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Mit dem Ehrenamtspreis des Bistums Münsters zeichnen das Bistum, das Diözesankomitee und „Kirche-und-Leben.de“ beispielhafte, innovative oder nachhaltige Initiativen und Projekte aus. Der erste Platz geht an das Projekt „Der Mensch dahinter“ in Münster.
Angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter wirbt die in Münster entstandene „Initiative für Respekt und Toleranz“ mit ihrem Projekt „Der Mensch dahinter“ für mehr Wertschätzung gegenüber Menschen in öffentlichen Diensten. Die Resonanz ist überwältigend.
Seit vier Jahren lenken Andrea Wommelsdorf, Burkard Knöpker, Charlotte Beck und Dirk Reinhardt den Blick auf Menschen in öffentlichen Diensten, die sich unter Einsatz ihrer eigenen Gesundheit für Leben, Leib und Besitz anderer Menschen engagieren und dabei allzu oft angegriffen werden – so etwa Polizei, Rettungsdienste, Feuerwehr, Zugpersonal. Ausgangspunkt für das Engagement war die „Stuttgarter Krawallnacht“ im Sommer 2020, als es nach einer Drogenkontrolle zu heftigen Ausschreitungen kam und zahlreiche Polizisten zum Teil erheblich verletzt wurden.
Unter diesem Eindruck haben die vier Frauen und Männer in Münster die „Initiative für Respekt und Toleranz“ gegründet. Daraus entstanden ist das Ausstellungsprojekt „Der Mensch dahinter“, in dem mit Porträts Angehörigen dieser Einsatzkräfte eine Stimme und ein Gesicht gegeben wird. Mittlerweile sind rund 110 Porträts geschrieben worden, in denen Polizisten, Feuerleute, Sanitäter und Zugbegleiter von ihren Berufserfahrungen und Erfahrungen sprechen.
Beleidigungen von Berufsgruppen „unerträglich“
Themenwoche: Ehrenamtspreis 2024
Mit dem Ehrenamtspreis des Bistums Münsters zeichnen das Bistum, das Diözesankomitee
und Kirche+Leben beispielhafte, innovative oder nachhaltige Initiativen und Projekte aus.
Beworben hatten sich diesmal knapp 100 Projekte. Über die Preisträgerinnen und Preisträger
entschied eine vierköpfige Jury: Theresa Freese und Brigitte Lehmann vom Diözesankomitee,
Kirche+Leben-Chefredakteur Markus Nolte und Münsters Generalvikar Klaus Winterkamp.
Zur Preisverleihung am 22. September stellen wir die drei Preisträger vor.
„Wir halten es für unerträglich, dass Menschen aus den vorgestellten Berufsgruppen in aller Öffentlichkeit beleidigt und attackiert werden, obwohl sie nichts weiter tun, als ihrer Arbeit nachzugehen. Und zwar einer Arbeit, von der wir alle profitieren, die uns vielleicht einmal das Leben retten kann“, sagt Andrea Wommelsdorf.
Dass ihre Initiative den diesjährigen Ehrenamtspreis des Bistums Münster erhält, empfindet sie als Ermutigung, weiter für Respekt und Toleranz zu werben und bundesweit die Wanderausstellungen zu organisieren. Anfragen bekomme die Initiative etwa von Städten und Gemeinden, der Gewerkschaft der Polizei und anderen Berufsverbänden.
Bundesweite Wanderausstellung des Projekts „Der Mensch dahinter“
Wie Burkard Knöpker sagt, hat die Initiative keinerlei parteipolitisches Interesse und lehnt es ab, politisch instrumentalisiert zu werden: „Wir legen großen Wert auf Vielfalt. Das heißt, wir möchten die verschiedenen Altersgruppen, die Geschlechter und natürlich auch Menschen mit und ohne Migrationshintergrund möglichst ausgewogen abbilden.“ Es kämen auch nur die sogenannten normalen Mitarbeitenden zu Wort, die etwas über sich, ihr Leben und den Arbeitsalltag erzählen, und nicht die Berufsfunktionäre.
Das im Rahmen einer Wanderausstellung vorgestellte Projekt „Der Mensch dahinter“ hat in zahlreichen Städten von Kiel bis Ravensburg, von Köln bis Erfurt für hohe Aufmerksamkeit gesorgt. Münsters Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf sagte etwa nach einer Präsentation zu den Initiatoren: „Mit der Ausstellung habt Ihr Großartiges geschaffen. Mit viel Herzblut und persönlichem Engagement rückt Ihr den Scheinwerfer auf die Menschen hinter der Uniform. Sie verdienen Respekt. Ihr verdient unseren Dank.“
Überzeugung: Auch Respekt kann ansteckend sein
„Kirche-und-Leben.de“ stellt das Projekt „Der Mensch dahinter“ in einem kurzen Video vor.
Andrea Wommelsdorf beobachtet, dass Werte wie Respekt und Toleranz in der Gesellschaft auf dem Rückzug zu sein scheinen. Die Gesellschaft falle immer stärker in verschiedene Milieus auseinander, „die kaum Kontakt zueinander und daher auch wenig Verständnis füreinander haben“, meint sie.
Aber die Münsteranerin hat auch eine Hoffnung, mit der sie ihr Engagement verbindet: „Zwar ist auch Respektlosigkeit ansteckend. Wer immer wieder auf diese Weise behandelt wird, gerät in die Gefahr, sich selbst so zu verhalten. Aber die gute Nachricht ist: Auch Respekt ist ansteckend. Wer Menschen, die es aufgrund ihres Verhaltens eigentlich nicht verdienen, trotzdem respektvoll entgegentritt, mag sie zum Nachdenken und im Idealfall vielleicht sogar zum Umdenken bewegen.“
Gespräche in Schulklassen
Die Initiative selbst regt zu diesem Nach- und Umdenken an und hat Kontakt mit Schulen, um über die vorgestellten Porträts mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen. Mitinitiator Dirk Reinhardt, der als Jugendbuchautor oft über gegenseitige Wertschätzung schreibt, sagt: „Respekt und Toleranz sind die Werte, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Aber sie sind bedroht. Wir müssen jeden Tag aufs Neue für sie kämpfen. Unsere Initiative möchte einen Beitrag dafür leisten.“