Handgefertigtes Motorrad soll versteigert werden

Eine Harley für den Papst – und für Waisenkinder in Uganda

Für eine Harley ist Franziskus eigentlich zu alt. Trotzdem wird der Papst im Juli eine Maschine aus Deutschland bekommen. Mit ihr soll ein Waisenhaus in Uganda finanziert werden.

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Er hat ein riesiges Kreuz auf dem Rücken tätowiert: Miro, der Mechaniker. Wobei Thomas Draxler und Christoph Repp lieber von Miro dem Künstler sprechen. Sein Kunstwerk steht derzeit auf einer Hebebühne in einer kleinen Werkstatt am Rande von Hettstadt in Unterfranken. Am 7. Juli soll es auf dem Petersplatz vorfahren: Eine Harley für Papst Franziskus.

Sie wird ein Unikat sein, gefertigt von Miro und vielen anderen Mitarbeitern der Harley Davidson Würzburg Village. Inhaber Christoph Repp sponsert das Motorrad, die „Jesus Biker“ von Thomas Draxler werden sie nach Rom bringen.

 

Christliche Biker fahren nach Rom

 

„Ich habe schon geschluckt und ein bisschen nachgedacht und nach ein paar Minuten habe ich ja gesagt“, sagt Repp über seine Begegnung mit Thomas Draxler. Der Gesundheitswissenschaftler kam gerade von einem Motorradgottesdienst in Altötting. Auf dem Weg zurück in seinen Heimatort, das hessische Schaafheim hat er in Hettstadt Halt gemacht. Klamotten nach einem Regenguss wechseln und einen Kaffee trinken wollte er. Mit dabei die Frage: Woher die Harley für den Papst bekommen, die er dem österreichischen Pater Karl Wallner versprochen hatte, sollte dieser im Vatikan die Türen für die christlichen Biker öffnen.

Denn schon Jahre zuvor, auf einem Katholikentag, hatte Draxler eine Idee an Wallner herangetragen: Eine Tour von christlichen Motorradfahrern nach Rom.

 

Motorradfahrer aus allen Konfessionen

 

Im Jahr 2014 hatte Draxler die „Jesus Biker“ gegründet, einen Club Gleichgesinnter, wie er erzählt. „Jesus Christus, Weg, Wahrheit und Leben“, das sei sein Motto, das ihm ein Patient seiner Praxis für Wirbelsäulen-Therapie auf eine Kutte geschrieben hatte und damit die „Jesus Biker“ gewissermaßen ins Leben rief.

Aus 40 Mitgliedern besteht der Club mittlerweile, darunter sind Katholiken, Protestanten, Syrisch- und Griechisch-Orthodoxe sowie freikirchliche Christen. Auch mehrere Pfarrer und Diakone gehören dazu. „Wir schauen nicht auf Unterschiede, das bringt uns nicht weiter“, sagt Draxler.

 

Ende Juni geht es los

 

Sie alle werden dabei sein, wenn es nun Ende Juni zu Franziskus geht, die Papst-Harley mittendrin. Die Tour wird die Biker vom Rasthof Geiselwind an der Autobahn A3 über Altötting, Stift Heiligenkreuz in Österreich nach Padua, Assisi und schließlich Rom führen. Auf dem Weg wollen sie gemeinsam beten und Menschen zu einer Friedensbotschaft ermuntern, wie Draxler erzählt.

Doch entscheidend wird die Begegnung mit dem Papst, der das Bike natürlich nicht selbst besteigen wird. „Mit über 80 fährt man keine Harley mehr. Und ich weiß auch nicht, ob der Papst einen Führerschein hat“, so Draxler und fügt hinzu: „Natürlich macht der Papst die Harley wertvoll.“

 

Versteigerung zu Gunsten eines Waisenhauses

 

Das muss sie auch werden, schließlich soll die von Franziskus signierte Maschine versteigert werden. Die „Jesus Biker“ wollen mit dem Erlös ein Waisenhaus in Uganda finanzieren. Das Projekt wurde von dem Zisterzienser Wallner ins seiner Funktion als Missio-Nationaldirektor in Österreich ins Spiel gebracht.

Die stolze Summe von 300.000 Euro soll es kosten. Doch die Harley aus Deutschland könnte das locker reinspielen bei der Versteigerung. Schon eine Standard-Maschine der amerikanischen Kult-Marke, die Franziskus im Jahr 2013 signiert hatte, brachte rund 240.000 Euro ein. Das Exemplar aus Deutschland dagegen ist ein Unikat.

 

Besondere Details der Harley

 

Im Chicano-Style, also südamerikanisch, ist sie gehalten, wie Harley-Händler Repp erläutert: „Ein 23 Zoll großes Vorderrad, hinten einen lang geschwungenen Kotflügel mit einem aufwendig eingearbeiteten dreidimensionalem Kreuz.“ Er ist ebenso in cremeweiß gehalten wie der Tank. Ein Dornenkranz ist aufgesprüht, Speichen und Schrauben teilweise vergoldet.

Rund 2.000 Arbeitsstunden und 20.000 Euro Materialkosten habe man investiert, sagt Repp. „Es ist natürlich etwas ausgeartet.“ Aber wann fertige man schon ein Motorrad für den Papst - „und wir freuen uns alle auf die Fahrt nach Rom.“

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