Die Visbeker Pfarrei will den Abfall reduzieren und Kosten sparen

Einzigartig: Wie Friedhofskerzen die Umwelt und den Geldbeutel schonen

  • Auf dem Friedhof der St.-Vitus-Pfarrei im oldenburgischen Visbek können Besucher jetzt kompostierbare Grablichter aus einem Automaten ziehen.
  • Die Pfarrei will damit die Umwelt schonen und Kosten senken.
  • Rechnungsführerin Anette Gerdes hat im vergangenen Jahr 2800 Euro für Abfallentsorgung bezahlt. Das liegt aber nicht nur am Plastikmüll.

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„Es ist ein Riesenproblem“, sagt Anette Gerdes. Die Rechnungsführerin der St.-Vitus-Gemeinde im oldenburgischen Visbek (Kreis Vechta) kann die Sache mit den Friedhofsabfällen auch mit Zahlen belegen: „Bei uns stehen dort 1100-Liter-Behälter allein für Plastikmüll von Grablichtern. Zwei waren wieder mal voll. Der dritte zur Hälfte.“ Für die letzte Abfuhr hat sie gerade erst fast 400 Euro überwiesen. „Im letzten Jahr haben wir allein für die Müllentsorgung 2800 Euro bezahlt“, sagt sie mit Unmut in der Stimme.

Immer dann, wenn die Gräber neugestaltet werden, fällt besonders viel an. Wenn die Leute rund um ihre Gräber saubermachen. Zum Frühjahr, zum Sommer, zum Herbst. „Und Allerheiligen noch einmal.“ Für Gerdes sind es vor allen Dingen eines: „unnötige Gebühren“, die jedes Jahr auf die Friedhofsgebühren umgelegt werden müssen.

In der Pfarrkirche brennen Mehrweg-Opferkerzen

Aber Geld ist nur ein Aspekt des Problems. Noch bedenklicher sei der Schaden für die Umwelt. In der Visbeker St.-Vitus-Kirche brennen deshalb schon seit Jahren Mehrweg-Opferkerzen. „Die Plastikhüllen werden von der Lieferfirma immer wieder gereinigt und neu mit Öl befüllt. Wenn sie nicht mehr benutzt werden können, werden sie geschreddert und zu Dämmmaterial verarbeitet.“

Auch auf dem Friedhof setzt Visbek seit neuestem auf eine umweltbewusste Lösung: mit kompostierbaren Kerzen – ohne umweltschädliche Rückstände. Die Lichter brennen drei Tage lang. Danach können die aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigten Hüllen biologisch abgebaut werden. So wird die Umwelt geschont und Müllgebühren vermieden.

Kerzenautomat als Spezialanfertigung

Kompostierbares Grablicht.
Die Hülle der kompostierbaren Grablichter besteht aus Maisstärke. Darin brennt Pflanzenöl. Sie müssen aufrecht gelagert werden. | Foto. Pfarrei St. Vitus, Visbek

Damit Friedhofsbesucher diese neuen Öllichter schnell und einfach nutzen können, hat die Pfarrei dafür jetzt einen speziellen Kerzenautomaten auf dem Friedhof aufgestellt, bisher ein Einzelstück. „Eine Firma aus der Gegend hat ihn extra für uns entwickelt und gebaut“, sagt Anette Gerdes. Das bischöfliche Offizialat hat das Ganze aus einem besonderen Fördertopf mit einem 3000-Euro-Zuschuss gefördert.

Das Besondere an diesem deutschlandweit einmaligen Automaten: Er sorgt dafür, dass die kompostierbaren Öllichter darin ständig aufrecht stehen – nur dann brennen sie wie gewünscht ab. Nutzer können die Zwei-Euro-Lichter mit Münzen oder auch bargeldlos mit EC-Karte bezahlen.

Auch LED-Grablichter sind ein Problem

Und wenn Friedhofsbesucher trotzdem weiter konventionelle Plastik-Grablichter aus dem Supermarkt benutzen? „Das können wir natürlich niemandem verbieten“, sagt Anette Gerdes. „Aber wir werden darauf hinarbeiten, dass sie die abgebrannten Grablichter anschließend dann auch wieder mitnehmen und selbst entsorgen.“ Annette Gerdes: „Ich werde nicht alle überzeugen können, aber ich setze auf die Vernunft der Menschen.“

Das gilt auch für einen Trend, der die Rechnungsführerin seit Jahren besonders stört. „Am allerschlimmsten sind LED-Kerzen auf den Gräbern“, sagt die Rechnungsführerin. Natürlich sei es bequem, wenn man kein Streichholz benötigt und nur einen Schalter betätigen muss. „Aber LED-Lampen sind Sondermüll.“

Grünabfälle wandern jetzt in eine Biogas-Anlage

Auch ohne Plastikmüll und Elektroschrott sei die Abfallentsorgung auf dem Visbeker Friedhof in den vergangenen Jahren komplizierter und teurer geworden, sagt Anette Gerdes. Das gilt auch für Grünabfall. Grund ist der Zünsler, eine Falterart, die bevorzugt Buchsbaum-Pflanzen befällt und nur schwer zu bekämpfen ist.

Deshalb dürfen Laub- und Strauchschnitte mit Buchsbaum-Anteilen im Landkreis Vechta nicht mehr auf den Grünabfall, für dessen Entsorgung die Pfarrei nach eigenen Angaben 45 Euro pro Tonne zahlt. Stattdessen muss Grünabfall mit Buchsbaum in den Restmüll für 205 Euro pro Tonne. Aber hier hat die Rechnungsführerin mittlerweile eine günstigere Lösung gefunden: Ein Unternehmer aus der Region nimmt den Grünabfall für rund die Hälfte des Restmüll-Preises an. „Ihm ist der Zünsler egal.“ Und er sorgt dafür, dass aus dem Grünabfall Wärme und Energie wird.

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