Jutta Hellmann mit Kolping-Ehrenamtspreis ausgezeichnet

Die „Kolping-Heldin“ kommt aus Vechta

  • Jutta Hellmann hat oft ungewöhnliche Ideen – auch in ihrer Kolpingsfamilie.
  • Etwa eine besinnliche Friedhofsradtour mit dem Familienkreis oder ein Pflanzenflohmarkt für einen guten Zweck.
  • Für ihren Einsatz wurde sie vom Landesvorstand mit dem „Ehrenamtspreis für Kolping-Helden“ ausgezeichnet.

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„Lasst uns das doch einfach mal machen.“ So ermunterte Jutta Hellmann ihre Freunde im Familienkreis der Kolpingsfamilie Vechta Maria Frieden Dort habe man über den Tod der Eltern gesprochen. Ein Mitglied der Gruppe hatte sie vor kurzem verloren. „Lasst uns eine Radtour zu den Gräbern machen“, schlug Hellmann plötzlich vor. Zu den Gräbern der eigenen Eltern.

Eine Radtour zu Friedhöfen? Zunächst Kopfschütteln bei den anderen. Aber Hellmann überzeugte die Gruppe und nahm das Projekt in die Hand, schrieb sogar eine Broschüre mit Gebetstexten.

Zu vier Friedhöfen in Vechta und Umgebung machte sich die Gruppe schließlich auf den Weg. „Das wurden dann richtig andächtige Momente“, erinnert sich die 52-Jährige. Die Paare beteten am jeweiligen Grab, lasen besinnliche Texte vor, zündeten eine Kerze an. „Es war schön, nicht allein am Grab von Eltern zu stehen, sondern mit Freunden.“

 

Ersten Kolping-Familienkreis gegründet

 

Die ganze Aktion war typisch für Jutta Hellmann. „Das geht ganz spontan bei mir. Ich habe einfach eine Idee und bin begeistert. Dann kann ich auch andere überzeugen.“ So wolle sie Leben schaffen in ihrer Kolpingsfamilie Vechta Maria Frieden.

Hellmann war dort schon als Jugendliche aktiv. Später gründete sie mit ihrem Mann den ersten Familienkreis der Kolpingsfamilie. „Eine tolle Idee“ – die hatte sie da auch. Die jungen Eltern zogen als erster Familienkreis überhaupt in einem Festumzug beim Oldenburger Kolpingtag mit – dem traditionellen jährlichen Großtreffen der regionalen Kolpingsfamilien. Die Gruppe war mit den kleinen Kindern, Sportwagen, Tret-Treckern und Bollerwagen unterwegs.

 

Nie ein Vorstandsamt gehabt

 

„Werben für die Gründung neuer Familienkreise“ nennt sie das im Gespräch zunächst. „Aber das geht bei mir immer ganz praktisch. Leute ansprechen, alle mit ins Boot holen.“ Vieles geschehe auch eher im Hintergrund. Für die drei Rezeptbücher der Kolpingsfamilienkreise hat die Verwaltungs­angestellte viele Texte getippt.

Ohne je irgendein Amt im Vorstand der Kolpingsfamilie zu bekleiden, mit mehr als 200 Mitgliedern eine der größten im Landesverband Oldenburg. Vorstandsarbeit habe sie nie gereizt, sagt Jutta Hellmann dazu. Sie wolle nur durch ihre Ideen Leben in den Verband bringen.

 

Anerkennung vom Verband

 

Das schaffte sie auch durch einen großen „Pflanzen-Flohmarkt“ mit Stauden aus einem aufgelösten Bauerngarten, durch jährliche Sammelaktionen für Briefmarken („letztes Jahr konnten wir 120 Kilogramm verkaufen“), mit dem Basteln von Geburtstagskarten für 60-jährige Mitglieder im Verband. „Die stellen mein Mann und ich dann heimlich zu, als Überraschung von Kolping.“

Der Kolping-Landesvorstand Oldenburg hatte genau das wohl im Blick, als er vor drei Jahren den „Ehrenamtspreis als Anerkennung für Kolping-Helden“ stiftete. Den Grund schildert die Landesvorsitzende, Gaby Kuipers aus Westerstede: „In unserem Verband findet viel Engagement im Verborgenen statt. Das wollen wir entdecken und würdigen.“

 

Preisträger als Vorbilder

 

Kuipers, selbst auch Vorsitzende der Kolpingsfamilie Ammerland, sieht die Auszeichnung als „Motivation für den Gewürdigten und seine Kolpingsfamilie“. Denn die könne dann als Leuchtturm Vorbildcharakter für andere haben.

Bei der Auszeichnung wird eine Skulptur überreicht. Sie wurde von Jan Frerichs aus Barßel, Mitglied im Kolping-Landesvorstand, entworfen und gestaltet.

 

Zum ersten Mal eine Frau

 

2018 erhielt Johannes Papenbrock aus Strücklingen den Preis, 2019 Hans Rump aus Lastrup. Dieses Jahr war es mit Jutta Hellmann aus Vechta Maria Frieden das erste Mal eine Frau. Der Landesvorstand wählte sie aus sechs Vorschlägen aus.

Zum Kolpingwerk Land Oldenburg gehören 56 Kolpingsfamilien mit rund 7.000 Mitgliedern. Im Offizialatsbezirk Oldenburg ist Kolping der größte katholische Sozialverband.

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