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Wegen der Corona-Krise gibt es derzeit keine öffentlichen Gottesdienste. Pfarrer Stefan Jürgens aus Ahaus lädt deshalb zu einer kleinen Gebetsschule für zu Hause ein. Die Impulse bauen aufeinander auf. „Das persönliche Gebet ist mir ein Herzensanliegen“, sagt Jürgens. Viele hätten jetzt Zeit dafür. Jeden Morgen ab 7.30 Uhr gibt es an dieser Stelle eine neue Folge seiner "kleinen Gebetsschule".
Wer ist Gott? Der Unbekannte, Geheimnisvolle, der Beziehung schenkt; kein abstraktes „Es“, sondern ein liebendes „Du“. In der Bibel wird dies sehr anschaulich in der Berufungsgeschichte des Mose:
Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht.
Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht?
Als der Herr sah, dass Mose näherkam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich.
Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen, und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen, und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie unterdrücken. Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus!
Mose antwortete Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte? Gott aber sagte: Ich bin mit dir; ich habe dich gesandt, und als Zeichen dafür soll dir dienen: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr Gott an diesem Berg verehren.
Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen?
Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der "Ich-bin-da". Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der "Ich-bin-da" hat mich zu euch gesandt. Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer, und so wird man mich nennen in allen Generationen (Exodus 3,1-15).
Gott wohnt nicht in Tempeln, er geht mit
Gott ist nicht zu fassen, Er bleibt unbegreifliches Geheimnis und ist doch zum Greifen nah. Er kennt Mose mit Namen, ist ein Gott der Menschen: „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“. Ein mitleidender Gott, der das Elend Seines Volkes kennt; ein mitgehender Gott, der nicht in Tempeln wohnt, sondern der dort anzutreffen ist, wo Seine Menschen leiden; Einer, der Interesse am Menschen hat (inter-esse bedeutet: dazwischen sein). Er ist ein Gott, der sich auf Menschen einlässt und sie zu Verbündeten macht; ein Gott, der nicht philosophisch-abstrakt „da“ ist, indem Er einfach vor sich hin „existiert“, sondern der „da“ ist in der Zuwendung zu Seinem Volk.
„Ich bin da“ – Jahwe – ist kein Existenz-, sondern ein Beziehungsname; ein Name, der Zuspruch und Anspruch zugleich bedeutet, denn wer für jemanden „da“ ist in lebendiger Beziehung, der liebt und will geliebt werden, der gibt und fordert zugleich, will nicht benutzt, sondern ernst genommen werden; Er ist ein liebender, Freiheit schenkender Gott, aber Gleichgültigkeit, Ungerechtigkeit und Sünde sind Ihm zuwider.
Glaube ist keine Notwendigkeit
Der Auszug aus Ägypten ist das Ursprungsereignis in der Geschichte Israels: Jahwe und Freiheit hängen für Israel ganz eng zusammen. Glauben ist keine Sache der Notwendigkeit, sondern der Freiheit. Nicht umsonst ist der Gottesberg Horeb auch der Berg des Bundes, der Berg der Zehn Gebote (vgl. Exodus 20; Deuteronomium 5). Freiheit zu schenken ist Gottes Sache, Freiheit zu schützen und zu bewahren ist Sache der Menschen.
Durch das Halten der Gebote bewahrt Israel die Freiheit, die von Gott geschenkt ist. Eine Beziehung, die auf Freiheit beruht, kann niemals einseitig sein; geschenkte Freiheit ist eine Herausforderung zu verantwortungsvollem Handeln. Wer geliebt ist, kann nicht anders, als in Liebe zu leben. Liebe, in geschenkter Freiheit ermöglicht, bringt stets das Größere hervor.
Der Unterschied zu brauchbaren Götzen
Dieser Gott, der Gott der liebenden Freiheit, die in lebendiger Beziehung verantwortlich handelt, ist der Gott, der in der Fülle der Zeit Seinen Sohn gesandt hat, mit dem uns alles geschenkt ist. Zu diesem Gott „Du“ sagen zur dürfen, mit Ihm in liebender Beziehung zu stehen, in Freiheit und auf Augenhöhe, ist ein beinahe unglaubliches Geschenk, eine unerhörte Gnade.
Aber nur zu diesem Gott kann ich wirklich beten – im Unterschied zu allen abstrakten, dämonischen oder brauchbaren Götzen, mit denen Er leicht verwechselt wird, wenn die Gottesbeziehung nicht stimmig ist. Eine Gottesbeziehung, die immer Geschenk ist, für die man aber auch etwas tun kann: mit Ihm im Gespräch bleiben.
EINE LIEBESERKLÄRUNG
Du bist da,
wenn ich Dich suche,
Du bist da
und findest mich.
Du bist das Wort,
wenn ich verstumme,
Du bist ganz Ohr
für meinen Ruf.
Du kannst mich führen,
kennst meinen Weg,
Du lässt mich gehen
zur Freiheit hin.
Du bist das Leben,
Du liebst in mir,
Du bist mein Leben:
einfach Du.
Bis morgen!
Stefan Jürgens
Herzliche Einladung zur Übertragung der Eucharistiefeier aus dem Paulusdom in Münster montags bis samstags um 8 Uhr und aus der Lambertikirche in Münster um 18 Uhr: www.kirche-und-leben.de