Kein Einbruch der Zahlen wegen Corona – aber weniger Spender

Deutsche spenden 2020 mehr – vor allem während der Lockdowns

  • Die Deutschen haben 2020 rund 5,4 Milliarden Euro gespendet.
  • Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Spendenniveau um 5,1 Prozent.
  • Gespendet wurde vor allem während der beiden harten Corona-Lockdowns in Deutschland.

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Corona mag viele Bereiche erschüttern, den Spendenmarkt wohl nicht - im Gegenteil. Denn wer in Deutschland spendet, gibt nach einer GfK-Analyse im Auftrag des Deutschen Spendenrats gerne und viel. Und das vor allem, während der Rest des gesellschaftlichen Lebens nahezu stillsteht. Einziger Wermutstropfen, so Analystin Bianca Corcoran-Schliemann: Die Zahl der Spender sinkt weiter.

Die Deutschen haben 2020 demnach 5,4 Milliarden Euro gespendet, das zweithöchste Ergebnis seit 15 Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Spendenniveau um 5,1 Prozent, wie aus der jährlichen GfK-Analyse „Bilanz des Helfens“ hervorgeht. Nur 2015, im Zeichen der Flüchtlingskrise und des schweren Erdbebens in Nepal, war das Spendenvolumen mit 5,5 Milliarden Euro noch höher.

 

Dezember bleibt Spitze

 

Dabei entwickelte sich das Spendenvolumen 2020 parallel zu den Corona-Einschränkungen: Starke Anstiege gab es mit dem ersten und zweiten harten Lockdown. Darum war der traditionell spendenreichste Monat Dezember auch im vergangenen Jahr Spitze; er macht ein Fünftel des Gesamtvolumens aus.

Einen Rekord gab es bei der durchschnittlichen Spende: Diese stieg um drei auf 40 Euro. Die durchschnittliche Spendenhäufigkeit lag wie im Vorjahr bei sieben Mal im Jahr. Insgesamt haben 19 Millionen Menschen, etwa 500.000 weniger als im Vorjahr, im vergangenen Jahr Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet. Zehn Jahre zuvor waren es noch 24,6 Millionen Spender.

 

Kirchlichen Organisationen fehlen die Kollekten

 

Jährlich analysiert die GfK für den Spendenrat, Dachverband von rund 70 gemeinnützigen Organisation, eine repräsentative monatliche Befragung unter 10.000 Teilnehmern ab zehn Jahren. Die Marktforscher berücksichtigen nur Angaben von Privatpersonen; Erbschaften, Unternehmensspenden und Großspenden ab 2.500 Euro bleiben außen vor. Damit bezieht sich die Analyse nur auf einen Teil des Spendenmarkts.

Drei Viertel der Privatspenden fließen weiter in die humanitäre Hilfe, darunter vor allem in die Not- und Katastrophenhilfe. Einen Rückgang von fast 100 Millionen Euro oder vier Prozentpunkten gab es beim Spendenzweck „Kirche / Religion“. Dieser macht im Bereich der humanitären Hilfe noch 23,6 Prozent aus. Hauptgrund seien die fehlenden Kollekten im Corona-Jahr, so Corcoran.

 

23 Prozent für kirchliche Empfänger

 

Bei den Empfängern der Spenden punkten seit einigen Jahren vor allem kleine Organisationen und machen mittlerweile nahezu 50 Prozent der Empfänger aus. Ein leichtes Plus von einem Prozentpunkt gab es bei katholischen Organisationen auf 11,5 Prozent. Bei evangelischen Organisationen gab es ein leichtes Minus von 0,5 Prozentpunkten. Gemeinsam machen die beiden großen Kirchen als Spendenempfänger 23,4 Prozent am Gesamtmarkt aus.

Den Hauptteil der Spenden trägt weiter die Generation der Über-70-Jährigen. Ihr Anteil am Gesamtspendenvolumen stieg um drei Prozentpunkte auf 43,8 Prozent, das durchschnittliche Spendenvolumen von 344 im Vorjahr auf 402 Euro. Das sind rund 150 Euro mehr als die Durchschnittspende in der Altersgruppe 60-69 Jahre. Wobei auch bei den 60 bis 69-Jährigen und den 50- bis 59-Jährigen im vergangenen Jahr wieder etwas mehr gespendet wurde.

 

Vor allem Ältere spenden, und die werden weniger

 

Allerdings nimmt die Zahl der über 70-jährigen Spender deutlich und stetig - zuletzt um 209.000 - ab . Für den Geschäftsführer des Spendenrats, Max Mälzer, angesichts der demografischen Prognosen Grund zur Sorge: „Hier liegt eine massive Gefahr für den Gesamtspendenmarkt.“

Verschlechtert wird die Lage dadurch, dass bei den Zehn- bis 29-Jährigen die Zahl der Spender ebenfalls deutlich um 129.000 sank. Hier sieht GfK-Analystin Corcoran auch ein Problem der Ansprache. Während für viele Ältere der direkte Brief Anlass zur Spende war, sei dies in der jüngeren Generation schlicht überholt.

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