Pater Andreas Bordowski aus Vechta wechselt zur Schulstiftung

Dominikaner, Schulleiter - und demnächst für acht Schulen zuständig

Pater Andreas Bordowski hat zwei Jahrzehnte an der Schule der Dominikaner in Vechta als Lehrer gearbeitet, zuletzt als Schulleiter. Wie er seine Schule heute sieht, wo sie sich verändert hat und verändern musste.

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Chemiesaal saniert vielleicht. Oder: Schülerzahl gesteigert. Was kann ein Schulleiter nach sechs Jahren denn als Erfolge seiner Amtszeit nennen? Pater Andreas Bordows­ki, Leiter des Dominikanergymnasiums in Vechta, berichtet stattdessen von einem Schüler, der in drei von fünf Abiturprüfungen in die Nachprüfung musste. „Für den hing der Abschluss an einem seidenen Faden“, erinnert er sich. „Als ich dem dann das Abiturzeugnis in die Hand geben konnte, das war ein Höhepunkt für mich.“

Da ist Pater Andreas doch ganz der Lehrer, der zuerst die Schüler im Blick hat. Obwohl er als Abiturient in seiner Heimat Hamm selbst nie Lehrer werden wollte. Dominikaner, das ja. Priester, das ja. Aber Lehrer? „Kam nicht infrage.“

Nach Theologiestudium, Or­dens­gelübden und Priesterweihe kam Pater Andreas vor 20 Jahren nach Vechta. Den Konvent dort hatten die deutschen Dominikaner zum Zentrum ihrer Jugendseelsorge erklärt. Pater Andreas hatte seinen Oberen gesagt, „irgendwas mit Jugend“ könne er sich als erste Aufgabe vorstellen. So kümmerte er sich in Vechta zunächst um die Messdiener der Klosterkirche und den Stamm der Georgspfadfinder.

 

Dominikaner lernt Religionsunerricht kennen

 

Nebenbei warf er auch einen Blick in die Schule des Ordens, schaute sich den Religionsunterricht als Gast an und gab dann selbst einmal einige Stunden. Und er merkte: „Das passt, das ist meins.“ Drei Jahre arbeitete er dann als Religionslehrer.

Er studierte anschließend ein zweites Fach – Geschichte in Münster – und schloss die Ausbildung als Referendar in Ahaus ab. Bis er als fertiger Lehrer in das Kollegium des Gymnasiums zurückkehrte und vor sechs Jahren die Schulleitung übernahm.

An eine Schule mit mehr 100-jähriger Tradition, gegründet als Konvikt und Internat für junge Männer, die in den Orden eintreten wollten. Heute ist es ein Gymnasium, das allen offensteht. Über die Jahrzehnte hat sich die Schule enorm verändert. Wie Pater Andreas berichtet, haben ihm ehemalige Schüler immer wieder kopfschüttelnd gesagt: „Das ist nicht mehr unsere Schule.“

 

Kolleg St. Thomas verändert sich

 

Etwa, als das Internat geschlossen wurde. Etwa, als erstmals evangelische Jungen aufgenommen wurden. Etwa, als erstmals Mädchen aufgenommen wurden. Alles große Einschnitte, gibt Pater Andreas zu. Doch Kritiker hätten oft nur die eigene Schulzeit vor Augen. „Schule muss sich aber ändern, und das ist gut so.“

Bei diesen Gesprächen sage er deshalb gerne: „Wenn alles geblieben wäre wie vor 100 Jahren – dann wäre die Schule tot, und es gäbe hier keine Dominikaner mehr.“

Schließlich hänge der Geist der Schule nicht von Äußerlichkeiten ab. Sondern von der „dominikanischen Prägung“. Und die werde nicht bestimmt von der Frage, ob Jungen und Mädchen gemeinsam den Unterricht besuchten. Dominikanische Prägung bedeute zunächst: „Es gibt überhaupt Dominikaner in der Schule.“ Vier sind das zurzeit, in Schulleitung, Schulunterricht, Schulseelsorge.

 

Wie Dominikaner eine Schule prägen

 

Dominikaner – so Pater Andreas – prägen vor allem durch ihr Beispiel die Schule. „Die Schüler lernen Glauben ja nicht im Religionsunterricht, sie können hier auch sehen: Dominikaner leben gerade deshalb in Gemeinschaft zusammen, um diesen Glauben zu bezeugen.“ Ein Konvent sei schließlich nicht irgendeine WG. Das persönliche Zeugnis der Ordensleute – darauf komme es an.

In der Schule wurde vor Jahrzehnten heftig um das religiöse Profil gestritten. Etwa, ob es täglich eine verpflichtende Schulmesse geben müsse. Natürlich müssten Gebet und Liturgie im Schulalltag ihren Platz haben, sagt Pater Andreas. Aber wie – das wandle sich mit der Zeit. „Weil wir einfach den Menschen den Glauben verkünden, die wir hier vor Ort um uns haben.“

 

Warum Pater Andreas die Schule öffnete

 

Auch Menschen, die noch nie von Glauben gehört haben. Pater Andreas hat immer öfter erlebt, dass konfessionslose Eltern ihre nicht getauften Kinder bei ihm anmeldeten. Folge einer neuen Bevölkerungsstruktur in der Region.

Eine große Frage: Christliche Schule mit Kindern ohne Christentum? Bei den Dominikanern früher undenkbar. Pater Andreas hat die Frage vor drei Jahren neu beantwortet: Aufnahme ja, wenn sie zusagen, dass die Kinder am Religionsunterricht und an den Gottesdiensten teilnehmen. Seitdem gehören auch konfessionslose Kinder zur Schülerschaft, zurzeit zehn von 700.

 

Dominikaner haben in der Schule einen Auftrag

 

Als Schulleiter habe er da vor allem als Dominikaner gedacht: „Wenn wir den Glauben verkündigen wollen – wieso sollen wir Leute abweisen, die mit unserem Glauben einfach noch nichts zu tun hatten, jetzt aber auf uns zukommen?“ Als Dominikaner sei es dann „geradezu unverantwortlich“, sich zu sperren.

Beim Kolleg St. Thomas hat Pater Andreas zum Ende des Schuljahres die Leitung abgegeben. Er übernimmt auf Bitten von Weihbischof Wilfried Theising im Herbst Verantwortung für die bischöflichen Schulen im oldenburgischen Bistumsteil, neben Uwe Kathmann als einer von zwei Vorständen der Schulstiftung St. Benedikt in Vechta. Er wird zuständig für drei Gymnasien, vier Oberschulen und eine Berufsschule in Wilhelmshaven, Oldenburg, Vechta und Cloppenburg.

 

Warum katholische Schulen noch wichtiger werden

 

Orte und Schulen, die Pater Andreas oft nicht genau kennt. Schon jetzt sagt er aber: „Diese Schulen müssen gut sein, und das sind sie bei uns auch, mit engagierten Lehrern.“ Warum dieser hohe Anspruch? „Weil Schulen ein wichtiger Ort kirchlichen Lebens sind und noch viel wichtiger werden, mindestens so wichtig wie die klassische Pfarrgemeinde.“ Für ihn sei klar: „Schule nur als Schule, das reicht nicht. Das brauchen wir nicht als Kirche. Die Schulen müssen Orte kirchlichen Lebens sein.“

Denn das weiß Pater Andreas aus dem Alltag in Schule und Seelsorge sehr gut: „Für viele Jugendliche fällt das Erleben von Glauben immer mehr in die Schule – weil sie das zu Hause nicht mehr erleben.“ Denen gelte es zu vermitteln, wie wichtig der Glaube für das Leben sein könne. „Nicht einfach nur als Wissen im Religionsunterricht.“ Gerade diesen Gedanken zu stärken und voranzubringen, darin sehe er eine wichtige Aufgabe für sich in der Zukunft.

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