Akademiedirektor kritisiert Vorgehen der Kirche in politischen Diskussionen

Dickerhoff: Christliche Positionen nicht der AfD überlassen

Was konservativ für Christen bedeutet – darüber sprach jetzt Akademiedirektor Heinrich Dickerhoff von der Katholischen Akademie Cloppenburg-Stapelfeld bei einer Tagung der Universität Vechta. Zu welchem Ergebnis kommt er?

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Äußerungen der Kirchen zur Flüchtlingspolitik sind oft politisch zu kurz gedacht. Das hat der Theologe Heinrich Dickerhoff, Direktor der Katholischen Akademie Cloppenburg-Stapelfeld betont. Im Gespräch mit „Kirche+Leben“ sagte Dickerhoff, beide großen Kirchen redeten zurzeit mehr über die 12.500 Abschiebungen von Flüchtlingen im Jahr als über die 100.000 Abtreibungen im gleichen Zeitraum.

Das sei nicht unproblematisch. Denn man überlasse so Parteien wie der Alternative für Deutschland (AfD) wichtige christliche Themen. Die AfD sei sicher keine solide christlich-konservative Partei, betonte Dickerhoff. Doch die Kirchen müssten sich fragen lassen, warum sie bei Themen, für die man in den Medien nicht gelobt werde, dieser Partei oft freie Hand ließen.

 

Nicht nur auf die Medien schauen

 

Die Kirchen erreichen nach Dickerhoffs Einschätzung oft die Seelen der Menschen nicht mehr. Sie könnten heute nicht mehr vermitteln, wodurch und wovon Menschen erlöst seien. Er fragte: „Wollen wir stattdessen durch politische Maximalforderungen zum Thema Flüchtlinge Punkte sammeln? Nur weil sie  in den Medien besonders beliebt sind?“

Akademiedirektor Heinrich Dickerhoff.|Foto: Michael Rottmann
Akademiedirektor Heinrich Dickerhoff.|Foto: Michael Rottmann

Dickerhoff sprach bei einer Tagung der Universität Vechta zum Thema „Wie konservativ sind die Christen?“. Er sagte, konservativ lasse sich nicht einfach an den Positionen politischer Parteien festmachen. Konservativ bedeute nicht einfach „rechts“ oder „national“.

Als Merkmale konservativen Denkens bezeichnete er Nachhaltigkeit, Verantwortung und Nüchernheit. Konservativ bedeute, nicht einen großen politschen Entwurf zu folgen, sondern Schritt für Schritt das Leben zu bewältigen, sagte Dickerhoff. Vor diesem Hintergrund seien weder die CDU noch die AfD sonderlich konservativ, sondern eher „ziemlich modern“.

 

AfD kungelt mit Rechtsradikalen

 

An der AfD kritisierte er die „Kungelei mit rechtsradikalen Gruppen und die manchmal sehr unreflektierte Aggressivität“, die er zumindest bei dem medial vermittelten Bild der AfD sehe.

In dieser Partei gibt es eine eigene Gruppe „Christen in der AfD“. Über ihre Größe gibt es keine verlässlichen Angaben. Beobachter schätzen sie auf wenige hundert Mitglieder. Die AfD als gesamte Partei hat nach amtlichen Angaben 26.000 Mitglieder.

Das prominenteste Mitglied dieser Gruppe ist die Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch, Mitglied der konservativen „Evangelischen Allianz“. Im Oktober hatten die Vorstandsmitglieder dieser Vereinigung, Hubertus von Below und Anette Schultner, ihren Austritt aus der AfD erklärt. Als Grund nannten sie unter anderem, die AfD habe sich deutlich radikalisiert.

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