"Tod im Nachbarhaus" führt Hannah Schmielink diesmal nach Gescher

Erfolgs-Autorin Helga Streffing über ihren siebten Münsterland-Krimi

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Der neueste Münsterland-Krimi von Erfolgs-Autorin Helga Streffing ist da! Und natürlich dreht sich wieder alles um die beliebte Hauptfigur, Psychologin Hannah Schmielink, die beinahe aus Versehen in ein Verbrechen verstrickt wird und auf eigene Faust ermittelt. "Tod im Nachbarhaus" ist der siebte Teil der erfolgreichen Serie, die im Dialogverlag erscheint, einem Partner von "Kirche-und-Leben.de". Im Interview sagt Autorin Helga Streffing, worum es diesmal geht, wie sie sich mit ihren Nachbarn versteht - und ob es einen Krimi Nummer acht geben wird.

Frau Streffing, als Sie vor zehn Jahren ihren ersten Krimi „Tod im Kollegium“ veröffentlicht haben, war das die Erfüllung eines Traums während eines Sabbatjahrs. Jetzt ist ihr siebter Hannah-Schmielink-Krimi aus dem Münsterland erschienen. Wie bewahren Sie sich die Lust am Schreiben?

Was mich vor allem zum Schreiben motiviert, ist ein spannendes Thema als Hintergrund der eigentlichen Krimihandlung, das ich den Lesern auf hoffentlich unterhaltsame Weise nahe bringen kann. Bei meinem Erstling ging es beispielsweise um Konflikte in einem Lehrerkollegium, beim „Golddorf“ um Probleme von Jugendlichen und bei der „Pilgerfahrt“ um das Erleben des Heiligen Landes auf einer Gruppenreise. Auch im neuen Krimi, in dem die Generation der Älteren und die Sorge der Jüngeren um sie im Vordergrund stehen, werden verschiedene Aspekte der Thematik durch die handelnden Figuren beleuchtet. Die Idee für den neuesten Krimi hatte ich übrigens schon viele Jahre im Kopf, auch weil ich weiß, dass unter den Fans meiner Hauptperson Hannah Schmielink auch ältere Leserinnen und Leser sind. Bestes Beispiel ist die über 90-jährige Schwiegermutter einer Freundin, die alle sechs Krimis gelesen hat und sich auf Nummer sieben freut.

Ihr neuer Krimi heißt „Tod im Nachbarhaus“. Haben Sie so schlechte Erfahrung mit Ihrer eigenen Nachbarschaft, oder wie sind Sie auf dieses Thema gekommen?

Cover: Tod im Nachbarhaus
Buch-Tipp

Helga Streffing: Tod im Nachbarhaus.
305 Seiten, Softcover, Dialogverlag 2020
12,80 Euro
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Überhaupt nicht! Wir haben seit Jahrzehnten sehr viel Glück mit unseren Nachbarn. Aber man hört natürlich hier und da von Unstimmigkeiten oder schweren Konflikten, die gelegentlich sogar vor Gericht landen. Kein Wunder! Nachbarschaften sind meistens rein zufällig zusammengesetzt, und nicht immer passt es. Dann sind die verfeindeten Parteien dazu verdonnert, weiter Tür an Tür auszuharren, weil man sein Zuhause schließlich nicht aufgeben will.

Und noch etwas: Eine Nachbarschaft entsteht oft in der Phase der Familiengründung. Irgendwann ziehen die Kinder dann meistens fort. Wenn Jahrzehnte später in einer solchen Straße viele betagte Menschen leben, die allmählich Unterstützung im Alltag benötigen, gehören bald auch Gärtner, Putzhilfen, Lieferanten, Mitarbeiter von Pflegediensten, Essen auf Rädern und andere Betreuungskräfte irgendwie zur Nachbarschaft dazu. Und so mancher Anwohner hat keinen Überblick mehr, wer nun eigentlich in den Häusern ein- und ausgeht. Guter Stoff für einen Krimi!

Worum geht es – kurz gefasst – im neuen Buch, wo im Münsterland spielt es diesmal?

In der selbstverständlich fiktiven Sonnenstraße in Gescher kommt die ältere Nachbarin von Hannahs Mutter Brigitte unter ungeklärten Umständen ums Leben. Hannahs Mann Jan und seine Kollegen von der Kripo Münster ermitteln. Alte Geschichten werden hochgekocht. Und noch etwas treibt die Anwohner um: Immer wieder wird Geld vermisst. Die Situation spitzt sich zu, als jemand nach einem Nachbarschaftsfest verschwunden ist.

Hannah, die vorübergehend wieder in ihrem alten Jugendzimmer kampiert, ist total überfordert: Ihre Mutter braucht Unterstützung im Alltag, die Beziehung der beiden ist allerdings angespannt. Von ihrer Schwester fühlt Hannah sich im Stich gelassen. Gleichzeitig wird sie von den Bewohnern des Nachbarhauses, die früher eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielten, immer tiefer in den Fall hineingezogen und hat deswegen Stress mit ihrem Mann.

Aber es gibt auch Lichtblicke, wenn Hannah sich von ihrer Freundin Anne bei einem Treffen in Billerbeck Rat holt oder sich mit der wunderbaren, fast 90-jährigen Nachbarin Josefine anfreundet. Und im dramatischen Showdown erlebt nicht nur Hannah, sondern auch der Leser eine faustdicke Überraschung. 

Wie in Ihren anderen Krimis berühren Sie auch in „Tod im Nachbarhaus“ ein soziales, sogar ein ethisches Thema: die Frage der Pflege von Angehörigen durch ausländisches Personal, von Patientenverfügung, von Verantwortung für die Eltern, wenn sie alt werden. Warum machen Sie das?

Jüngere wie ältere Menschen verdrängen gerne, dass unweigerlich irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem jemand nicht mehr allein für sich und seine Angelegenheiten sorgen kann. Plötzlich steht man als Angehöriger dann vor ganz praktischen Fragen wie die, wer Betreuung oder Pflege übernehmen soll, wo man Unterstützung bekommt. Die Probleme vergrößern sich noch, wenn weder Vorsorgevollmacht noch Patientenverfügung der Betroffenen vorliegen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie beruhigend es ist, wenn man sich dazu durchgerungen hat, rechtliche Regelungen zu treffen. Und wie wichtig es ist, sich Hilfe zu holen, wenn man in einer Pflegesituation Informationen braucht, wenn man sich überfordert fühlt, wenn man einfach mal Trost braucht. Dazu wollte ich ein bisschen Mut machen.

Sie werden oft und gern von Büchereien, Buchhandlungen, Vereinen zu Lesungen eingeladen. Wie steht es darum in der Corona-Krise?

Meine erste Lesung unter Corona-Bedingungen war im Frühjahr eine Veranstaltung auf der Terrasse der Stadthalle Rheine, die trotz relativ kühlen Wetters gut besucht war. Natürlich fehlte mir mit Abstand und Maske-tragendem Publikum schon ein wenig der direkte Kontakt mit den Zuhörern, aber mit einer guten Mikro-Anlage ging es doch viel besser, als ich gedachte hatte.  
Inzwischen gibt es wieder Termine für Lesungen in genügend großen Räumen und mit Hygienekonzept. Ich bin sehr gespannt und freue mich darauf. Das Kribbeln vor der Premierenlesung macht sich langsam bemerkbar, aber man wird sehen, wie es angesichts der erneut steigenden Corona-Zahlen sein wird. Vielleicht sieht die Welt im nächsten Frühjahr schon wieder anders aus. Das wünsche ich uns jedenfalls allen. 

Inzwischen sind Sie nicht mehr aktive Lehrerin, sondern aktiv im Ruhestand. Wie wird es mit Hannah Schmielink weitergehen?

„Tod im Nachbarhaus“ habe ich mehr oder weniger in einem Rutsch in meinem ersten Winter als Rentnerin geschrieben. Unmittelbar danach kam der Lockdown. Ich muss zugeben, dass ich mich seitdem an das ruhigere Leben schon gut gewöhnt habe und es genieße. Ein reizvolles Thema, das mich zum Weiterschreiben motiviert hätte, schien weit und breit nicht in Sicht. Aber dann kam sogar während der Besprechung des Manuskripts von „Tod im Nachbarhaus“ eine Idee, die eigentlich total naheliegend ist. Und plötzlich konnte ich es mir doch wieder vorstellen, noch mal loszulegen. Vielleicht im Winter, wenn ich als Mitglied der Risikogruppe „Ältere“ nicht viel unter Leute komme … Mal schauen. Es gibt ja keine Eile.

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