Was die Technik kann und welche ethischen Fragen sich stellen

Ein Segensroboter als Anfang – Künstliche Intelligenz und Kirche

Was kann Künstliche Intelligenz? Wie kann sie sogar in der Seelsorge eingesetzt werden? Und welche ethischen Fragen stellen sich? Eine Annährung.

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Seit zwei Wochen versucht sich das Bistum Essen, das für seine Social-Media-Arbeit bereits ausgezeichnet wurde, auf einem neuen Feld: Seelsorge per Amazon-Sprachassistentin „Alexa“. Wer den entsprechenden Skill herunterlädt, kann Texte aus der Verkündigungssendung „Kirche in 1Live“ hören. Eine inhaltliche Lücke werde damit nicht geschlossen, sagt Bistumssprecher Ulrich Lota. Die Nutzerzahl liege indes bereits im mittleren dreistelligen Bereich, die Rückmeldungen fielen positiv aus. Und, so Lota: Bislang gebe es wenige kirchliche Angebote auf dieser Plattform.

Kirche und Künstliche Intelligenz (KI) nähern sich an - auch wenn das nicht nur auf manchen Kirchenbesucher noch sehr befremdlich wirkt. Das hat auch etwa der Einsatz des sogenannten Segensroboters „Bless-U2“ auf dem Evangelischen Kirchentag 2017 in Wittenberg gezeigt. Der Einsatz war umstritten - doch unzählige Besucher nutzten den Roboter.

 

Der Segensroboter irritiert

 

Manche hätten ihn als hilfreich empfunden, andere seien irritiert gewesen, sagt der evangelische Pastoraltheologe Christian Grethlein von der Universität Münster. Und: „Der Segensroboter hat biblische Segenssprüche verwendet; keine zufällig erfundenen Inhalte, sondern solche, mit denen Gläubige seit 2.000 Jahren leben.“

Grethlein erkennt im Streit um „Bless-U2“ alte Muster. Er verweist auf die Frage, ob ein Segen via Fernsehen oder Radio überhaupt gültig sei. Derartige „Abwehrschlachten“ sollten aus seiner Sicht niemanden davon abhalten, nach neuen Wegen der Glaubensvermittlung zu suchen.

 

Ethische Fragen der KI

 

Eine Chance für die Kirchen sieht Grethlein im Wissenschaftsjahr 2019 zum Thema KI, das am Dienstag in Berlin eröffnet wird. „Die ethischen Herausforderungen durch KI sind offenkundig“, sagt er. Genau hier könnten sich die Kirchen einbringen.

Selbstfahrende Autos, Pflegeroboter, die Genschere CRISPR-Cas: Diese Schlagworte haben im Zusammenhang mit dem Megathema KI einen regelrechten Hype ausgelöst. Ethiker und Philosophen fordern ebenso wie Informatiker und Unternehmer eine differenzierte Debatte, zu der das Wissenschaftsjahr beitragen will.

 

Müssen Maschinen vergessen und vergeben können?

 

Aus Sicht der Theologie geht es letztlich um Gottes- und Menschenbild - gewissermaßen um das Eingemachte. Dies zeigt sich für den Bochumer Theologen Lukas Brand etwa bei künstlich intelligenten Systemen, die mit menschlichen Daten gespeist werden und nichts vergessen.

Ethisch interessant sei dabei die Frage, „ob die die Fähigkeit zur Vergebung haben“. Die Erlösung durch Jesus sei für das christliche Gottesbild entscheidend. „Was bedeutet das für die Konstruktion von Maschinen? Sollen wir ein Recht auf Vergessen in ihre Wissensspeicher einbauen? Oder wissen sie ewig, was ich falsch gemacht habe?“

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