St.-Franziskus-Hospital pocht auf Hilfe der Politik

Energiekrise, Corona und Personalnot - die Lage im Ahlener Krankenhaus

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Energiekrise, Personalnot, drohende Pleiten: Deutschlands Kliniken stehen vor einem harten Winter. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fordert Soforthilfen und warnt vor Insolvenzen bei Kliniken. Ein Großteil der Häuser könne die gestiegenen Energiekosten nicht mehr aus Einnahmen und Rücklagen begleichen. Über die aktuelle Lage des zur Franziskus-Stiftung in Münster gehörenden Ahlener St.-Franziskus-Hospitals (785 Mitarbeiter und 250 Betten) hat sich  „Kirche und Leben“ bei Pressesprecherin Ann-Kathrin Hoffmann-Quittek informiert.

Wie gut ist Ihr Haus auf einen Notfall wie einen „Blackout“ eingestellt?

Wir haben einen Krisenstab, bestehend aus Mitarbeitern der Technik und Verwaltung, die im Fall einer umfangreichen Störung gemeinsam Rettungs-, Informations- und Organisationsaufgaben koordinieren. Für lokal eingrenzbare Störungen haben wir Meldeketten, die auch außerhalb der Kerndienstzeiten funktionieren. Krankenhäuser verfügen über ein Notstromaggregat. Das ist notwendig, weil vor allem in der Intensivmedizin nichts ohne Computerunterstützung geht. Stromausfälle können bis zu drei Tage überbrückt werden, bevor Dieselkraftstoff nachgefüllt werden muss. Dabei werden nicht alle Steckdosen angesteuert, sondern nur die besonders gekennzeichneten. Davon werden dann vor allem lebenserhaltende Medizingeräte gespeist. Lebenswichtige Geräte verfügen außerdem über Puffer, die auch Strom-Störungen im Bereich von Millisekunden abfedern. Im Notfall können auch OPs durch die Notstromversorgung möglich gemacht werden.

Sind Sie auch gegen Cyberangriffe gut geschützt?

Unsere EDV-Abteilung sowie die EDV-Abteilung der St.-Franziskus-Stiftung beschäftigen sich permanent mit Themen der Cybersicherheit und der Gefahrenabwehr. Alle Mitarbeiter*innen sind angehalten, bei der Nutzung der EDV, Sicherheitsrisiken zu vermeiden. Bei einem Komplettausfall der EDV können wir für einige unverzichtbare Abläufe noch auf papiergestützten Informationsaustausch ausweichen.

Wie ist die aktuelle Corona-Lage am Ahlener Krankenhaus?

Ann-Kathrin Hoffmann-Quittek ist Pressesprecherin des St.-Franziskus-Hospitals in Ahlen. | Foto: pd
Ann-Kathrin Hoffmann-Quittek ist Pressesprecherin des St.-Franziskus-Hospitals in Ahlen. | Foto: pd

Wie auch alle anderen Krankenhäuser stellen wir fest, dass die Corona-Fälle wieder deutlich zunehmen – sowohl bei Patienten als auch bei den Mitarbeitenden. Dabei handelt es sich überwiegend um Patienten, die wegen der Corona-Erkrankung aufgenommen werden müssen, aber auch um Patienten, die aus anderer Ursache ins Krankenhaus kommen, aber gleichzeitig Covid-positiv sind, und deshalb isoliert werden müssen. Es sind auch an Corona kritisch erkrankte Patienten dabei. Die saisonalen Grippe-Erkrankungen kommen natürlich als zusätzliche Belastung hinzu. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist absehbar, dass sich die Belastung der Intensivstationen mit Covid-Patienten deutlich steigern wird. Gleichzeitig erschwert der hohe Krankenstand beim Personal die Versorgung. Die Entwicklung in den nächsten Wochen wird entscheidend sein.

Vor welchen finanziellen Herausforderungen durch gestiegene Kosten steht Ihre Einrichtung?

Die Steigerungen der Energiekosten treffen die Krankenhäuser genauso wie jedes andere Unternehmen. Im Unterschied zu anderen Unternehmen können wir auf Kostensteigerungen aber nicht mit Preiserhöhungen reagieren. Ohne Gegenmaßnahmen wären nach Meinung vieler Experten 2023 fast alle Kliniken von wirtschaftlichen Schieflagen betroffen. Wenn nicht gegengesteuert wird, dann wird die kriegsbedingte Inflationswelle unkontrollierte Erosionen im Krankenhausmarkt auslösen. Durch unsere Branchenverbände tragen wir gemeinsam mit anderen Trägern den dringenden Handlungsbedarf an die Politik heran.

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