Kommentar zum Programm „Kirche im Mentoring - Frauen steigen auf“

Ein halbherziges Förderprojekt?

Mit einem Förderprogramm möchten die deutschen Bischöfe Frauen ermutigen, sich auf Führungsposten in den Bistümern zu bewerben. Das allein reicht nicht, meint unser Redakteur Martin Schmitz.

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Mit einem Förderprogramm möchten die deutschen Bischöfe Frauen ermutigen, sich auf Führungsposten in den Bistümern zu bewerben. Das allein reicht nicht, meint unser Redakteur Martin Schmitz.

Die deutschen Bischöfe wollen mehr Frauen in Leitungspositionen. Klingt erstmal gut, modern, weltoffen. Dass es den Herren an den Bistumsspitzen damit ernst ist, verdeutlichten sie im Februar 2013 mit einer gemeinsamen Erklärung. Darin „verpflichten“ sich die Bischöfe, den Frauenanteil in solchen Leitungspositionen „deutlich zu erhöhen“, die die Weihe nicht voraussetzen.

Aber was ist eine „deutliche Erhöhung“? Und wie soll sie erreicht werden? Ein Mentoring-Programm wurde entwickelt, speziell zur Qualifizierung von Frauen. Ob das schwammig formulierte Ziel die Ursache für die langsame Umsetzung war? Nur so viel: Als der erste Kurs „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ startete, war die Erklärung der deutschen Bischöfe schon knapp dreieinhalb Jahre alt.

 

Ein fader Beigeschmack

 

Lob gebührt der verantwortlichen Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz „Frauen in Kirche und Gesellschaft“ dafür, dass sie sich mit dem Hildegardis-Verein einen kompetenten Partner ins Boot geholt hat, was die Ausbildung und Qualifizierung von Frauen angeht.

Allerdings bleibt ein fader Beigeschmack: Frauen müssen qualifiziert werden, Männer nicht? Ganz so sei es nicht, sagt Münsters Generalvikar Norbert Köster. Frauen seien einfach zurückhaltender, wenn  es um die Bewerbung auf Führungspositionen gehe. Man müsse ihnen Mut machen.

 

Es hakt an den Arbeitsbedingungen

 

Sicher ist das die eine Schraube, an der man drehen kann, wenn man sich mehr Bewerberinnen wünscht. Aber auf keinen Fall die einzige. Denn es gibt ja Gründe dafür, dass sich Frauen nicht so gern auf Führungspositionen bewerben – natürlich nicht nur in der Kirche.

Wenn man es wirklich ernst meint mit den Frauen in leitenden Funktionen, dann muss man Arbeitsbedingungen schaffen, in die sich Frauen auch hineinbewerben möchten. – Sicherlich keine leichte Aufgabe in einer Branche, die seit Jahrhunderten von Männern dominiert wird. Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist da zum Beispiel ein Punkt, der übrigens auch für Männer immer wichtiger wird. Laut Generalvikar Köster wird zumindest im Bistum Münster schon daran gearbeitet. Vielleicht fragen wir in dreieinhalb Jahren noch einmal nach, ob sich diesbezüglich schon etwas getan hat.

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