Priester wird eines sexuellen Vergehens beschuldigt

Düsseldorfer Stadtdechant Ulrich Hennes vom Amt entbunden

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat Ulrich Hennes (57) vom Amt des Düsseldorfer Stadtdechanten entbunden. Auch als Pfarrer soll er amtsenthoben werden. Grund sind Beschuldigungen eines sexuellen Vergehens.

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat Ulrich Hennes (57) vom Amt des Düsseldorfer Stadtdechanten entbunden. Zugleich leitete er gegen den bereits beurlaubten Geistlichen ein Verfahren zur Amtsenthebung als Pfarrer von St. Lambertus ein, teilte das Erzbistum Köln mit. Gegen Hennes lägen „glaubwürdige Berichte“ über sexuelle Handlungen an einem 20-Jährigen im Rahmen eines Seelsorgegesprächs vor, die „das Vertrauen in den Priester nachhaltig erschüttern“.

Der Erzbischof hatte wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung Hennes im März beurlaubt und die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Diese stellte im Juni ihre Ermittlungen mangels Tatverdachts ein. Danach startete die Erzdiözese eine kirchenrechtliche Vorprüfung. Dabei ging es um die Frage, ob sich Hennes kirchenrechtlich relevantes Fehlverhalten zuschulden kommen ließ.

 

Der Staat stellte Verfahren ein - die Kirche nicht

 

Laut Erzbistum hat die Staatsanwaltschaft im Fall des 20-Jährigen das Vorliegen einer Straftat ausgeschlossen, weil der Mann bereits volljährig gewesen sei und verneint habe, dass die sexuellen Handlungen gegen seinen ausdrücklichen Willen stattfanden. Dennoch stelle das geschilderte Verhalten von Hennes ein schweres Vergehen dar, so die Erzdiözese. Er habe das besondere Vertrauen, das ihm als Priester entgegengebracht wurde, für seine Interessen ausgenutzt. Im Vorfeld des ersten Seelsorgekontaktes habe Hennes von den homosexuellen Neigungen des Mannes erfahren.

Hennes bestreitet nach Angaben des Erzbistums, dass es zu sexuellen Handlungen kam. Die Verantwortlichen der Erzdiözese hielten jedoch die Aussage des Betroffenen für glaubwürdig, zumal er eine eidesstattliche Versicherung abgegeben und fünf Personen benannt habe, denen er in zeitlicher Nähe zum damaligen Geschehen von der „für ihn verstörenden Begegnung mit dem Priester“ berichtet habe. Alle fünf Personen hätten die Aussagen des Betroffenen bestätigt und ihrerseits eidesstattliche Versicherungen unterschrieben.

 

Woelki: Offenbar Vertrauen und Notlage ausgenutzt

 

„Im vorliegenden Fall müssen wir davon ausgehen, dass ein Priester die seelsorgliche Notlage eines jungen Mannes sexuell ausgenutzt hat“, erklärte Woelki. „Vor diesem Hintergrund ist das Vertrauen in Monsignore Hennes tief erschüttert.“ Grundsätzlich sei es wichtig, „dass wir jeden Hinweis ernst nehmen und den Betroffenen Glauben schenken“.

Zur Amtsenthebung werden nach Angaben der Erzdiözese nun sogenannte Pfarrkonsultoren zu Rate gezogen, die nach geltendem Kirchenrecht die Entscheidung des Erzbischofs bestätigen müssen. Gegen eine Entscheidung zur Amtsenthebung könne Hennes Berufung einlegen, womit der Fall an die zuständigen Stellen in Rom verwiesen würde. Bis zum Abschluss des gesamten Amtsenthebungsverfahrens bleibe der Geistliche beurlaubt.

 

UPDATE: Verfügung gegen Ulrich Hennes

 

Hennes will sich gegen die von ihm „als sehr ungerecht empfundene Entscheidung“ wehren, sagte sein Anwalt Peter Schnatenberg der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. Allerdings erließ das Landgericht Köln eine einstweilige Verfügung.

Danach darf Hennes nicht behaupten, Grund für seine fortdauernde Beurlaubung sei „eine völlig an den Haaren herbeigezogene Mitteilung eines Mannes bezüglich eines angeblichen einmaligen und einvernehmlichen sexuellen Kontakts unter Erwachsenen im Jahr 2001“. Auf Antrag des Erzbistums ist Hennes auch die Aussage untersagt, man habe ihm eine Zukunft als Priester angeboten, „falls“ er „freiwillig unter Anerkennung seiner Schuld auf seine Ämter verzichte“.

(Update Freitagmorgen, 20. Sept., jjo.)

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