St. Clemens in Münster-Hiltrup an Pilotprojekt beteiligt

Ehrenamtliche und Caritas-Profis helfen gemeinsam

Die Sozialgesetze werden immer komplizierter. Deswegen arbeiten in der Pfarrei St. Clemens in Münster-Hiltrup Ehrenamtliche und Caritas-Sozialarbeiterin Sabrina Lejeune neuerdings Hand in Hand – nicht nur in der Kleiderkammer.

Anzeige

Die Gemeinde St. Clemens in Münster-Hiltrup hat seit 50 Jahren einen eigenen Sozialdienst: Zwei ehrenamtliche Kräfte kümmern sich im Sozialbüro um die vielen Anfragen. Bedürftige holen sich dort etwa Lebensmittelgutscheine ab. In der Kleiderkammer, die von zwei weiteren Frauen betreut wird, finden die Menschen Sachen zum Anziehen und für den Haushalt. Andere Ehrenamtliche bieten in Kooperation mit einem Bäcker vor Ort Brot vom Vortag an. Caritas-Sammlerinnen sorgen für den Spendenfluss. „Doch die Probleme, mit denen die Menschen zu den Ehrenamtlichen kommen, sind immer komplizierter geworden“, sagt Sabrina Lejeune.

Auch die Feinheiten der Sozialgesetzgebung und ihr Hilfsangebot seien heute nicht mehr so leicht zu durchschauen. Deswegen mache es Sinn, hauptamtliche und ehrenamtliche Caritasarbeit in der Pfarrei enger zu verknüpfen, sagt die 37-jährige Caritas-Sozialarbeiterin.

 

Neue Zusammenarbeit in den Pfarreien

 

Die neue Kooperation firmiert unter dem Begriff „Allgemeine Sozialberatung“. Ausprobiert wurde die Idee zuerst in der münsterschen Pfarrei St. Franziskus. An dem auf zwei Jahre angelegten Folgeprojekt, bei dem professionelle Caritas-Sozialarbeiter direkt in den Pfarreien mit den Ehrenamtlichen der Gemeindecaritas zusammenarbeiten, beteiligen sich in Münster zurzeit fünf Pfarreien. Eine davon ist St. Clemens.

Caritas-Sozialarbeiterin Sabrina Lejeune hat dort ihren Arbeitsplatz. Sie steht den Ehrenamtlichen mit fachlichem Rat zur Seite und entwickelt mit ihnen neue Ideen. Sanft, aber sicher bringt sie in St. Clemens einiges in Bewegung.

 

Probleme besser erkennen

 

Pfarrer Mike Netzler war das soziale Engagement seiner Kirche immer wichtig. Zu seiner Pfarrei St. Clemens gehören die Bezirke Hiltrup und Hiltrup-Ost und der Stadtteil Amelsbüren. „Die Probleme, mit denen die Leute zu uns kommen, sind nur die Spitze eines Eisbergs. Durch die Mitarbeit von Sabrina Lejeune sehen wir erst, was wir noch zusätzlich machen können“, sagt er. Etwa die Existenz von Menschen sichern helfen, die in Armut leben. Oder sie bei den Anträge zu Arbeitslosengeld II, Kindergeld und Kinderzuschlag unterstützen. Oder Menschen mit psychischen Problemen beraten.

„Viele der Klienten leben von Hartz IV oder haben eine geringe Rente“, sagt Lejeune. Andere hätten Schulden. 40 Prozent verfügten über einen Migrationshintergrund, 30 Prozent seien alleinstehend, 15 Prozent alleinerziehend. Sabrina Lejeune ist gut vernetzt. Sie hält Kontakt zu katholischen und evangelischen Fachdiensten, zum Caritasverband, zu Kaufleuten und Stiftungen. „Menschen in finanzieller Not können zum Beispiel nicht für den Kauf eines neuen Bettlattenrostes Geld ansparen“, sagt sie. „Der Gesetzgeber gibt das zwar vor, aber das ist unmöglich.“

 

Firmen vor Ort unterstützen

 

In einem Fall hat die Caritas-Sozialarbeiterin deswegen eine Hiltruper Firma angesprochen. „Die hat uns den Lattenrost günstig überlassen, den Rest gab die Familie dazu.“ Schultornister und Bastelbedarf für Kinder hat Lejeune ebenfalls auf diese Weise über ein Geschäft günstig vermitteln können. Sei die persönliche Notlage erkannt, versucht sie schnell zu reagieren. „Viele Probleme ergeben sich erst aus den Beratungsgesprächen.“

Christiane Böse engagiert sich seit 14 Jahren ehrenamtlich im Sozialbüro von St. Clemens. Sie weiß, dass die Betriebskosten-Abrechnung eines Vermieters oder die Stromrechnung Bedürftige in höchste Not versetzen können. Böse kennt auch die Flüchtlingsfamilien, die Hilfe bei der Ersteinrichtung der Wohnung benötigen. „Seit meine Kollegin Sabrina Lejeune im Sozialbüro den Schreibtisch mir gegenüber bezogen hat, habe ich viel dazugelernt.“

Auch Lejeune sieht sich als Lernende. „Die Ehrenamtlichen engagieren sich mit Kompetenz und Empathie“, sagt sie. Sie wolle die Hilfsangebote verknüpfen und mit den Ehrenamtlichen Konzepte entwickeln, um den Menschen noch besser zu helfen.

Anzeige