Themenwoche „Spitzenmedizin in katholischen Kliniken“ (2)

Drohnen statt Taxis - so will die Franziskus-Stiftung Krebs-OPs verkürzen

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Wie können Operationen kurz gehalten werden? Die St.-Franziskus-Stiftung in Münster will Drohnen einsetzen, um während der OP Gewebeproben untersuchen zu lassen. Das soll Zeit und Kosten sparen.

In der Notfallmedizin, wo jede Sekunde zählt, eröffnen Drohnen neue Wege, traditionelle Rettungsmaßnahmen zu ergänzen: von der schnellen Zustellung von Defibrillatoren bei Herzinfarkten bis hin zum raschen Transport von Blutkonserven oder Medikamenten zur Unterstützung von Ersthelfern am Unfallort. Die fliegenden Helfer will auch die St.-Franziskus-Stiftung in Münster schon bald einsetzen. Sie gehört damit nach eigenen Angaben europaweit zu den ersten Klinikbetreibern, der die Drohnentechnik nutzen will.

Unter dem Motto „Operation Drohne“ sollen sie sollen zukünftig unter anderem die Befundung von Gewebeproben onkologischer Operationen beschleunigen und somit Entscheidungen der Operateure am OP-Tisch unterstützen. Konkret sind Drohnenflüge zwischen dem St.-Franziskus-Hospital in Ahlen und der St.-Barbara-Klinik in Hamm-Heessen geplant. Beide sind Einrichtungen der St.-Franziskus-Stiftung Münster und arbeiten aufgrund ihrer geografischen Lage sowie des medizinischen Leistungsspektrums eng zusammen.

Drohne bringt Gewebeproben von Ahlen nach Hamm

Das Konzept der St.-Franziskus-Stiftung für das OP-Drohnen-Projekt entstand in dem eigens gegründeten Institut für Krankenhausinformationsmanagement (IKiM). Schnellschnitte während einer onkologischen Operation in der Viszeralchirurgie sollen während des Eingriffs untersucht werden. Das während der OP gewonnene Gewebe wird in einem speziellen Labor auf einen tumorfreien Resektionsrand des entfernten Gewebes untersucht. 

Sind die Gewebeproben frei von Tumorzellen, dann kann die OP beendet werden, ansonsten müsste zusätzliches Gewebe entfernt werden, erläutert Verena Gölkel, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der St.-Franziskus-Stiftung, den Vorteil eines schnellen Drohnen-Einsatzes, mit dem aufwendige Transportwege während einer OP und die Narkosezeit für den Patienten verkürzt werden – auch um Nebenwirkungen zu verringern und eine möglichst schnelle Erholungszeit zu ermöglichen.

Nur die St.-Barbara-Klinik in Hamm verfügt in der näheren Umgebung über das notwendige Histopathologie-Labor zur Befundung der Schnellschnitte. Das zu untersuchende Gewebe musste deshalb bisher mit dem Taxi von Ahlen zum Labor in Hamm transportiert werden.

Drohnen-Einsatz spart Zeit und Kosten

Themenwoche: Spitzenmedizin in katholischen Kliniken
Die Ergebnisse wiederkehrender Klinikrankings sind deutlich: Konfessionelle Krankenhäuser stehen für eine patientennahe und beziehungsreiche, vor allem aber für qualitativ hochwertige Medizin und Pflege. Sie erhalten in unterschiedlichen Fachdisziplinen hervorragende fachliche Bewertungen, was verdeutlicht, dass Spitzenmedizin keineswegs nur an Unikliniken möglich ist. Die Krankenhauslandschaft steht unterdessen angesichts politischer Reformvorhaben in der Diskussion. Vor diesem Hintergrund blickt Kirche+Leben in einer Serie auf medizinische Leuchttürme in katholischer Trägerschaft, die sich im gesamten Gebiet des Bistums Münster zahlreich finden lassen.

Beim Drohnen-Einsatz geht Marc Heiderhoff, Leiter der Abteilung Krankenhausinformationsmanagement der St.-Franziskus-Stiftung, von einer Zeitersparnis von 30 Minuten gegenüber einer Taxifahrt aus. Es sollen jedoch nicht nur Zeit, sondern auch Kosten gespart werden. Denn im Krankenhaus zählt jede Minute im OP, da der Betrieb eines Operationssaals sehr kostenintensiv ist.

Auf den Dächern der Kliniken werden zwei spezielle Landeplattformen errichtet, die von den Mitarbeitenden schnell erreicht werden können, so Thomas Opfermann, zuständiger Projektleiter der St.-Franziskus-Stiftung. Überwacht werden die Flüge über GPS von der Firma „Spright“, die den Drohnenbetrieb als Partner übernimmt.

St.-Franziskus-Stiftung: Drohnen-Einsatz soll ausgebaut werden

Ziel sei es, die Drohnen-Logistik zukünftig auszuweiten und in einem nächsten Schritt weitere Kliniken einzubinden, auch zur Versorgung mit Medical- und Blutprodukten, speziellen Instrumenten oder Implantaten. Die Drohne „RigiTech Eiger“ wird von den Projektpartnern „Spright“ aus den USA und aus der Schweiz zur Verfügung gestellt. Zu den Kosten nur so viel: Die hohen Einstiegskosten sollen sich auf Dauer durch eine steigende Anzahl an Flügen rentieren.

Und wann startet die „Operation Drohne?“ „Wir warten leider immer noch auf die Freigabe aus dem aufwendigen behördlichen Genehmigungsverfahren“, sagt Verena Gölkel abschließend.

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