Generalvikar Köster will „mittlere Ebene“ der Kreisdechanten diskutieren

Diözesanrat beschließt Schwerpunkte für künftige Seelsorge

Mut zu Experimenten bei der Gemeindeleitung, Stärkung von Ehrenamtlichen, aufsuchende Seelsorge: So soll das Bistum auf neue Anforderungen antworten. Generalvikar Köster denkt zudem über die Bistumsstruktur nach.

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Mit Mut zu Experimenten, der Stärkung von Ehrenamtlichen und einer aufsuchenden, lebensnahen Seelsorge will die Kirche von Münster auf neue Anforderungen antworten. Bei seiner Sitzung am Freitag verabschiedete der Diözesanrat ein Papier, aus dem hervorgeht, welche Schwerpunkte in der Seelsorge im Bistum Münster gesetzt werden sollen.

Als gemeinsame Vision sehen es die Mitglieder des Diözesanrats, „eine lebendige und missionarische Kirche zu bilden“. Ein zweijähriger Prozess intensiver Diskussion ging dem Beschluss voraus. Ausgangspunkt waren tiefgreifende Veränderungen in den vergangenen Jahren, denen Rechnung getragen werden musste – zum Beispiel die Zusammenlegung von Pfarreien, nachlassende Kirchenbindung oder neue kirchliche Aufgaben.

 

Seelsorge als Evangelisierung

 

Der Diözesanrat
Der Diözesanrat trifft sich in der Regel vier Mal im Jahr und wird für einen Zeitraum von vier Jahren gewählt. Den Vorsitz übernimmt der Bischof. Die Weihbischöfe und Generalvikare der nordrhein-westfälischen und oldenburgischen Bistumsteile sind durch ihr Amt vertreten. Zudem wählen die Kreisdekanatsversammlungen und der Pastoralrat (Offizialatsbezirk Vechta) Delegierte. Weitere Mitglieder werden von den Kreisdechanten, dem Priesterrat, dem Diakonrat, vom Rat der Pastoralreferenten, vom Ordensrat, vom Diözesankomitee der Katholiken und von den Kirchensteuerräten delegiert. | mib

„Aufgrund demografischer Entwicklungen und gesellschaftlicher Veränderungen gehen die finanziellen und personellen Ressourcen in Zukunft deutlich zurück“, erläuterte Generalvikar Norbert Köster die Notwendigkeit, sich über Prioritäten, aber auch nachrangige Themen klar zu werden. In der Diskussion herrschte jedoch einhellige Übereinstimmung darüber, dass das Papier nicht allein als Reaktion auf die absehbar sinkenden Kirchensteuer-Erträge gesehen wird. Es sei eine echte Chance, die Kirche im Bistum Münster zeitgemäß aufzustellen.

In dem Papier sind fünf Grundanliegen formuliert: Zum einen geht es darum, Seelsorge als Evangelisierung zu verstehen. Darauf müssten die im Bistum Münster eingesetzten Personen und finanziellen Möglichkeiten ausgerichtet werden. Ein weiteres Anliegen ist, die Pastoral mehr auf Zusammenhänge auszurichten, in denen Menschen einander begegnen.

 

Mehr „individuelle Seelsorge“

 

Bisher sei Seelsorge schwerpunktmäßig auf Pfarreien und Einrichtungen bezogen gewesen. Nun gehe es stärker um eine „individuelle, aufsuchende und lebensnahe Seelsorge“. Dazu gehört beispielsweise, dass Ehrenamtliche für die Seelsorge in Krankenhäusern und für die Leitung von Wortgottesdiensten qualifiziert werden sollen.

Ein weiterer Punkt zielt darauf, Gläubige darin zu stärken, ihre Berufung als Getaufte zu leben. Auch dort sollen verstärkt Tätigkeitsfelder von freiwillig Engagierten in der Seelsorge gefördert werden – mit besonderem Blick auf die Begabungen der Einzelnen.

 

Kirche als „lernende Organisation“

 

Die Situation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen findet in dem Schreiben besondere Beachtung. Dabei sehen die Verantwortlichen klar, dass sich Religiosität junger Menschen „facettenreich“ zeigt: Sie werde individuell und „vermehrt ohne Bindung an die Institution Kirche gestaltet.“ Deshalb sollen für die Umsetzung dieses Schwerpunkts außerkirchliche Orte einbezogen und gestärkt werden – Orte, wo die Jugendlichen zu finden sind. Ein besonderes Augenmerk in der Seelsorge soll benachteiligten Kindern und Jugendlichen gelten.

Generalvikar Norbert Köster, Bischof Felix Genn, Frank Thomas Möllmann als Moderator des Diözesanrats und dessen Geschäftsführerin Ise Kamp.Intensive Diskussionen (von rechts:) Generalvikar Norbert Köster, Bischof Felix Genn, Frank Thomas Möllmann als Moderator des Diözesanrats und dessen Geschäftsführerin Ise Kamp. | Foto: Annette Saal

Weil Menschen heute „nur noch begrenzt Zugang zu den traditionellen Formen des Kircheseins finden, wird zu Experimenten und neuen Wegen der Pastoral ermutigt: „Kirche versteht sich in diesem Zusammenhang als lernende Organisation“, heißt es in dem Papier. Neue Wege schließen jedoch auch ein, dass Bereiche benannt werden, die nachrangige Bedeutung haben werden. Dafür formulierte der Diözesanrat Leitfragen, die helfen sollen, Kriterien für eine Bewertung festzulegen.

 

Beschluss durch Bistumsleitung

 

Das Papier des Diözesanrats soll bei der nächsten Klausurtagung der Bistumsleitung formal beschlossen werden und Eingang in die Räte und in die Gremien des Generalvikariats finden. In Form einer Broschüre wird es Anfang des Jahres Gemeinden und Verbänden zugestellt, damit gemeinsam weiter überlegt wird, wie die Leitgedanken vor Ort umgesetzt werden können.

Ausdrücklich dankte Bischof Felix Genn allen Beteiligten für die „konstruktive Arbeit“, nachdem schon der Pastoralplan einen hohen Einsatz erfordert habe.

 

Gemeindeleitung: Köster ermutigt zum Ausprobieren

 

Generalvikar Norbert Köster ging in einem weiteren Punkt auf das Thema „Gemeinde-Leitung“ ein. Die Gemeinden sollten ermutigt werden, sich selbst eine Struktur zu geben – unter dem Dach der Pfarrei und nach den Vorgaben des Bischofs. „Es gibt viele Möglichkeiten, etwas auszuprobieren“, sagte der Generalvikar. Mit dieser Zielrichtung starte auch eine Schulung der Pfarreiräte.

Auf die neuen Gegebenheiten ging der Generalvikar auch in Bezug auf die „mittlere Ebene“ der Kreisdechanten ein. Man müsse sich die Frage stellen, „welche mittlere Ebene gebraucht wird, um die Prioritäten durchführen zu können“, und wie man den Posterioritäten Rechnung tragen könne.

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