Glaube als Steueroase?

Eine neue Religionsgemeinschaft pro Stunde in Brasilien

Während hierzulande Kirchengemeinden nur auf dem Fusionspapier an Größe gewinnen, schießen in Südamerika Glaubensgemeinschaften wie Pilze aus dem Boden. Ein Grund: Sie genießen in Brasilien Steuerfreiheit.

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Religionsgemeinschaften breiten sich in Brasilien in rasender Geschwindigkeit aus. Pro Tag würden 25 neue religiöse Organisationen registriert, mehr als eine pro Stunde, berichtet das Onlineportal „G1“ am Sonntag. Die meisten der seit Januar 2010 bei den Finanzbehörden angemeldeten 67.951 Organisationen sind demnach Ableger evangelikaler Pfingstkirchen und Sekten. Sie genießen in Brasilien Steuerfreiheit.

Die Finanzbehörden registrieren diese Organisationen unter der Rubrik „religiöse oder philosophische Organisationen“. Der Prozess ist für brasilianische Verhältnisse unbürokratisch, wobei keinerlei theologische oder kirchliche Unterlagen eingereicht werden müssen. Autos, Gebäude oder Finanzanlagen dieser Organisationen sind genauso steuerbefreit wie das Spendenaufkommen.

 

Lukrative Unternehmen

 

Alleine im Teilstaat Rio de Janeiro seien über 21.000 dieser Organisationen registriert, im bevölkerungsreichsten Teilstaat Sao Paulo rund 17.000. Die Behörden haben nach eigenen Angaben keinen Überblick, wie viele der Organisationen tatsächlich als Kirchen über einen regelmäßigen Betrieb verfügen. Im brasilianischen Kongress gibt es Initiativen, die Steuerbefreiung aufzuheben. Viele Religionsgemeinschaften seien in Wahrheit lukrative Unternehmen.

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