„Mein Denkmal und ich“ (9) - Glaubensorte im Bistum Münster und die Geschichte dahinter

Die Schutzmantelmadonna in Münster-Nienberge und Josef Reifig

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Wegekreuze, kleine Kapellen, private Heiligenhäuschen: Sie prägen die Landschaft des Bistums Münster. Jeder dieser besonderen Glaubensorte hat eine meist sehr persönliche Geschichte - und Menschen, die sie hegen und pflegen. Davon erzählt unsere Serie "Mein Denkmal und ich". Diesmal: die Schutzmantelmadonna in Nienberge und Josef Reifig.

Besonders auffällig ist die kleine Marienstatue an der Kirmstraße in Münsters Stadtteil Nienberge eigentlich nicht. Aber die Gottesmutter mit Kind hat dort zwischen dem Altenzentrum und dem katholischen Kindergarten so etwas wie Symbolcharakter: Maria und das Jesuskind auf ihrem Arm verbinden Jung und Alt. Die Jungen und Mädchen, die in die Kita gehen, kommen ebenso an der Statue vorbei wie die älteren Bürger, die das Begegnungszentrum besuchen oder ihren Lebensabend in der dortigen Wohngemeinschaft verbringen.

Als die Statue vom münsterschen Künstler Wilhelm Graskamp geschaffen wurde, gab es gleichwohl weder die Kita noch das Altenzentrum. „Die Skulptur aus grauem, gemahlenen Sandstein hatte unterschiedliche Stationen hinter sich“, erzählt Reinhold Klumpe, Vorsitzender des Nienberger Heimatvereins. So stand Maria mit dem Kind zunächst an der St.-Sebastian-Kirche, wechselte dann an die frühere Mädchenschule und fand ihren aktuellen Standort mit Hilfe der Nienberger Kolpingsfamilie, die sich 1985 auch dafür einsetzte, dass das kleine Denkmal auf einen Sockel gestellt wurde. Den Entwurf dafür hatte der Nienberger Künstler Hubert Teschlade gefertigt.

 

Wiederhergestellt nach Angriff

 

Buchtipp:
60 Bildstöcke, 60 persönliche Geschichten im Münsterland, im Oldenburger Land und am Niederrhein
Mein Denkmal und ich
Hardcover | 140 Seiten | 2,- Euro
ISBN 978-3-941462-30-4
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Viele Nienberger kümmerten sich um die Pflege der Statue, einer darf besonders erwähnt werden: Der Goldschmiedemeister Josef Reifig war gefordert, als der Marienfigur und dem Kind vor etwa neun Jahren die Köpfe abgeschlagen wurden. Die Häupter blieben verschwunden, Täter konnten nicht ermittelt werden.

Der Handwerksmeister übernahm die Aufgabe, das Original so weit wie möglich wiederherzustellen. „Im Umgang mit Sandstein und Zement hatte ich keine Erfahrung“, erinnert sich Reifig, „aber ich habe mich gern an die Arbeit gemacht.“

 

Kopf nun etwas kleiner

 

Als Vorlage diente ein Foto, das die Figuren aber nur entfernt zeigt. Der Goldschmied besorgte Knetmasse, modellierte die Köpfe und überzog sie mit flüssigem Gummi. Das so entstandene „Negativ“ goss er mit Zement aus. Zehn Versuche unternahm er. Der Kopf der Gottesmutter ist etwas kleiner geworden als im Original – aber das Gesamtbild stimmt wieder.

Als Überwurf trägt Maria einen Schutzmantel. Auch ein Symbol: Zwischen Altenzentrum und Kita schützt die Gottesmutter besonders die Alten und die Kinder.

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