Diakone im Bistum Münster über ihren Dienst zwischen Kirchenfrust und Hoffnung

Diakone in dieser Zeit: Wie geht es Ihnen, Herr Meyer?

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Auch die Diakone im Bistum Münster bekommen die Kirchenkrise zu spüren. Wie geht es ihnen damit? Das haben wir sieben von ihnen gefragt. Ihre Antworten präsentiert „Kirche-und-Leben.de“ in dieser Woche, bevor am Sonntag neue Ständige Diakone von Bischof Felix Genn geweiht werden. Diesmal: Holger Meyer aus Molbergen.

Wie gehen Sie damit um, Kirchenfrust und -wut ganz persönlich abzubekommen?

Im Gespräch
Holger Meyer ist Ständiger Diakon in Molbergen.
Holger Meyer ist Ständiger Diakon in Molbergen, Gehörlosenseelsorger und Redaktionsleiter der deutschen katholischen Gehörlosenzeitschrift „epheta“.

Ich persönlich bekomme den Kirchenfrust nicht so ab, aber natürlich ist die aktuelle Situation immer wieder Thema in Gesprächen. Ich bin aber auch selbst einer, der immer wieder wütend und traurig wird. Wenn so viele Priester und auch Bischöfe Kinder missbraucht haben, dann gerät dabei mein ursprüngliches Vertrauen in die Kirche stark ins Wanken. Menschen, die Paaren Moral predigen, sind selbst Täter. Und sie wurden lange Zeit durch ihre Vorgesetzten gedeckt, auch im Bistum Münster. Ich musste das bei mir persönlich bekannten Priestern erleben. Auch die festgemauerte Ordnung, dass letztlich nur Priester und Bischöfe entscheiden und alle anderen bestenfalls beraten können, macht mich manches Mal ärgerlich.

Was bedeutet es für Sie, in dieser Zeit Ständiger Diakon zu sein?

Ich selbst kann überall dort besonders gut arbeiten, wo Priester, Diakone, andere Seelsorger(innen) und Ehrenamtliche gleichberechtigt zusammenarbeiten. Bei mir war das in der Internetseelsorge, in der damals neu aufgebauten Notfallseelsorge und ist es in der Gehörlosenseelsorge der Fall. Hier ist man mit den Menschen in besonderen Situationen unmittelbar in Kontakt. Und diese Nischen der offiziellen Seelsorge betreffen alle auch diakonisches Handeln.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Diakonenweihe
Kirche-und-Leben.de überträgt die Weihe der Ständigen Diakone aus dem St.-Paulus-Dom am Sonntag, 21. November, ab 14:30 Uhr live.

Mir macht Hoffnung, dass vielen Menschen der Glaube auch heute wichtig ist. Sie suchen auch neue Wege, das zu leben, wenn alte Strukturen sie eher behindern. Da will ich gerne mit dabei sein und meinen Teil beitragen. Wenn es auch in ganz kleinen Dingen gelingt, mit jemandem die Freude am Glauben zu erleben, dann ist es für mich ein guter Tag.

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