Zu Besuch bei der Deutschen Seemannsmission in Wilhelmshaven

Ein offenes Ohr und Geschenke - wenn der Seemannspastor an Bord kommt

Weihnachten mit dem Seemannspastor in Wilhelmshaven. | Video: Kai Moorschlatt

  • Pastor Peter Sicking ist im Namen der Deutschen Seemannsmission unterwegs auf Schiffen in Wilhelmshaven.
  • In der Adventszeit verteilt er Geschenke unter den Seeleuten, die Weihnachten nicht daheim verbringen können.
  • Die Seeleute freuen sich über die Besuche des Seemannspastors und schätzen die Gespräche mit dem Geistlichen.

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Wenn Seemannspastor Peter Sicking in den Tagen kurz vor Weihnachten die Gangways zu den Schiffen im Hafen von Wilhelmshaven hinaufgeht, dann wird er von den Besatzungsmitgliedern aus aller Welt meist schon sehnsüchtig erwartet. Gemeinsam mit mehreren ehrenamtlichen Helfern der Deutschen Seemannsmission Wilhelmshaven verteilt der Geistliche, der ansonsten in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Voslapp tätig ist, Geschenkbeutel an die Seeleute.

Über 400 solcher Präsenttaschen sind es in diesem Jahr. Schokolade, Nüsse, aber auch selbst gestrickte Mützen der Frauengruppe der Kirchengemeinde sollen die Schiffsbesatzungen, die fern ihrer Heimat und ihrer Familien das Weihnachtsfest an Bord verbringen, erfreuen. Die umweltfreundlichen Stofftaschen wurden von Kindergartengruppen und der Demenzselbsthilfegruppe „Herz und Seele“ mit Adventsmotiven bemalt. Die Weihnachtsaktion ist konfessionsübergreifend und wird von zahlreichen Wilhelmshavener Institutionen unterstützt.

Arbeit verlagert sich an Bord der Schiffe


Oftmals sind es die Gespräche, die Seeleute am Besuch von Pastor Peter Sicking (rechts) schätzen. | Foto: Kai Moorschlatt

Doch die Seeleute freuen sich nicht nur über die weihnachtlichen Gaben. Für viele von ihnen ist jeder Besuch an Bord eine willkommene Abwechslung. Denn aufgrund der Corona-Pandemie dürfen Besatzungsmitglieder in den Häfen ihre Schiffe oftmals nicht verlassen. Seemannspastor Peter Sicking berichtet: „In die Kirche zu gehen, ist jetzt besonders schwierig. Der Kapitän muss es erlauben.“ Da viele Schiffe nur sehr kurze Liegezeiten haben, fehlt manchmal einfach die Zeit für einen Landbesuch. Mangelnde Impfzertifikate sind ein weiteres Hindernis für viele Seefahrer, um bei Landgängen kirchliche, seelsorgerische oder kulturelle Einrichtungen zu besuchen.

Kein Wunder, dass auch die Räumlichkeiten der Seemannsmission Wilhelmshaven zurzeit weniger von den Besatzungen aufgesucht werden. Hier stehen den Menschen aus aller Welt eigentlich Aufenthaltsräume, Gesprächspartner und auch eine Gebetsecke für eine stille Andacht zur Verfügung. Doch momentan verlagert sich die Arbeit von Peter Sicking und den anderen Freiwilligen eher an Bord der Schiffe.

Gespräche über Familie, Wünsche und Sorgen


Auch das Küchenpersonal nimmt sich Zeit, wenn Peter Sicking in der Adventszeit Geschenke verteilt. | Foto: Kai Moorschlatt

Auf einem Offshore-Versorgungsschiff trifft Peter Sicking auf vier philippinische Crewmitglieder. Direkt neben einem bunten Weihnachtsbaum im Aufenthaltsraum bekommen die Asiaten ihre Geschenkbeutel überreicht. Der Seemannspastor bekommt sofort einen Sitzplatz angeboten. Dann unterhalten sie sich über ihre Familien, das Alter der Kinder und den Wunsch, Weihnachten wenigstens im nächsten Jahr daheim zu verbringen. Ein Seemann erzählt: „Jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen spreche ich über das Internet mit meiner Frau. Später am Tag dann noch ein oder zwei weitere Male.“ Peter Sicking überreicht der philippinischen Besatzung noch einige Karten mit Telefonguthaben.

Nicht alle Seeleute können auf ihren Törns so viel Kontakt zur Familie halten. Peter Sicking weiß: „Viele haben Sorgen, dass die Beziehung hält. Wenn man so lange weg ist, ist das ja auch eine Belastung für die Familie.“ Der Seemannspastor spendet Trost, motiviert, hört zu und bringt auch immer ein Lächeln auf die Gesichter der Seeleute. Und dann geht es weiter zum nächsten Schiff. Auch dort werden die Weihnachtspräsente wieder freudig entgegengenommen und viele Gespräche geführt.

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