Verhaltene Resonanz nach einem halben Jahr

Digitaler Klingelbeutel – wie läuft es in Duisburg?

Das Modellprojekt der digitalen Kollekte läuft. In Duisburg nutzen bisher nur wenige Menschen das Angebot. Die Initiatoren glauben aber daran, dass digitales Bezahlen wichtiger wird.

Anzeige

Das stationäre Spendenterminal in der evangelischen Salvatorkirche in Duisburg ist ein unscheinbarer grauer Kasten an der Wand. Besucher können auf einem Touchpad zwischen Beträgen von zwei bis 25 Euro wählen. Anschließend halten sie ihre EC-Karte an einen Sensor unten am Terminal. Es dauert nur Sekunden, dann ist die Spende angenommen.

Seit einem halben Jahr testet die Salvatorkirche als eine der ersten Kirchen in Deutschland die digitale Kollekte. Besucher können dort nicht nur bar, sondern auch kontaktlos mit Karte oder Smartphone spenden – entweder an einem stationären Spendenterminal oder mittels eines digitalen Klingelbeutels.

 

Auch in St. Lamberti in Münster

 

Die Salvatorkirche hat die digitale Kollekte in einem Pilotprojekt kirchlicher Banken – darunter die Darlehnskasse Münster (DKM) – eingeführt. Die Geräte werden inzwischen auch in St. Lamberti Münster, in der Dortmunder Reinoldikirche und im evangelischen Berliner Dom getestet, die Dresdener Frauenkirche soll folgen.

In Duisburg sagt Pfarrer Martin Winterberg nach einem halben Jahr: „Wir hätten ehrlich gesagt mehr erwartet.“ Bislang sei acht Mal über den digitalen Klingelbeutel und 23 Mal an der stationären Station gespendet worden. Im Schnitt hätten die Menschen dabei zehn Euro pro Spende gegeben, mehr als bei der traditionellen Bargeld-Spende. Doch nur wenige Besucher nutzten die digitalen Möglichkeiten. „Vielleicht haben wir nicht genug Werbung gemacht, vielleicht sind die Menschen auch einfach Bargeld-affin“, vermutet Winterberg.

 

Gespaltene Reaktionen bei Kirchgängern

 

Gleichzeitig hält er es für wichtig, mit der Zeit zu gehen. „Wir leben in einer Welt, die sich verändert“, betont Winterberg. „Dazu gehört auch das Zahlen mit Karte.“ Daran könne die Kirche nicht vorbeigehen. Außerdem werde niemand zur digitalen Spende verpflichtet: Die Kirche biete weiter beide Möglichkeiten an.

In Duisburg seien die Reaktionen nach Einführung der digitalen Kollekte gespalten gewesen, berichtet Winterberg. Manche Besucher hätten ganz klar gesagt: „Das mache ich nicht“. Andere hätten gefragt: „Wird meine Karte jetzt automatisch ausgelesen, wenn ich am Terminal vorbeigehe?“. Einige Besucher hätten sich bewusst für die Kartenzahlung in der Kirche ausgesprochen.

 

Die meisten Spender in Duisburg sind Touristen

 

Die meisten Spender seien Touristen oder Besucher der kostenlosen Kirchenführungen, sagt Winterberg. „Hier gibt es viel Laufkundschaft, die reizt die digitale Kollekte dann eher“, erklärt er. Auch wenn die digitalen Spendenmöglichkeiten verhalten angenommen werden, ist sich Winterberg sicher, dass die digitale Spende immer wichtiger wird: „Man zahlt heute fast alles mit Karte, da gibt es eine klare Tendenz. Das würde für uns auch dafür sprechen, die digitale Kollekte weiterzuführen.“

Auch Eckhard Wilms von der evangelischen KD-Bank erhält bislang verhaltene Rückmeldungen. Trotzdem sieht er Vorteile in der digitalen Spende. Menschen hätten nicht mehr viel Bargeld bei sich, sagt er. Außerdem könnten Besucher mit der Karte auch spontan spenden. Kirchen müssen die digitalen Spenden nicht erst bei einer Bank einzahlen, das sei sicherer, ergänzt Wilms.

 

Ohne W-LAN geht nichts

 

Außerdem bekommen Kunden bei der digitalen Kollekte einen Beleg, so dass sie die Spende steuerlich geltend machen können. Derzeit gebe es aber technische Probleme bei einigen Pilotprojekten, sagt Wilms: „Stabiles W-LAN ist eine Voraussetzung, das haben viele Kirchen gar nicht.“ Zudem sei die digitale Kollekte „eher etwas für die Kirchen mit viel Publikumsverkehr“.

Anzeige