Liturgiewissenschaftler Guido Fuchs über Schlafen, Schwätzen, Rauchen und Essen

Ein ganzes Buch voll mit schlechtem Benehmen in der Kirche

  • Schlechtes Benehmen in der Kirche hat Tradition.
  • Zu diesem Schluss kommt der Liturgiewissenschaftler Guido Fuchs in seinem neuen Buch „Kleine Geschichte des schlechten Benehmens in der Kirche“.
  • Das Sündenregister hat sich mit den Jahrhunderten gewandelt.

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Schlechtes Benehmen in der Kirche hat Tradition. Zu diesem Schluss kommt der Liturgiewissenschaftler Guido Fuchs in seinem neuen Buch „Kleine Geschichte des schlechten Benehmens in der Kirche“, wie die Universität Würzburg mitteilt. Dort ist Fuchs außerplanmäßiger Professor. Das Sündenregister: Zu spätes Kommen und vorzeitiges Gehen, lautes Schwätzen und Stören, Schlafen während der Predigt, Rauchen, Tabak schnupfen, Essen und Trinken, das Mitbringen von Tieren.

„Manches, was früher üblich war, ist heute nicht mehr zu erleben, wie beispielsweise Kirchgänger, die Tabak kauen und ausspucken“, erklärt Fuchs. „Umgekehrt wäre früher manches, was heute zu erleben ist, nicht möglich gewesen - wie etwa manche Erscheinungen allzu freizügiger Kleidung.“

 

Früher sorgten Fachkräfte für Ordnung

 

Toleriert worden sei das Verhalten nie. Früher habe es eigene Dienste gegeben, die nicht nur ermahnt, sondern durchgegriffen hätten. Der „Hundepeitscher“ vertrieb die Tiere, der „Steckelesmeister“ sorgte bei Kindern nachdrücklich für Ordnung, wie der Liturgiewissenschaftler berichtet.

Dass sich die Situation mittlerweile verbessert habe, liege auch an den Rahmenbedingungen, konstatiert Fuchs weiter. „Viele Faktoren, die früher ein schlechtes Benehmen förderten, wie etwa eine nicht oder nur schwer verständliche Sprache, die Ausrichtung des Gottesdienstes weg von der Gemeinde, Dunkelheit oder ungeeignete Räume, spielen keine Rolle mehr.“ Ein weiterer wichtiger Grund sei die Tatsache, dass die Menschen heute aus eigenem Drang zur Kirche gingen und es eine Sozialkontrolle kaum mehr gebe.

 

Mangelndes Gespür

 

Dies habe aber auch negative Auswirkungen, sagt Fuchs. Kirchen seien für viele Menschen weniger eine Stätte des Glaubens als vielmehr der Kultur. So heiße es in einer Schrift der deutschen Bischöfe: „Kirchenräume werden nicht mehr erfahren als Orte der göttlichen Gegenwart, die ein entsprechendes Handeln und Verhalten der Menschen einfordert.“

Zudem präge die Liturgie kaum noch den Alltag der Menschen. Da nutzten dann auch saloppe Sprache und neuartige Formen wenig - das führt oft nur zur Banalität, findet der Wissenschaftler: „Wo das Außergewöhnliche gewöhnlich wird, geht auch das Gespür für das Heilige verloren.“

Das Buch
Guido Fuchs: Kleine Geschichte des schlechten Benehmens in der Kirche (Reihe "Liturgie und Alltag"), Verlag Pustet 2021, 181 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 978-3791732466. Das Buch können Sie auch bequem direkt bei unserem Partner Dialogversand bestellen.

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