Was Spaß und Freude unterscheidet

Ein adventliches Bauchgefühl

Was Spaß macht, ist lebenswert. Shoppen zum Beispiel. Oder jetzt gerade die „Mannequin-Challenge“. Was das mit Advent zu tun hat? Nichts. Grund genug, dass wir drüber sprechen.

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Was Spaß macht, ist lebenswert. Shoppen zum Beispiel. Oder jetzt gerade die „Mannequin-Challenge“. Was das mit Advent zu tun hat? Nichts. Grund genug, dass wir drüber sprechen.

„Herzlich willkommen zum Spaß-Sonntag!“ Ob die Gottesdienste voller wären, wenn das auf einem großen Plakat über den Kirchentüren hinge?  Ich schätze, so eine Einladung brächte ordentlich Aufmerksamkeit.

Dann müsste allerdings auch einiges geboten werden, damit die Sache nicht abendfüllend in die Hose geht. Der Anspruch ist groß, der Erfolg eine ernste Sache. Spaß zu machen, will gelernt sein. Dann aber dürfte der Zuspruch enorm sein. Denn: Was Spaß macht, gilt als lebenswert.

 

Fun-Faktor „Nicht bewegen!“

 

„Shoppen“ zum Beispiel, habe ich mir sagen lassen. Oder: verrückte Dinge tun – wie etwa die „Mannequin-Challenge“, die gerade im Internet der Renner ist. Der Spaß dabei: Man tut gar nichts. Im Gegenteil. Eine möglichst große Gruppe von Menschen wird dabei gefilmt, wie sie regungslos, wie eingefroren dasteht, während die Kamera sie umkreist. Nichts tun: vielfacher Fun-Faktor!

Höchste Zeit, auf die Spaßbremse zu treten. Schließlich kommt Spaß, in seiner gesteigerten Form auch als „Heiden-Spaß“ beliebt, in der Bibel definitiv nicht vor. Scheint zu passen zu einer Religion, die von vielen eher als Spaßverderber gesehen wird, weil sie angeblich alles verbietet, was auch nur ein bisschen Lust macht ...

 

Rosarot statt pinkgrell

 

Und doch gibt es in der Kirche einen Sonntag, der zwar nicht „Spaß-“, aber immerhin „Freuden-Sonntag“ genannt wird. An diesem dritten Advent wird er gefeiert. In der ernsten Fastenzeit gibt es ihn übrigens auch, diesen einen Sonntag, an dem die violetten Gewänder im Gottesdienst heller werden dürfen: Dann ist sogar rosa angesagt! Und doch zieht damit nicht pink-grelle Albernheit in die Kirchen ein. Denn es gibt einen guten Grund dafür, dass es keinen Spaß-, sondern eben einen Freuden-Sonntag gibt.

Worum es dabei geht, kann man am besten an einem kleinen Beispiel erklären. Was ein „freudiges Ereignis“ ist, das einem jungen Paar ins Haus steht, weiß jeder. Niemand käme auf die Idee, die Geburt eines Kindes wäre ein „spaßiges Ereignis“. Sich über etwas zu freuen, ist etwas Grundsätzlicheres, als an etwas Spaß zu haben. Zumal der Spaß einfach einsetzt, während die Vorfreude schon einmal nippen lässt – mit vollem Geschmack.

 

Uralte Frau wird schwanger. Klar.

 

Auch wenn, wie gesagt, die Bibel eher spaßbefreit ist: Gelacht wird dennoch. Zwar meist abfällig von den Bösen über das Unglück der Guten. Aber schon ganz vorn in der Heiligen Schrift lacht sogar die „Urmutter“ Sara, die Frau von Abraham. Der Grund: Sie soll ein Kind bekommen. Sara allerdings, so heißt es, „lacht still in sich hinein“, schließlich ist sie wie ihr Mann steinalt – so nach dem Motto: „Ja, ja, natürlich. Ich und schwanger? Da lachen ja die Hühner!“ Doch es kommt natürlich, wie es kommen soll. Sara bringt Isaak auf die Welt und sagt schließlich überglücklich: „Gott ließ mich lachen; jeder, der davon hört, wird mit mir lachen.“ Da erst wird aus ihrem bitteren Lachen tiefe Freude.

 

Hüpfen im Bauch

 

Auch von zwei anderen Schwangeren wird so etwas erzählt: von Elisabeth, die wie Sara schon reichlich betagt war, und von Maria. Als die beiden sich begegnen, „hüpft“ der ungeborene Johannes in Elisabeths Bauch – „aus Freude“, wie der Evangelist Lukas ausdrücklich schreibt.

Anders gesagt: Tief in ihr rührte sich etwas, als Elisabeth den Gruß von Maria hörte. Ohne zu viel hinein- oder he­rauszuinterpretieren: Die Freude spricht etwas tief in meinem Inneren an und lässt es wachsen. Für die einen ist es Glück, für die anderen Liebe – aber eines von beiden eigentlich immer. Der Spaß „hat Spaß gemacht“, die Freude bleibt und stärkt und erinnert wohl zuletzt an das Ungeheuerliche, diese Freude überhaupt erleben zu dürfen.

Und darum hängt kein Plakat „Heute Spaß-Sonntag“ über den Kirchentüren, sondern geradezu der Befehl zu vorfreudiger Erwartung eines freudigen Ereignisses: „Freut euch! Noch einmal: Freut euch! Gott kommt!“ Kein Spaß! Das ist sein Ernst. Allemal Grund zur Freude.

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