Auslegung der Sonntagslesungen von Diakon Stephan Rintelen

Die Botschaft des 33. Sonntags im Jahreskreis (C)

Die beste Nachricht dieses Sonntags finden Sie hier! Diakon Stephan Rintelen aus Kleve erklärt, was die Lesungen im Gottesdienst heute zu sagen haben. Und das Evangelium gibt es zum Anhören dazu.

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Düstere Bilder malen die biblischen Lesungen an diesem Sonntag – so kurz vor dem Ende des Kirchenjahrs. Diakon Stephan Rintelens Gegenmittel: bewusst zum Glauben stehen! Zum Beispiel mit einem Tischgebet im Restaurant.

Ich sinne Gedanken des Friedens und nicht des Unheils.“ Das sind tröstliche Worte im Eröffnungsvers des heutigen Sonntags, die der Herr durch den Propheten Jeremia zu uns spricht.

Zum Hören: das Evangelium vom 33. Sonntag im Jahreskreis (C)

Werfen wir einen Blick in unsere heutige Zeit, dann zeigt sich, dass nichts ferner zu liegen scheint als Frieden und Heil; vielmehr stoßen wir überall auf Unfrieden, Krieg, Not, Verzweiflung, Unheil, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.

Der Prophet Maleachi beschreibt die Lage seiner Zeit genauso. Er spürt, dass die Welt so nicht weitermachen kann, er warnt sein Volk davor, Gott nicht ernst zu nehmen; zu glauben, der Herr wird es schon richten, es wird schon gut gehen. Ein gefährliches Glatteis, auf das sich derjenige begibt, der eine bequem erscheinende Haltung der Gleichgültigkeit einnimmt. Für Maleachi sind die fatalen Folgen vorhersehbar: „Seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden alle Überheblichen und Frevler zu Spreu, und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heere. Weder Wurzel noch Zweig wird ihnen bleiben“ (Vers 3.19).

Aber Maleachi ist kein Unheilsprophet, der alle über einen Kamm schert: „Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen.“

 

Was sicher scheint, geht unter

 

Immer wieder machen Menschen die Erfahrung, dass es jenen, denen Gottes Gebote gleichgültig sind, gut, wenn nicht sogar besser zu gehen scheint als denen, die sich an sie halten. Das Ende der Zeit wird Gerechtigkeit bringen. Maleachi beschreibt die Welt und damit im Grunde genommen die Lebenslage eines jeden Einzelnen von uns. Heil und Unheil, in welcher Form auch immer, wechseln sich ständig ab; alles, was fest und sicher zu sein scheint, ist trotzdem dem Verfall preisgegeben, geht irgendwann unter.

Der Autor
Stephan Rintelen ist Ständiger Diakon in der Pfarrei Zur Heiligen Familie, Kleve

Das gilt im Bereich des Materiellen genauso wie im gesellschaftlichen Bereich: Bauwerke stürzen ein, die für Jahrhunderte gebaut zu sein schienen. Die selbstverständlichen Unterschiede von Frau und Mann werden in einer staatlich propagierten Gender-Ideologie geleugnet. Länder werden besetzt und zerstört, gehen mit ihrem Volk unter. Christen werden in nicht gekanntem Ausmaß verfolgt, gehetzt, getötet ...

 

Was macht das Leben aus?

 

Was hilft, was lässt uns nicht nur gerade so eben noch überleben, sondern was macht das Leben aus? Der letzte Satz des heutigen Evangeliums gibt die Antwort, die so gar nicht revolutionär, umwerfend oder außergewöhnlich ist, sondern schlicht und dennoch einzigartig: „Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“ Auf den ersten Anhieb scheint das nicht so schwierig zu sein, schließlich sind wir ja der Kirche verbunden, treten nicht aus – aber ist das schon alles, genügt das wirklich?

Jesus hat uns aufgegeben, Zeugnis zu geben und uns nicht kleinlaut und verschämt zu verstecken. Zeugnis zu geben in jeder Lebenssituation, das ist Standhaftigkeit. Im Arbeitsleben Stellung für den Glauben, für die Kirche, zu beziehen, nicht zu schweigen, um keinen Ärger zu bekommen; im Lokal vor dem Essen zu beten, das bedeutet standhaft zu sein.

 

Unordentliche Christen

 

Der Apostel Paulus vermisst genau dieses Verhalten in der Gemeinde der Thessalonicher: Sie sind lasch geworden, nachdem sich die Zukunftserwartung des wiederkommenden Messias nicht erfüllt hatte. Sie führen ein unordentliches Leben, treiben alles Mögliche, wollen essen, aber nicht arbeiten. Paulus ruft sie zur Ordnung, er mahnt sie, wieder standhaft zu werden, darauf zu vertrauen, dass der Herr sie nie verlässt, dass er ihnen in Not und Elend beistehen wird.

Jesus Christus stellt uns all dies sehr plastisch vor Augen, und bei genauerem Hinsehen entdecken wir jedes einzelne Element in unserer Umgebung. Alles kann auch uns passieren, man wird „euch festnehmen und euch verfolgen, den Gerichten übergeben, ins Gefängnis werfen“ (Vers 12). Das ist für uns Christen hier zwar nicht konkret; aber religiös motivierte terroristische Bedrohungen und Taten erleben wir dauernd. Und dass die Kirche sich Anfeindungen ausgesetzt sieht, sie lächerlich gemacht und für überflüssig erklärt wird, ist an der Tagesordnung.

 

Was hilft?

 

Und wieder stellen wir die Frage: Was hilft? Standhaft bleiben und ohne Ende darauf vertrauen, dass Gott uns heilt, dass er in jeder Notlage helfen wird. Er wird uns mit seinen Worten verteidigen, „sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können“. Gott nicht beiseite schieben, sondern ernst nehmen und auf ihn bauen: „Ich sinne Gedanken des Friedens und nicht des Unheils. Wenn ihr mich anruft, so werde ich euch erhören“ (Jer 29).

Gott schafft Heil, das ist die Gewissheit, die uns gegen Ende des Kirchenjahrs durch die oft düster anmutenden Heils-Erwartungen trägt.

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