Deutliche Kritik an ausbleibenden Reformen und am Zölibat

Enttäuschung über Kirche: Pfarrer legt Priesteramt nieder

Aus Enttäuschung über „ausbleibende Reformen“ in der katholischen Kirche gibt ein Geistlicher aus dem Sauerland sein Priesteramt auf. Norbert Wohlgemuth äußert zudem deutliche Kritik an Pfarreifusionen.

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Aus Enttäuschung über „ausbleibende Reformen“ in der katholischen Kirche gibt ein Geistlicher aus dem Sauerland sein Priesteramt auf. Zudem kritisiert der bisherige Fröndenberger Pfarrer Norbert Wohlgemuth in einer persönlichen Erklärung, dass ihm das Erzbistum Paderborn eine zunächst zugesagte Sabbat-Zeit nicht genehmigt habe: „Daher muss ich nun diesen schweren und nicht nur für mich harten Schritt vollziehen und mein Priesteramt niederlegen.“

In Wohlgemuths Erklärung heißt es unter anderem, „dass wir bei den seit Jahrzehnten bekannten Themen einfach nicht weiterkommen“. Die Kirche als Institution verliere stetig an „sozialer Plausibilität“ und Relevanz. Zudem kritisiert er die Pflicht zur Ehelosigkeit: „Ich halte den Pflichtzölibat für überholt, machtbegründet, menschenunwürdig, krankmachend und empfinde ihn als einen zu starken Eingriff in das Intimleben des Priesters.“

 

Kritik an „Klerikalismus, Priesterfixierung und Selbstgefälligkeit“

 

Kritik übt er darüber hinaus am „Umgang der offiziellen Kirche“ mit Suchenden, Zweifelnden, Gescheiterten, Frauen, Andersgläubigen und „unseren evangelischen Geschwistern“. Zudem wendet er sich gegen „die immer größer und unübersichtlicher werdenden pastoralen Räume“, gegen „Klerikalismus, Priesterfixierung, Selbstüberschätzung und Selbstgefälligkeit“.

Wohlgemuth, der nach eigenen Angaben seit Montag freigestellt ist, berichtet über zunehmende seelische und körperliche Schwierigkeiten und „erschöpfungsbedingte Ausfälle“. Auch habe ihm Sorge bereitet, dass er im Pfarrhaus fast immer alleine sei: „Diese Situation fügt der Seele Schaden zu und kostet zu viel Kraft.“

 

„Ich gehe keine Beziehung ein“

 

Nach Wohlgemuths Worten hat es seitens des Erzbistums „kein ehrliches Bemühen“ gegeben, seine Motive zu erfahren und ihn im Priesteramt zu halten. Nach seinem Ausscheiden hätten ihn bereits unterstützende Reaktionen im vierstelligen Bereich erreicht: „Die Leute wollen eine andere Kirche.“

Dem Internetportal „katholisch.de“ sagte er, dass er nach fast 30-jähriger Tätigkeit als Geistlicher in eine eigene Wohnung bei einer befreundeten Familie ziehe: „Ich gehe keine Beziehung ein, weder mit einer Frau noch mit einem Mann.“ 2020 wolle er den Jakobsweg gehen.

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