Für Messdiener und andere Wallfahrer

Die sieben besten Eisdielen in Rom – nicht nur für Pilger

Sieben zentrale Pilgerkirchen gibt es in Rom. Auf den Wegen dazwischen müssen sich die Wallfahrer natürlich auch stärken. Burkhard Jürgens, langjähriger Rom-Korrespondent, empfiehlt sieben Eisdielen.

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Sieben zentrale Pilgerkirchen gibt es in Rom – ein strammes Programm für Wallfahrer. Gerade im Sommer ist unterwegs Stärkung nötig. Burkhard Jürgens, langjähriger Rom-Korrespondent, empfiehlt sieben Eisdielen – abseits bekannter Tipps aus Reiseführern.

 

1) „Il Pellicano“

 

Der alte Pilgerweg vom Norden erreicht Rom an der Milvischen Brücke. Die Schicksalsschlacht, die Kaiser Konstantin im Jahr 312 an dieser Stätte schlug, markierte den Wendepunkt zum Aufstieg des Christentums. Heute liegt hier zwischen schattigen Platanen „Il Pellicano“: Holländischer Kakao, Pistazien aus Bronte auf Sizilien und piemontesische Haselnüsse zählen zu den Zutaten des klassischen Sortiments. Auf Wunsch wird das Eis in flüssige Schokolade und gehackte Haselnüsse getunkt. Gehaltvolle Sorten wie Variegato alla Nutella und Pistacchio geben Kraft für den Einzug in die Ewige Stadt.

„Il Pellicano“, Piazzale Ponte Milvio 19; Montag bis Donnerstag 11 bis 24 Uhr, Wochenenden bis 2 Uhr. Ab 2 Euro.

 

2) „Al Settimo Gelo“

 

Ein Wortspiel mit „il settimo cielo“ – dem siebten Himmel – gab den Namen für die Eisbar in dieser wenig touristischen Ecke des Viertels Prati. Inhaberin Mirella Fiumano wechselte 1997 nach ihrem Medizinstudium kurzerhand die Laufbahn: „Es war sowas wie eine Mutprobe.“ Ohne jede Ausbildung gestartet, ist sie heute mit internationalen Preisen dekoriert. Fiumano setzt auf naturbelassene Ausgangsprodukte und Kreativität; unvergleichlich ihr Ricotta-Eis mit karamelisierten Feigen. Der Hit bei Hitze aber ist das „Gelato Persiano“: Rosen-Sorbet mit iranischem Safran und Splittern ungerösteter Pistazien – eine unbeabsichtigte Reminiszenz an die größte Niederlage der Kreuzfahrerheere 1187 in der Sommerglut Galiläas. Damals reichte Sultan Saladin dem besiegten Guido von Jerusalem huldvoll einen Becher Rosenwasser mit Schnee vom Hermon.

„Al Settimo Gelo“, Via Vodice 21. Dienstag bis Samstag 10 bis 23.30 Uhr, Sonntag ab 16 Uhr. Ab 2,50 Euro.

 

3) „Il Gelato di San Crispino“

 

Der frühchristliche Märtyrer Crispinus steht Pate für den Betrieb von Pasquale Alongi. Mitnichten ein Eisheiliger: Crispinus war Schuhmacher von Beruf, aber Alongi sieht ihn damit als Patron der guten alten Handwerkskunst par excellence. Außerdem, so der Chef des 1993 gegründeten Unternehmens, sollen Crispin und sein Bruder Crispinianus nach Frankreich ausgewandert sein, weil sie Probleme mit dem römischen Fiskus hatten. Als Spezialitäten empfiehlt Anlongi seine Sorbets aus täglich frisch verarbeiteten Früchten. Aushängeschild ist aber die Crema di San Crispino mit dem herben Honig des sardischen Erdbeerbaums und nicht mehr Zucker als nötig. Garantiert Handarbeit.

„Il Gelato di San Crispino“, Via della Panetteria 42 (Nähe Trevi-Brunnen) und Piazza della Maddalena 3 (Nähe Pantheon). Sonntag bis Donnerstag 11 bis 0.30 Uhr, Freitag und Samstag bis 1.30 Uhr. Ab 1,90 Euro, Aufpreis für Spezialitäten.

 

4) „Gelateria Fassi – Palazzo del Freddo“

 

Eisdiele wäre das falsche Wort: Der „Palazzo del Freddo“ unweit der Piazza Vittorio ähnelt einer Schalterhalle des frühen 20. Jahrhunderts, ein hoher, nüchterner, von Effizienz und Amtlichkeit durchwalteter Raum. 1928 baute Giovanni Fassi den von seinen Eltern ererbten Eismacherbetrieb zur ersten regelrechten Speiseeisfabrik auf europäischem Boden um, eine Kathedrale der Lebensmittelindustrie. Ein Plakat warb stolz für die „Elektrische sizilianische Gelateria“, die österreichische Firma Arthur Krupp fertigte das unverwüstliche Stahlgeschirr, und 1934 ging die erste Lieferung trockeneisgekühlt nach Afrika. Die Spezialität des Hauses blieb indessen ganz ortsverbunden: „Sanpietrini“, mit Schokoladenglasur versehenes Eiskonfekt, geformt wie die typisch römischen Pflastersteine, die ihren Namen von der Piazza San Pietro haben.

„Gelateria Fassi“, Via Principe Eugenio 95. Montag bis Donnerstag 12 bis 24 Uhr, Freitag und Samstag bis 0.30 Uhr, Sonntag 10 bis 24 Uhr. Ab 1,60 Euro, Sanpietrini pro Stück 0,80 Euro.

 

5) „La Romana“

 

Ein unscheinbarer Ort an der Via Ostiense erinnert an die letzte Begegnung der Apostel Petrus und Paulus vor ihrem Martyrium. Auf der Höhe der Hausnummer 106 stand einst eine Kapelle, die dem Abschied der Apostelfürsten gewidmet war. Das Kirchlein fiel dem Straßenbau zum Opfer, nur die Kopie eines alten Reliefs blieb. Was hebt nach so einem ernsten Moment die Stimmung besser als ein Eis? Tröstendes Biscotto della nonna oder sommerlich-fruchtige Blaubeere mit Holunder und Limone – bei „La Romana“, 500 Meter stadteinwärts, drängt sich meist eine Menschentraube auf dem Gehsteig. Viele Römer schätzen diese Adresse, auch wenn das Franchise-Unternehmen aus Rimini längst jeden familiären Charakter verloren hat.

„La Romana“, Via Ostiense 48, Montag bis Donnerstag 12 bis 24 Uhr, Freitag und Samstag bis 1 Uhr, Sonntag 11 bis 24 Uhr. Ab 2,40 Euro.

 

6) „Cremeria Romana – Gelato Kosher“

 

In der Vergangenheit waren die Beziehungen zwischen Juden und Katholiken in Rom weiß Gott nicht nur harmonisch. Aber die Zeiten, als die jüdische Gemeinschaft ausschließlich die heruntergekommenen Gassen zwischen Kapitol und Tiber-Insel bewohnen durfte und Zwangspredigten anzuhören hatte, sind vorbei. Das Ghetto – der Name wird unbefangen weiterbenutzt – ist heute ein beliebtes Ausgehviertel, und dazu gehört natürlich eine Eisbar mit Zertifikat des Rabbiners, dass die Produkte den jüdischen Speisevorschriften entsprechen. Die Synagogengemeinde Roms gilt als älteste Europas und die einzige, die seit der Antike ununterbrochen in der Diaspora besteht. Mag auch das koschere Eis keinen Superlativ verdient haben, es steckt ein Hauch von Geschichte drin.

„Cremeria Romana – Gelato Kosher“, Via del Portico d'Ottavia 1B. Sonntag bis Donnerstag 8 bis 23 Uhr, Freitag bis 16 Uhr, Samstag 18 bis 24 Uhr. Ab 2,50 Euro.

 

7) „Hedera“

 

Die beiden heißen Francesco und erfuhren 2013 ihre Berufung. Der eine war Manager und wurde Gelatiere, der andere war Erzbischof von Buenos Aires und wurde Papst. Ihre Biografien kreuzten sich im gleichen Jahr. Francesco Ceravolo schickte eine Torte mit dem Papstwappen „Miserando atque eligendo“ (Aus Barmherzigkeit erwählt) an die Casa Santa Marta. Der Papst erbarmte sich, indem er Ceravolo zum Eislieferanten erwählte. In seinem früheren Leben in der Finanzbranche lernte Ceravolo das Organisieren, als studierter Jurist weiß er sich Ärger vom Leib zu halten; das hält ihm den Rücken frei für die Eisproduktion, die er gemeinsam mit seinem Vater, einem liebenswürdigen Senior, leitet. Die mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Qualität verlangt Beschränkung: eine Handvoll Fruchtsorten, sieben Cremes, basta. Und was isst der Papst? Da legt Ceravolo eine Diskretion an den Tag, die nicht nur mit den Gepflogenheiten der Branche, sondern auch mit seiner berüchtigt-verschwiegenen kalabrischen Heimat zu tun hat.

Hedera“, Borgo Pio 179 und Via dei Coronari 141. Täglich 10 bis 23 Uhr. Ab 2,50 Euro.

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