Johannes Bernard über eine Tradition in schwerer Kirchenzeit

Die Maiandacht – eine beliebte Form der „Kirche von unten“

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Landauf, landab werden in diesem Monat wieder Maiandachten gefeiert. Sie stellen eine besondere Form von „Kirche von unten“ dar, sagt unser Reporter Johannes Bernard.

In diesen Tagen kommen Nachbarschaften, Vereine, Verbände und Gemeinden an mit frischen Blumen geschmückten Altären, Kapellen, Wegkreuzen und Bildstöcken zu den traditionellen Maiandachten zusammen. Nach wie vor erfreuen sie sich einer Beliebtheit, die in einer schwierigen Kirchenzeit bemerkenswert ist.

Zahlreiche engagierte Gemeindemitglieder und viele Landwirtsfamilien laden ein, die Gottesmutter Maria zu verehren oder einfach nur an sie zu denken. Mitten im Frühling symbolisiert sie das blühende Leben, da sie Jesus das Leben schenkte, durch den Gottes Schöpfung von der Vergänglichkeit des Todes erlöst wurde.

Marienlob hat viele Traditionen

Maiandachten sind eine schöne Form, Gemeinschaft zu erleben, Nachbarschaften zu pflegen, inmitten idyllischer Landschaft zu beten und zu singen. Während der Gesang in den Kirchenräumen immer leiser wird, sind die gesungenen Lieder auf den Höfen und an den Kapellen deutlich wahrnehmbarer zu hören.

Das Marienlob kennt viele Traditionen, etwa die Maiandacht als verlängerte Pfingstnovene, als Vorbereitung auf das Pfingstfest. Die Apostel beteten zusammen mit Maria und anderen Frauen um die Aussendung des Heiligen Geistes. Maria ist schon vom Heiligen Geist erfüllt, seit sie Gottes Wort empfangen hat.

Frömmigkeit ohne Kirchenhierarchie

Die Wortgottesdienste zu Ehren Mariens, die mancherorts in plattdeutscher Sprache gehalten werden, haben keine festgelegte Form. Die Marienverehrung gibt auf diese Weise vielen Menschen die Möglichkeit, private Anliegen im Gebet vor Gott zu tragen. Schon lange beten viele Gläubige Maiandachten ohne Priester als Leiter. In gewisser Weise sind sie also „Kirche von unten“.

Das Beispiel der seit etwa 200 Jahren gelebten privaten Frömmigkeit zeigt, dass religiöse Formen entstehen können, ohne erst die Kirchenhierarchie bemühen zu müssen. Die von Anfang an von sogenannten Laien durchgeführten Wortgottesdienste sind ein beachtenswertes Beispiel dafür, wie kreativ und selbstverständlich Familien eine christliche Tradition bewahren.

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