Maria Anna Leenen lebt nahe Osnabrück

Eremitin feiert seit 30 Jahren allein Weihnachten – und ist glücklich

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Die Eremitin Maria Anna Leenen (66) feiert seit 30 Jahren allein Weihnachten. Genau das erfülle sie mit Zufriedenheit und Glück, sagt die Katholikin. Leenen lebt das ganze Jahr über allein in einem abgelegenen alten Bauernhaus im nördlichen Kreis Osnabrück.

Frau Leenen, Sie sind Eremitin – feiern Sie auch allein Weihnachten?

Ja. Ich gehe natürlich zur Messe. Aber ansonsten bin ich hier ganz allein. Da das Jahr sehr voll war mit Lesungen aus meinen Büchern und Vorträgen, bin ich sehr froh darum. Ich habe auch keinen Besuch, denn jeder feiert ja mit seiner Familie oder Freunden. Die letzten 30 Jahre war ich an Weihnachten allein.

Sie sagen, Sie sind froh, allein zu sein, weil Sie viel zu tun hatten. Gab es auch Jahre, in denen Sie sich doch jemanden wünschten, mit dem Sie die Festtage hätten verbringen können?

Nein. Ich bin nicht nur zufrieden mit dem Alleinsein, sondern sehr glücklich damit. Weihnachten ist für mich eine sehr intensive Zeit. Ich bin heilfroh, dass ich so etwas wie Besuche, Geschenke-Austausch und gemeinsames Kaffeetrinken nicht brauche. Ich bin sehr zufrieden, dass ich in Ruhe und Frieden hier Weihnachten feiern kann. Außerdem bin ich nicht wirklich allein. Im Lesen, Meditieren und Beten öffne ich mich für die Gegenwart des Göttlichen. Das ist nicht nur so ein Gedanke. Ich erlebe Gott in der Welt mit dem ganzen Herzen, dem ganzen Sein, dem ganzen Körper.

Welche Tipps haben Sie für Menschen, die – vielleicht unfreiwillig – an Weihnachten allein sind?

Darauf gibt es leider keine Patentantworten. Wer gezwungenermaßen allein Weihnachten feiern muss, lässt sich nur schwer motivieren, darin etwas Positives zu finden. Mein Tipp wäre aber immer: In Ruhe hinsetzen, die Gedanken kommen lassen und aufschreiben. Dann wieder Stille, mindestens eine halbe Stunde, und alles kritisch durchlesen. Oft fällt einem dabei auf, dass es in allem Schweren, Negativen und Belastenden einen Weg ins Licht gibt. Letztendlich ist man ja nie wirklich allein. Gott ist permanent da: Man muss sich in solchen Momenten von ihm finden lassen.

Was bedeutet Ihnen Weihnachten?

Die Geburt des Retters der Welt – und meines Lebenspartners: Jesus. Und die Aufforderung, jedes Jahr ein kleines bisschen tiefer in dieses Weihnachtsgeheimnis einzutauchen. Ich entwickle mich weiter. Vor 30 Jahren habe ich zum Beispiel Weihnachtslieder gesungen und bestimmte Menschen angerufen. Mittlerweile ist vermehrt Stille eingekehrt. Ich singe kaum noch. Es wird immer stiller und ich genieße das sehr.

Wie sieht das Fest bei Ihnen aus?

An Heiligabend und an beiden Weihnachtstagen gehe ich jeweils mindestens einmal in eine Messe. Ich muss die Ziegen und Katzen versorgen und mit dem Hund rausgehen. Ansonsten verbringe ich viele Stunden in meiner Kapelle, die ich auch feierlich schmücke, mit einem Tannenbaum und vielen Kerzen. Ich telefoniere kurz mit meinem Bruder und dessen Familie und mit Freunden. Aber ansonsten ist ganz viel Ruhe und der Wechsel von Aufenthalten in der Kapelle und gemütlichem Kaffeetrinken in meiner Küche. Ich bin sehr glücklich, wenn ich einfach nur in der Kapelle sitze und mich in die Gegenwart Gottes hineinfallen lasse.

Nehmen Sie sich auch Zeit für gutes Essen?

Ich muss gestehen, ich bin eine faule und keine besonders gute Köchin. Also gibt es bei mir immer etwas, das schnell zu machen ist. Das entscheide ich meistens eine Woche vorher beim Einkaufen. Aber es darf schon lecker sein – mit einem guten Glas Rotwein oder Pudding zum Nachtisch. Ich bin an Weihnachten nicht ganz so sparsam wie sonst.

Schreiben Sie Weihnachtskarten?

Ehrlich gesagt, schreibe ich keine Karten. Ich bekomme allerdings einige. Mit den anderen Eremitinnen und Eremiten im deutschsprachigen Raum tausche ich Wünsche per Mail aus.

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