbergt unter anderem eine Bücherei. „Wir haben Zeit, in Ruhe über die weitere Nutzung der Marien-Kirche und das Haus Liudger nachzudenken“, sagt Lunemann. Rund um St. Marien soll ein reduziertes Raumangebot erhalten bleiben. „Möglichkeiten der Begegnung soll es auf alle Fälle auch weiterhin im Marien-Viertel geben“, versichert der Ortspfarrer.

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