Klimatechnik des Museums ist nicht zu reparieren

Domkammer schließt am 2. Juli – Zahlreiche Events im Juni

Gravierende Baumängel sind der Grund dafür, dass die Domkammer des St.-Paulus-Doms in Münster am 2. Juli geschlossen wird. Vorher soll es freien Eintritt und viele Veranstaltungen geben. Das Domkapitel denkt über ein neues Museumskonzept nach.

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Die Klimatechnik der Domkammer am Paulusdom ist marode und nicht zu reparieren. Daher wird das Museum am 2. Juli geschlossen, wie Dompropst Kurt Schulte und Direktor Udo Grote am Dienstag bekanntgegeben haben.

Die Kunstgegenstände werden in einem Lager verwahrt. Bis Mitte 2018 soll ein Konzept erstellt werden, wie der Domschatz künftig gezeigt werden kann. Dabei wollen Domkapitel und Domkammer auf Anregungen aus anderen Bischofsstädten zurückgreifen.

 

Gefahr von Schäden

 

„Längerfristig hätte die Gefahr bestanden, dass die Exponate Schaden nehmen“, sagte Dompropst Schulte. Und kurzfristig, etwa für die große Friedensausstellung 2018, hätte kein Leihgeber Exponate zur Verfügung gestellt.

Der Eingangsbereich zur Domkammer. | Foto: Michael Bönte
Der Eingangsbereich zur Domkammer. | Foto: Michael Bönte

Daher hat sich das Domkapitel nach Schultes Worten für die Schließung der Domkammer entschieden. Zugleich will das Gremium nun überlegen, wie der Domschatz künftig präsentiert werden kann. Dazu gehören Kunstgegenstände wie ein goldenes Paulus-Kopfreliquiar aus der Mitte des 11. Jahrhunderts, ein goldenes Reliquienkreuz, entstanden um 1090, eine Reliquienfigur der heiligen Agnes, Messgewänder und liturgische Geräte.

 

Aktionen im Juni

 

Domkammer-Direktor Grote sieht vor allem ein Ziel: Er will den Menschen über die Kunst Zugänge zum Glauben ermöglichen: „Die Domkammer ist ein Museum, das aber zugleich ein Ort der Verkündigung sein muss.“

Vor der Schließung wird es im Juni zahlreiche Aktionen, Führungen und Workshops geben. Ab dem 10. Juni wird der Eintritt frei sein. In den ersten Wochen der Ausstellung „Skulptur-Projekte“ in Münster wird die Domkammer ihre Öffnungszeiten auf 18 Uhr ausdehnen. Geplant sind Führungen an den Wochenenden im Juni und am ersten Wochenende im Juli.

 

Jährlich 16.000 Besucher

 

Workshops und besondere Angebote für Kinder sind geplant, ebenso Führungen in leichter Sprache und für sehbehinderte und blinde Menschen. Bücher werden zu reduzierten Preisen angeboten.

Führung durch die Domkammer: Nicht nur der kunsthistorische Wert der Ausstellungsstücke zählt, auch ihre religiöse Ausstrahlung. | Foto: Michael Bönte
Führung durch die Domkammer: Nicht nur der kunsthistorische Wert der Ausstellungsstücke zählt, auch ihre religiöse Ausstrahlung. | Foto: Michael Bönte

„Natürlich ist es sehr bedauerlich, dass wir die Domkammer schließen müssen“, sagt Direktor Grote. Er hofft aber, dass es mit der neuen Konzeption gelingen wird, den Domschatz möglichst vielen Menschen nahezubringen. „Dann hätte die Schließung langfristig und im Blick auf die Zukunft sogar einen positiven Effekt gehabt.“ Die Domkammer wird jedes Jahr von rund 16.000 Menschen besucht.

 

Seit 1981 am Horsteberg

 

Die Aufgaben der Domkammer waren von Beginn an vielfältig. Als Bischof Reinhard Lettmann im Oktober 1981 das Gebäude am Horsteberg neben dem St.-Paulus-Dom segnete, waren Räume entstanden, die nicht nur als Museum dienen sollten. Sie waren Schatzkammer der Kathedrale, Verehrungsort, weil sie den Gläubigen Zugang zu Heiligtümer gaben, und sie waren Sakristei, weil Objekte weiter in der Liturgie im Gebrauch waren.

Buch über die Domkammer
Das Buch „Der Dom zu Münster und seine Kunstschätze“ ist im Jahr 2000 im Dialogverlag erschienen. Der Bildband zeigt viele Kostbarkeiten der Domkammer. Das 160-seitige Buch von Géza Jászai enthält Aufnahmen von Rudolf Wakonigg. Es kostet 7,80 Euro und ist beim Dialogverlag Münster erhältlich: Tel. 0251/48390 oder www.dialogversand.de

Auf drei Ebenen, die mit einem Lichtschacht verbunden sind, werden die Besucher seitdem thematisch geführt. Die Heiligen- und Reliquienverehrung steht im Erdgeschoss im Mittelpunkt.

 

Bekannter Pauluskopf

 

Das wohl bekannteste Exponat ist der Pauluskopf mit einer Reliquie aus dem Schädelknochen des Apostels Paulus. Im Untergeschoss werden in erster Linie liturgische Ornate gezeigt, etwa ein Messgewand aus Samt und Gold aus dem Jahr 1450. Das Obergeschoss zeigt Kunst aus der baugeschichtlichen Entwicklung des Doms, so auch die Nachbildung eines Weiheschiffs aus dem 17. Jahrhundert.

Weitere Informationen im Internet: www.domkammer-muenster.de.

Zum 1.200-jährigen Jubiläum des Bistums im Jahr 2005 gab es in der Domkammer die Sonderausstellung „Kirchenschätze“, zu der Exponate aus allen Regionen des Bistums nach Münster kamen. Internationale Beachtung fand 2012 die Ausstellung „Goldene Pracht“: Goldschmiedearbeiten aus ganz Europa konnten bestaunt werden.

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