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Nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie für das Bistum Münster hat das Diözesankomitee der Katholiken reagiert. In der Stellungnahme wurde hervorgehoben, dass sich auch Laien schuldig gemacht hätten. Außerdem sagt das Diözesankomitee dem Münsteraner Bischof Felix Genn Unterstützung zu.
Katholische Laien im Bistum Münster fordern nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie einen Kulturwandel auch in Pfarreien. Die Untersuchung zeige, dass es neben den Missbrauchs-Priestern Bischöfe und Leitungsverantwortliche gab, die nicht reagiert und die vertuscht hätten, teilte das Diözesankomitee der Katholiken in Münster mit. Zudem seien auch Familien, Ordensfrauen und Pfarrhaushälterinnen in die Geschehen verstrickt gewesen.
„Es wurde geschwiegen und gedeckt und somit weiterhin Missbrauch ermöglicht. Dadurch haben sich auch Laien schuldig gemacht“, sagte die Vorsitzende Brigitte Lehmann. Rückblickend sei es „mehr als unverständlich und nicht akzeptabel, dass oftmals auch Laien wussten, dass Kinder und Jugendliche von Priestern missbraucht wurden und dennoch nicht gehandelt haben.“
Klerikalismus an der Basis
Das Schweigen mache deutlich, dass es neben dem Klerikalismus von oben auch einen Klerikalismus an der Basis gab, der den Missbrauchs-Priestern ihre Taten erleichtert habe.
Das Diözesankomitee forderte einen Kulturwandel in Bischofshäusern und Bistumsverwaltungen, in den Pfarreien sowie in katholischen Verbänden und Organisationen. Die Studie habe gezeigt, welch großes Leid vielen Kindern und Jugendlichen angetan worden sei. Leben seien zerstört worden, so die Vorsitzenden des Diözesankomitees. „Wir sind beschämt und können nur erahnen, wie sehr diese Verbrechen sich in die Körper, Herzen und Seelen der Kinder und Jugendlichen eingebrannt und ihr Leben beeinflusst haben.“
Beschuldigte aus der Schusslinie genommen
Brigitte Lehmann betonte: „Jedes Einzelschicksal sexualisierter Gewalt in unserer Kirche schockiert, mit dem jeweiligen individuellen Leid und den Problemen, die sich über Generationen und über Jahrzehnte hinweg für die Betroffenen darstellen.“ Zudem seien systematisch Missbrauchs-Priester auch der Strafverfolgung durch weltliche oder kirchliche Instanzen entzogen worden.
„Wie viele Taten hätten allein dadurch verhindert werden können, wenn Bischöfe und andere Leitungsverantwortliche entsprechend den Maßgaben des Kirchenrechts gehandelt hätten!“ Um aber die Kirche als Institution nicht in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen, seien Beschuldigte absichtlich aus der Schusslinie genommen worden, so der Vorsitzende Ulrich Vollmer.
Laien wollen Bischof Genn unterstützen
Ausdrücklich begrüßen und würdigen die Vorsitzenden des Diözesankomitees das Bekennen Bischof Felix Genns „zu einer veränderten Haltung kirchlicher Verantwortungsträger – nicht zuletzt seiner eigenen“.
Die Vertretung der Laien im Bistum Münster sicherte dem Bischof und den Leitungsverantwortlichen im Bistum Unterstützung zu. Man wolle sich dafür einsetzen, „dass eine möglichst umfassende Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs erfolgt“.
Präventionsarbeit mit großer Bedeutung
Aufarbeitung bedeute für das Diözesankomitee, jedem Verdachtsmoment von Missbrauch in den Pfarreien und Gemeinden sowie den katholischen Verbänden und Organisationen im Bistum nachzugehen. „Dazu gehört auch die Schaffung einer Kultur, die sexuellen Missbrauch verhindert.“
Weiterhin verweisen die Vorsitzenden auf die Bedeutung der Präventionsarbeit in allen Pfarreien und Gemeinden des Bistums, in den katholischen Verbänden und Organisationen sowie die Verpflichtung zur Erstellung von institutionellen Schutzkonzepten.
Aufarbeitung bedeute auch, die Sexuallehre der Kirche neu zu bewerten und in ihrer vielfältigen sexuellen Orientierung sowie geschlechtlichen Identitäten anzuerkennen.