Schulschließungen, Trägerwechsel und weniger Verwaltung

Deutschlands Bistümer auf Sparkurs – eine Übersicht

  • Mit der Bekanntgabe der Haushaltspläne für 2021 haben wieder mehr Diözesen neue Sparvorhaben veröffentlicht.
  • Dabei stehen Schulschließungen, Trägerwechsel und weniger Verwaltung auf dem Plan.
  • Wie und wo im Bistum Münster 32,4 Millionen Euro bis 2025 eingespart werden sollen, wird indes noch diskutiert.

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„Die Kirche schwimmt im Geld!“ Dieses Vorurteil haben die Finanzverantwortlichen deutscher Bistümer in den vergangenen Wochen und Monaten widerlegt: Mit der Bekanntgabe der Haushaltspläne für 2021 haben wieder mehr Diözesen neue Sparvorhaben veröffentlicht.

Im Bistum Münster diskutieren Kirchensteuer- und Diözesanrat noch, wie 32,4 Millionen Euro bis 2025 eingespart werden sollen. Ebenso im Bistum Regensburg – der entsprechende Diskussionsprozess wurde Ende 2019 auf drei Jahre angelegt. Seit September 2020 befindet sich das Erzbistum München und Freising in einem sogenannten Strategieprozess, bei dem es sich von einer Unternehmensberatung begleiten lässt. Andere Bistümer greifen bereits teils drastisch in ihre Strukturen ein.

 

Bistum Hildesheim: Schulen

 

Das Bistum Hildesheim etwa spart an seinen Schulen. Bereits 2017 gab die Diözese bekannt, eine Gesamtschule in Duderstadt aufzugeben. Die beiden katholischen Gymnasien Marienschule und Josephinum in Hildesheim sollen zusammengelegt werden, was auch an der kleiner werdenden Zahl der Schüler liege. Einen konkreten Zeitplan gebe es aber noch nicht, heißt es.

 

Erzbistum Hamburg: Schulen, Krankenhäuser und weniger in der Fläche

 

Dem Sparkurs der Kirche fallen auch Schulen im Erzbistum Hamburg zum Opfer. Im Januar 2018 hatte das Erzbistum angekündigt, acht seiner 21 Schulen in Hamburg zu schließen. Man wolle mit „mittelfristig zukunftssicheren“ Schulen arbeiten, betonte Erzbischof Stefan Heße. Also ganz nach dem Motto „weniger ist mehr“. Nach zahlreichen Protesten und dem Einwerben von Spenden ist aktuell noch die Rede von sechs Schulschließungen.

Außerdem kündigte Heße einen teilweisen Rückzug der Kirche aus ländlichen Gebieten an. „Schleswig-Holstein und Mecklenburg sind so große Gebiete, dass wir unmöglich flächendeckend überall präsent sein können“, sagte er. Stattdessen solle Kirche an „verlässlichen Orten“, wie Kirchen, karitative Einrichtungen, Schulen oder Gemeindegruppen präsent sein.

Neu in den Sparplänen von Deutschlands flächenmäßig größtem Bistum ist seit Sommer 2020 der Plan, vier Krankenhäuser an christliche Träger abzugeben.

 

Bistum Mainz: Schulen, Tagungshäuser und weniger Pfarreien

 

Ebenfalls im Bildungsbereich möchte das Bistum Mainz sparen und daher die Trägerschaft bei fünf katholischen Schulen abgeben sowie drei Tagungshäuser schließen. Man stehe zu pluraler und hochwertiger Bildung, sagte Generalvikar Udo Markus Bentz im September 2020. Dies könne die Diözese aber langfristig nicht mehr in dem Umfang wie bisher ermöglichen, sonst lebe sie über ihre Verhältnisse. Es brauche spürbare strukturelle Veränderungen, nicht allgemeine Sparmaßnahmen nach dem Gießkannenprinzip. Besonders schmerzhaft sei es, dass das Bistum sich „auch von gut laufenden Einrichtungen trennen muss“.

Damit ist das Bistum aber nicht am Ende seiner Sparmaßnahmen angekommen, wie Bischof Peter Kohlgraf ankündigte. Heute gehe es um Schulen und Tagungshäuser, aber der Wandel betreffe „alle Bereiche“. Beabsichtigt sei, die bisherigen 134 Seelsorgeeinheiten der Diözese bis 2030 in 50 Pfarreien zusammenzuführen. „Die Institution Kirche wird kleiner – an Mitgliedern, an finanziellen Mitteln und auch an Menschen, die sich für ein christliches Profil engagieren wollen“, so der Bischof. Deshalb sei es jetzt die Aufgabe, der Kirche ein Gesicht zu geben, „das in diese veränderte Zeit passt“.

 

Bamberg: Weniger Verwaltung, mehr Ehrenamt

 

Die Zahl der Dekanate, der regionalen Verwaltungseinheiten, wird im Erzbistum Bamberg reduziert, von bisher 21 auf zehn. Außerdem werden aus den bisher 95 Seelsorgeeinheiten 35 Seelsorgebereiche: Mit diesen Schritten reagiere man „auf die Anforderungen der Menschen und die sinkende Zahl von Gläubigen und Seelsorgern“, berichtete Generalvikar Georg Kestel im Juni 2019. Dann soll es pro Seelsogebereich noch einen Verwaltungssitz geben. Klar ist, dass dadurch die Personalkosten sinken, auch wenn die Seelsorgeeinheiten hauptamtliche Verwaltungsleiter bekommen.

Wo dann künftig kein Hauptamtlicher mehr ist, müssen die Ehrenamtlichen selbst ran. Sie sollen vor Ort mehr Verantwortung übernehmen und mehr Kompetenzen übertragen bekommen, wirbt Erzbischof Ludwig Schick. Die Hauptamtlichen müssten diese und alle Christen vor Ort inspirieren, moderieren und integrieren, damit überall lebendige Gemeinden vorhanden seien.

 

Erzbistum Köln: Gebäude verkaufen

 

Der Finanzdirektor des Erzbistums Köln, Gordon Sobbeck, sieht Einschnitte bei den Immobilien am dringlichsten: „Wir müssen uns auch von Kirchengebäuden trennen“, erklärte Sobbeck im September 2020. „Wenn eine Kirche kaum noch genutzt wird und die Gemeinde keinen Bedarf mehr dafür sieht, warum sollen wir nicht erwägen, sie in ein Caritas-Haus, ein Seniorenzentrum oder eine Schule für Pflegeberufe zu verwandeln?“

Im Erzbistum gebe es allein 1.600 Gebäude, davon 1.200 Kirchen und Kapellen, größtenteils denkmalgeschützt. Gegenwärtig erfasse und bewerte man alle Immobilien, „um zu entscheiden, wovon wir uns trennen“, so der Finanzdirektor.

 

Osnabrück: Weniger Geld für Kirchengemeinden

 

Ab 2021 werden die finanziellen Zuweisungen der Diözese an die Pfarreien in Münsters Nachbar-Bistum Osnabrück „deutlich und gleichmäßig für alle Empfänger“ um zehn Prozent gekürzt. Das kündigte der damalige Generalvikar Theo Paul Ende September 2020 an. Betroffen seien auch Kindertagesstätten, Vereine und Verbände. Außerdem würden Bauvorhaben aufgeschoben, und es gebe einen Stopp im Stellenplan. Über weitere Sparmaßnahmen würde mit den unterschiedlichen Gremien gesprochen.

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