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Viele Menschen, die sich in der Kirche engagieren, leisten einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft. Es lohnt sich, trotz aller Kritik, kommentiert der Warendorfer Kreisdechant Peter Lenfers.
Viele Menschen arbeiten für die Kirche – auch im Bistum Münster. Gleich wo sie tätig sind, sie engagieren sich für andere und leisten einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft. Außerdem praktizieren sie damit einen wichtigen Grundvollzug der Kirche: den Dienst am Nächsten. Neben der Verkündigung der frohen Botschaft und der Feier des Gottesdienstes sind Caritas und Diakonie die gelebte Praxis der Botschaft Jesu – und damit wesentlicher Ausdruck kirchlichen Handelns.
Kirchlichen Handelns? Ja, denn ganz unabhängig davon, ob und inwieweit das den Beschäftigten bei der täglichen Arbeit bewusst ist oder wird, sie engagieren sich auf praktische Weise im Sinne und im Auftrag der Kirche.
Kirche aus der Zeit gefallen?
Um die Großwetterlage der Kirche ist es seit längerer Zeit schlecht bestellt. Auch wenn der Ruf der Gemeinden vor Ort oft besser ist als das kirchliche Gesamtbild, so ist die Kirche – zu Recht! – nicht nur massiver Kritik an der schleppenden Aufarbeitung des Missbrauchsskandals oder zum Beispiel dem nicht mehr nachvollziehbaren Umgang mit Frauen ausgesetzt, sondern demontiert sich durch irritierende Aussagen oder Haltungen förmlich selbst. Sie scheint aus der Zeit zu fallen.
Wer in dieser Zeit „bei Kirchens“ arbeitet, hat oft keinen leichten Stand. Inzwischen werden nicht wenige aus ihrem Umfeld angefeindet oder zumindest kritisiert, warum sie noch „bei diesem Laden“ sind. Manche verschweigen zunehmend den kirchlichen Arbeitgeber. Das kann ich gut verstehen.
Im Einsatz für die frohe Botschaft Jesu
Der Autor:
Peter Lenfers ist Pfarrer und Kreisdechant in Warendorf.
Die Zentrifugalkräfte machen inzwischen auch nicht mehr vor den Hauptberuflichen in der Pastoral Halt. Viele sehen keinen anderen Weg, als sich von der Kirche zu verabschieden, und haben keine Hoffnung mehr, sie von innen heraus zum Positiven hin verändern zu können. Viele gehen in die innere Emigration, manche gehen ganz. Auch ich finde es oft mühsam, mir immer neu bewusst zu machen, dass auch ich (Teil von) „Kirche“ bin, durch Taufe und Firmung berufen, mich mit meinen spezifischen Fähigkeiten für die frohe Botschaft Jesu einzusetzen.
Trotz aller Mühen bin ich überzeugt, dass das Evangelium immer noch mehr Strahlkraft besitzt und größer ist als das oft so menschlich ärmliche Erscheinungsbild der Kirche. Allen in der Kirche Engagierten wünsche ich das Vertrauen, als getaufte und gefirmte Christenmenschen „das fünfte Evangelium“ zu sein.
In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.