Grundstzurteil gekippt – Bundesstaaten können Abtreibungen verbieten

Ende des liberalen Abtreibungsrechts in den USA – Bischöfe zufrieden

  • Das oberste Gericht der USA ermöglicht den Bundesstaaten ein Verbot von Abtreibungen.
  • Am Freitag hoben die Richter in Washington das Grundsatzurteil "Roe vs. Wade" auf, das im Jahr 1973 Abtreibungen zur Privatsache erklärte.
  • Dia katholischen Bischöfe äußerten sich zufrieden.

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Das oberste Gericht der USA ermöglicht den Bundesstaaten ein Verbot von Abtreibungen. Am Freitag hoben die Richter in Washington das Grundsatzurteil "Roe vs. Wade" auf, das im Jahr 1973 Abtreibungen zur Privatsache erklärte. Bisher hatte das Gericht demnach Abbrüche bis zur 24. Schwangerschaftswoche für rechtmäßig erklärt.

Bei der jetzigen Entscheidung ging es um ein Gesetz im Bundesstaat Mississippi, das Abtreibungen nach der 15. Woche verbietet. Mit Blick auf das fast 50 Jahre gültige Grundsatzurteil hatten untere Instanzen die Inkraftsetzung zunächst verhindert.

Bischöfe: Historischer Tag

Eine Aufhebung von "Roe vs. Wade" durch den Supreme Court war erwartet worden, nachdem ein entsprechender Entwurf im Mai an die Öffentlichkeit gelangt war. Daraufhin begann in den USA eine scharfe Debatte zwischen Gegnern und Befürwortern einer neuerlichen Verschärfung des Abtreibungsrechts. Teilweise kam es zu gewaltsamen Demonstrationen und Anschlägen auf Kirchen.

Die katholische US-Bischofskonferenz begrüßte das Urteil vom Freitag und sprach von einem "historischen Tag". Seit fast 50 Jahren gelte in Amerika ein "ungerechtes Gesetz", das es einigen ermöglichte zu entscheiden, "ob andere leben oder sterben können"; diese Politik habe zum Tod von zig Millionen Ungeborenen geführt. Generationen sei das Recht verweigert worden, überhaupt geboren zu werden, heißt es in einer Erklärung des Vorsitzenden, Erzbischof Jose Gomez, und von Erzbischof William Lori, Vorsitzender des Ausschusses für Pro-Life-Aktivitäten.

"Unterstützung für Frauen in schwierigen Schwangerschaften"

Die Wahrheit, dass alle Menschen in Amerika mit gleichen gottgegebenen Recht auf Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück geboren seien, sei durch das Urteil "Roe vs. Wade", das die "Tötung unschuldiger Menschen legalisierte und normalisierte, schmerzlich geleugnet" worden. "Wir danken Gott heute, dass das Gericht diese Entscheidung nun aufgehoben hat." Man bete dafür, dass die gewählten Amtsträger nun Gesetze und Richtlinien erlassen, "die die Schwächsten unter uns fördern und schützen", so der Erzbischof von Los Angeles und der Erzbischof von Baltimore.

Zugleich erinnerten sie an die Pflicht der Kirche, jene zu unterstützen, "die mit schwierigen Schwangerschaften konfrontiert sind", und sie mit Liebe zu umgeben. Jetzt sei es an der Zeit, Wunden zu heilen und soziale Spaltungen zu reparieren, so die Vertreter der US-Bischöfe.

"Geschichte beugt sich der Gerechtigkeit"

Auch San Franciscos Erzbischof Salvatore Cordileone begrüßte die Entscheidung als "historisch". "Der Bogen der Geschichte ist lang, aber er beugt sich der Gerechtigkeit", zitierte er den Bürgerrechtler Martin Luther King. Das Urteil wäre nicht zustanden gekommen ohne 50 Jahre "geduldiger, liebevoller und harter Arbeit von Menschen aller Glaubensrichtungen", so der Erzbischof. "Aber unsere Arbeit hat gerade erst begonnen."

Die Kirche müsse ihre Anstrengungen verdoppeln, um Frauen und Paare zu begleiten, die mit unerwarteten oder schwierigen Schwangerschaften konfrontiert seien, erklärte Cordileone. Er hatte im Mai der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, den Kommunionempfang in seinem Bistum untersagt, weil sich die Katholikin für eine Wahlfreiheit beim Thema Abtreibung stark macht.

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