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Nur noch die Hälfte der Deutschen ist verheiratet. Wie sieht es bei kirchlichen Trauungen aus? Die spannenden Entwicklungen im Überblick.
Am Valentinstag wird traditionell die Liebe zwischen zwei Menschen gefeiert. Allerdings wollen immer weniger Menschen den Bund fürs Leben miteinander schließen – sowohl standesamtlich als auch kirchlich. Das zeigt eine Auswertung verschiedener Statistiken durch Kirche+Leben.
Nur noch jede zweite erwachsene Person in Deutschland ist verheiratet: Mit dieser Meldung wartete das Statistische Bundesamt Anfang Februar auf. Bei genauerem Blick auf die zugrundeliegende Aufstellung ist die Zahl der Eheschließungen in den vergangenen Jahrzehnten von 750.452 (1950) auf 360.979 (2023) gesunken. Während nach dem Zweiten Weltkrieg je 1.000 Einwohner noch 11,0 Ehen geschlossen wurden, sind es heute nur noch 4,3.
Hohes Heiratsalter und geringere Scheidungsrate
Das gehe auch damit einher, dass „Menschen bei ihrer ersten Heirat immer älter sind – sofern sie überhaupt heiraten“. Das durchschnittliche Heiratsalter sei innerhalb von 30 Jahren „um rund sechs Altersjahre“ gestiegen. Es habe 2023 einen Höchststand erreicht. Frauen seien bei ihrer ersten Heirat 32,8 Jahre und Männer 35,3 Jahre alt.
Bemerkenswert ist aber, dass auch die Zahl der Scheidungen zurückgeht. Wie das Statistische Bundesamt im vergangenen Jahr mitteilte, sei die Scheidungsrate 2023 um 6,1 Prozent und damit „auf den niedrigsten Stand seit der Deutschen Vereinigung im Jahr 1990“ gesunken. Dagegen stieg der Anteil der Ledigen an der Bevölkerung seit 1993 von 24 auf 33 Prozent.
Rückgang katholischer Trauungen
Parallel ist auch die Zahl der kirchlichen Eheschließungen in den vergangenen Jahrzehnten gesunken. Katholischerseits weist die Jahreserhebung der Kirchlichen Statistik der Bistümer in Deutschland für 2023 insgesamt 27.565 Trauungen aus. Damit hat sich die Zahl der Trauungen im Vergleich zu 2003 halbiert. Ähnlich sieht es im Bistum Münster aus: Dort hat sich die Zahl der Trauungen von 2003 bis 2023 von 4.367 auf 2.278 reduziert. Allerdings wird im Bistum im deutschlandweiten Vergleich noch freudig geheiratet: Nur Freiburg, München und Freising und Rottenburg-Stuttgart liegen bei den Trauungen weiter vorn.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Neben der Austrittswelle und einer immer größeren Distanz zur kirchlichen Tradition könnten die Anforderungen an die kirchliche Ehe zu diesen Zahlen beitragen. „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“: Dieser von Jesus im Matthäus-Evangelium formulierte Anspruch dürfte es heute schwer haben.
Darüber hinaus ist mit einer katholischen Ehe bei allem Wunsch nach einer stilvollen Zeremonie auch kirchenbürokratischer Aufwand verbunden, den viele Menschen scheuen. Im Gespräch mit dem zuständigen Seelsorger muss das sogenannte „Ehevorbereitungsprotokoll“ ausgefüllt werden. Dazu gehören unter anderem die Frage nach eventuellen Ehehindernissen und der Freiwilligkeit der Eheschließung. Vielleicht muss sogar ein Dispens von der kanonischen Eheschließungsform oder ein „Nihil obstat“ erbeten werden, zum Beispiel im Fall einer kirchlich für nichtig erklärten oder aufgelösten Ehe.
Ähnliches Bild bei der EKD
Obwohl die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die Ehe nicht als Sakrament betrachtet, sieht es dort nicht viel besser aus: Die EKD-Statistik „Äußerungen des kirchlichen Lebens“ meldet für das Jahr 2022 etwa 35.000 Trauungen. 2018 gab es noch fast 42.000 Eheschließungen. Nur etwa 18.000 evangelische Trauungen wurden von zwei Partnern evangelisch-landeskirchlicher Konfession vollzogen. Bei ungefähr 9.000 Trauungen ist einer der Partner katholisch, bei fast 7.000 Trauungen sogar nichtchristlich. Selbst der Umstand, dass die meisten evangelischen Landeskirchen im Unterschied zur katholischen Kirche inzwischen auch gleichgeschlechtliche Paare verheiraten, verbessert die Zahlen nicht wesentlich.
Wenig Belastbares zu freien Trauungen
Zur Beliebtheit freier Trauungen liegen keine verlässlichen Zahlen vor. Eine nicht-repräsentative Umfrage der Hochzeitsplattform „Weddyplace“ unter 634 Paaren von 2024 behauptet jedoch, dass 35,3 Prozent neben der standesamtlichen Trauung eine freie Hochzeit bevorzugen. In ähnlicher Weise suggerieren die sozialen Medien seit einiger Zeit einen Boom nicht-religiöser Zeremonien, die durch freie Trauredner gestaltet werden.