Darum fasten Christen 40 Tage lang

Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die Fastenzeit

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Für Christen beginnt am Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Es geht um einen anderen Lebensstil, um mehr Zeit für sich selbst und um das Gespräch mit Gott. Die Katholische Nachrichten-Agentur beantwortet wichtige Fragen zur Fasten- und Bußzeit.

Warum gibt es für Christen eine Fastenzeit vor Ostern?

Durch eine Zeit der Buße und Besinnung sollen sich Christen auf die zentralen Ereignisse ihres Glaubens vorbereiten – die Feier des Todes und der Auferstehung Jesu an Ostern. Ähnliches galt früher für den Advent. Dieser wurde als Buß- und Fastenzeit vor dem Weihnachtsfest begangen. Erste Hinweise auf eine christliche Fastenzeit gab es im zweiten Jahrhundert. Bis zum Anfang des fünften Jahrhunderts setzte sich flächendeckend eine 40-tägige Fastenzeit vor Ostern durch.

Wie sollen sich Christen auf Ostern vorbereiten?

Die Regeln sind in den vergangenen Jahrzehnten weniger streng geworden. Seit dem fünften Jahrhundert rückte der Verzicht auf Genussmittel in den Mittelpunkt. An den Wochentagen der Fastenzeit durfte man bis zur Reform der Fastenpraxis durch Papst Paul VI. 1966 nur einmal am Tag eine volle Mahlzeit zu sich nehmen und musste sich am Morgen und Abend mit einer kleinen Stärkung begnügen. An den „Fast- und Abstinenztagen“, also an allen Freitagen der Fastenzeit, am Aschermittwoch und am Karfreitag, war zudem Fleischgenuss verboten. Außerdem galt die Fastenzeit als „geschlossene Zeit“, in der feierliche Hochzeiten, Feste und Tanz verboten waren. Heute gelten noch Aschermittwoch und Karfreitag als Tage, an denen das Fasten und die Abstinenz von Fleischspeisen für Katholiken verpflichtend ist. Die Sonntage sind immer von Fastengeboten ausgenommen.

Wie ernst und streng wurden die Fastengebote früher genommen?

Für Zuwiderhandlungen gegen die mittelalterlichen Fastengebote wurden strenge Strafen angedroht und oft auch verhängt: Von Stockschlägen über Einsperren bei Wasser und Brot bis zum Ausreißen der Zähne reichte das Spektrum.

Gab es trotzdem Versuche, die strengen Gebote zu umgehen?

Im Mittelalter gab es durchaus originelle Versuche, die strengen Fastenvorschriften auszuhebeln. Weil Fisch erlaubt war, bereicherte in Klöstern etwa ein saftiges Bibersteak den Fastenspeisezettel. Schließlich ernähre sich der Biber doch weitestgehend von Fisch und halte sich auch oft im Wasser auf, so die Argumentation. Auch das nahrhafte und kalorienreiche Fastenbier verdankt seinem Ursprung der Fastenzeit. „Trinken bricht das Fasten nicht“, hieß eine klösterliche Regel.

Gibt es auch andere Formen, die Fastenzeit zu begehen?

Die katholischen deutschen Bischöfe sehen den Sinn der Fastenzeit darin, sich selbst und seinen Lebensstil „so zu ändern, dass durch Besinnung und Gebet, heilsamen Verzicht und neue Sorge füreinander Christus wieder mehr Raum“ im Leben gewinnen kann. Bistümer, Gemeinden und Verbände sind kreativ geworden, wenn es um die Gestaltung der 40 Tage geht: Es gibt spirituelle Angebote, Autofasten, Plastikfasten oder gemeinschaftlichen Verzicht auf WhatsApp, Facebook und Co. Die zentrale Fastenaktion der katholischen Kirche wird in jedem Jahr vom Entwicklungshilfswerk Misereor organisiert, das zu Spenden für Entwicklungsländer und zu einem Überdenken des eigenen Lebensstils aufruft.

Ist die Fastenzeit auf die katholische Kirche beschränkt?

Fasten ist fester Bestandteil aller Weltreligionen und nicht nur ein katholisches Phänomen. Auch in der evangelischen Kirche gibt es die Passionszeit mit zahlreichen Angeboten, etwa der jährlichen Fastenaktion „Sieben Wochen Ohne“. Die Angehörigen der Ostkirchen befolgen vier Fastenzeiten im Kirchenjahr, die viel strenger gelebt werden als die Fastenzeit vor Ostern in der katholischen Kirche. Der Islam kennt den Fastenmonat Ramadan. Auch bei nichtreligiösen Menschen liegt die Fastenzeit seit einigen Jahren im Trend. Viele versprechen sich vom Fasten neben dem Gewichtsverlust auch Glücksgefühle, eine Reinigung von Körper, Geist und Seele, geschärfte Sinne und mehr Energie.

Wie zeigt sich die Fastenzeit im kirchlichen Alltag?

Die Fastenzeit beginnt mit dem Aschermittwoch und endet mit dem Karsamstag, also dem Tag vor Ostern. Sie dauert 40 Tage; denn die Sonntage werden nicht mitgezählt, da an ihnen nicht gefastet werden muss. Schon farblich schlägt sich die besondere Zeit in den katholischen Gottesdiensten nieder. Die vorherrschende liturgische Farbe ist das Lila – und das steht bei Farbpsychologen wegen seiner Mischung aus dem kostbaren Purpurrot und einem eher kalten, schweren Blau für das Geistige, für den starken Kontrast zu allem Körperlichen.

Warum dauert die Fastenzeit 40 Tage?

Die Zahl 40 hat in der jüdischen und christlichen Überlieferung eine hohe Symbolkraft. Immer wieder findet sie sich in den Schriften des Alten und des Neuen Testaments. So fastete Jesus 40 Tage, bevor er öffentlich auftrat. Das Volk Israel wanderte nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre durch die Wüste. Für Theologen steht die Zahl 40 damit für einen Zeitraum, der Wende und Neubeginn ermöglicht. Sie wird gebildet aus dem Produkt von 4 und 10. Die 4 steht dabei in der Zahlenmystik üblicherweise für das Weltumspannende, Irdische und Vergängliche. Sie symbolisiert die Himmelsrichtungen und die Elemente Feuer, Erde, Wasser, Luft. Die 10 gilt als Zahl des in sich Vollendeten, Ganzen, was sich auch in den Zehn Geboten niederschlägt.

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