„Tödliche Rollenspiele“ führt Hannah Schmielink nach Rheine

Erfolgs-Autorin Helga Streffing und ihr sechster Münsterland-Krimi

Helga Streffings sechster Roman ist fertig! Die beliebte Hauptfigur Hannah Schmielink ermittelt in „Tödliche Rollenspiele“ erstmals auch in Rheine – wo auch ihre Erfinderin lebt. Im Interview verrät die Autorin, warum sie mit Hannah nicht nur die Initialen teilt.

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Helga Streffings sechster Roman im Dialogverlag ist fertig! Die beliebte Hauptfigur Hannah Schmielink ermittelt in „Tödliche Rollenspiele“ erstmals auch in Rheine – wo auch ihre Erfinderin lebt. Im Interview verrät die Erfolgs-Autorin, warum sie mit Hannah nicht nur die Initialen teilt.

Frau Streffing, was hat Sie dazu gebracht, Ihren sechsten Krimi – wie Ihr Erstlingswerk – wieder in der Schule spielen zu lassen?

Bei meinem Erstling „Tod im Kollegium“ standen eindeutig die Lehrer im Mittelpunkt. Ich fand allerdings schon damals, dass auch die Schüler eine Menge „Stoff“ für einen Schul-Krimi bieten. In jeder Klasse passieren Dinge, die man als Lehrer im Normalfall niemals mitbekommt. Besonders interessieren mich die Klassen, zu denen man irgendwie keinen Draht findet, ohne dass es eine Erklärung dafür gibt. Man unterhält sich mit den Kollegen, aber die sind meistens ebenso ratlos.

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Erfolgs-Autorin Helga Streffing über ihren neuen Münsterland-Krimi „Tödliche Rollenspiele“.

Auch meine Hauptperson, die Schulpsychologin Hannah Schmielink, findet sich in so einer „Eiskammer“ wieder, als sie die Mitschüler der auf einer Klassenfahrt verschwundenen Maybritt nach dem traumatischen Erlebnis unterstützen will. Niemand redet mit ihr, alle starren mit leerem Blick vor sich hin. Erst nach und nach findet sie heraus, warum das so ist.

„Tödliche Rollenspiele“ heißt Ihr neuester Krimi, bei dem wie immer Hannah Schmielink ermittelt. Was hat es mit dem Titel auf sich? Worum geht es?

Es geht um die Schüler in May­britts Klasse und ihre Rollen als Klassen-Clown, Anführer, Mitläufer und Opfer, aber auch um den Schulleiter, die Sekretärin, die Lehrer, die ebenfalls ihre festen Rollen haben. Was aber passiert, wenn ein Opfer seinen Part nicht mehr spielen will? Welche Auswirkungen hat es, wenn ein Lehrer Grenzen überschreitet, gar „aus der Rolle fällt“? Was geschieht, wenn die Rolle des Schulleiters – wie an vielen Schulen heutzutage üblich – nicht besetzt werden kann? Wie man sich denken kann, geht das alles in einem Krimi nicht gut aus. Last but not least findet tatsächlich ein „Rollenspiel“ im wörtlichen Sinn statt – mit fatalen Folgen. Mehr möchte ich dazu natürlich nicht verraten.

Noch eine Premiere: Endlich spielt einer Ihrer Münsterlandkrimis vor allem in Ihrer Heimatstadt Rheine. Warum hat das so lange gedauert?

Premieren-Lesung
Zur Premierenlesung mit Helga Streffings neuem Krimi am 2. November, 20 Uhr, lädt die Buchhandlung Thalia in die Stadthalle Rheine ein. Vor­anmeldung über Telefon 05971/803844 oder thalia.rheine(at)thalia.de

Als ich vor genau zehn Jahren meinen Erstling schrieb, habe ich den Ort des Geschehens bewusst im Unklaren gelassen. Ich zweifelte, ob sich irgendwer für den Krimi interessieren würde, hatte lange Zeit nicht mal einen Verlag, der ihn drucken wollte. Auf keinen Fall wollte ich, dass das Buch nur deswegen gelesen wird, weil es in meiner Heimatstadt spielt und spekuliert wird, wer die handelnden Personen wohl im realen Leben sein könnten.

Mittlerweile hat sich aus einem Band eine Reihe entwickelt, die im Münsterland und darüber hi­naus gerne gelesen wird. Die Idee, Rheine endlich einmal als Schauplatz zu nehmen, hat sich über die Jahre bei mir immer mehr verfestigt. Der Leser erlebt aus der Sicht meiner Hauptfigur einige Orte in der Stadt, die ich sehr schätze, die aber nicht so bekannt sind wie der Natur-Zoo oder Kloster Bentlage. Ich finde, Rheine hat es absolut verdient, in den Vordergrund gerückt zu werden.

Im richtigen Leben arbeiten Sie selber als Lehrerin an einem Berufskolleg. Ihr neuer Krimi spielt ebenfalls an einer solchen Schule, und den „Lehrkörper“ beschreiben sie teils als ziemlich eigenwillig. Könnten sich einige Ihrer Kollegen darin erkennen?

In meinem Kollegium gibt es eine Reihe von Hannah-Schmielink-Fans der ersten Stunde, andere lesen meine Krimis nicht. Dass nun ein neuer Schul-Krimi erscheint, wird vollkommen gelassen hingenommen. Ich glaube, jedem ist bewusst, dass ich lediglich gewisse Lehrer-Typen darstelle, die überall vorkommen könnten. Der eine interpretiert seine Rolle gewissenhaft, vielleicht sogar übereifrig, andere lassen gerne mal Fünfe gerade sein. Es gibt die „Schüler-freundlichen“ und diejenigen, die ihren Beruf eher als Job ausüben. Eine verschwundene Schülerin und ein Mord in der Schule wie in „Tödliche Rollenspiele“ führen unweigerlich zu dramatischen Zuspitzungen, die es glücklicherweise in der Realität so gut wie nie gibt.

Ihre Hauptfigur Hannah Schmie­link ist Schulpsychologin, Sie selber waren bis vor kurzem lange Jahre Schulseelsorgerin. Und dann haben Sie beide auch noch dieselben Initialen. Wie viel Helga Streffing steckt in Hannah Schmielink?

Ich kann nicht abstreiten, dass Hannah Schmielink etwas von mir hat. Sonst könnte ich etwa ihre Versuche, Kontakt zu besagter „Eiskammer“-Klasse zu knüpfen, nicht so detailliert beschreiben. 35 Jahre im Schuldienst lassen sich halt nicht leugnen. Wenn ich ein Gespräch mit der besten Freundin der verschwundenen Schülerin schildere, helfen mir die Erfahrungen aus vielen Beratungsgesprächen als Schulseelsorgerin.

Wer mich näher kennt, wird merken, dass Hannah und ich gewisse Eigenschaften gemeinsam haben, aber sie ist nicht identisch mit mir. Immerhin ist sie knapp 20 Jahre jünger, hat weniger Lebenserfahrung und lässt sich immer wieder in entscheidenden Momenten täuschen. Das muss so sein, denn sonst würde dem Krimi ein wichtiges Spannungselement fehlen. Dass wir dieselben Initialen haben, ist mir anfangs gar nicht aufgefallen. Den Namen „Hannah“ fand ich immer schon gut.

Ihr erster Krimi erschien vor sieben Jahren, jetzt kommt ihr sechster Roman heraus. Was bedeutet das Schreiben inzwischen für Sie?

Mit dem Schreiben angefangen habe ich in meinem Sabbatjahr vor zehn Jahren – just for fun. Ich hatte viel Zeit und wollte ausprobieren, ob ich einen „unblutigen“ Krimi schreiben kann, der trotzdem spannend und logisch aufgebaut ist. Einmal angefangen, konnte ich nach der Fertigstellung der Rohversion von „Tod im Kollegium“ irgendwie nicht aufhören und habe gleich mit „Tod im Kloster-Internat“ weitergemacht.

Tja, warum? Beim Schreiben kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und kreativ sein, muss aber auch gut strukturieren, sonst verliere ich den Faden, der auf die Lösung des Rätsels zuläuft. Beides zu vereinen, ist das Reizvolle am Krimi-Schreiben. Es macht mir immer noch riesigen Spaß, mir Figuren auszudenken, Wendungen in der Handlung, Irrwege, auf die ich die Leser führen will. Die besten Ideen kommen mir dazu frühmorgens zwischen vier und fünf. Merkwürdigerweise gefällt mir auch das Überarbeiten des Textes, das bei anderen Autoren ziemlich verhasst zu sein scheint. Ich liebe es, einzelne Stellen immer weiter zu polieren, bis sie am Ende glatt zu lesen sind.
Andererseits hat mir das Schreiben in den letzten Jahren auch manchmal Druck gemacht.

Die Schule durfte schließlich nicht zu kurz kommen, sodass ich mit den Krimis immer nur in den Ferien oder an öden Winterwochen­enden weiterkam. Denn bei schönem Wetter geht es mir wie Hannah: Ich muss raus in die Natur, Fahrrad fahren, Neues sehen. Aber irgendwann sollte der Krimi schließlich fertig werden.

Sie machen viele Lesungen in Büchereien, Buchhandlungen – und sogar bei Krimi-Dinner-Veranstaltungen. Was glauben Sie: Warum sind die Erlebnisse von Hannah Schmielink im Münsterland so beliebt?

Auf Lesungen komme ich öfter mit Zuhörern ins Gespräch. Manchen gefällt es, Orte im Münsterland wiederzuerkennen. Ich kann das nachvollziehen, denn ich lese selbst gerne Bücher, die in Gegenden spielen, wo ich schon einmal war.

Außerdem finden es viele reizvoll, dass sie mit Hannah und ihrem Mann Jan, Kommissar bei der Kripo Münster, zwei Ermittler mit einem intakten, wenn auch öfter krisengeschüttelten Privatleben erleben, deren gemeinsame Geschichte immer weiter geht. So auch in diesem Band, als Hannah lange Zeit nicht ahnt, was eigentlich mit Jan los ist.
Immer wieder höre ich: „Ihre Bücher sind leicht zu lesen.“ Das freut mich sehr, so soll es sein. Die Leser sollen problemlos „eintauchen“ in die Geschichte, in die emotionalen Verwicklungen der Figuren, alles um sich vergessen und erst am Ende aufatmen, wenn der Täter gefunden ist.

Darum geht es im neuen Roman
Für jeden Lehrer wäre es der wahr gewordene Albtraum: Ohne die 18-jährige Maybritt kehrt eine Schulklasse von einer Klassenfahrt in Holland zurück. Das Mädchen ist spurlos von einem Großsegler verschwunden. Ist sie freiwillig von Bord gegangen? War es ein Unfall? Suizid? Oder hat jemand nachgeholfen?
Hannah Schmielink, Schulpsychologin aus Münster, muss feststellen, dass es am Berufskolleg Dorenkamp in Rheine niemanden sonderlich kümmert, was hinter dem Verschwinden der Schülerin steckt. Die Mitschüler schweigen hartnäckig, und das Kollegium interessiert zur Zeit nur eins: Wer wird den freien Posten des Schulleiters übernehmen?
Als man nach einer Feier in der Schule einen Toten findet, reißen die ersten Mauern ein. Immer größere Ungeheuerlichkeiten kommen ans Tageslicht. Aber erst, als alles geklärt zu sein scheint, erfährt Hannah die ganze Wahrheit. Nur eine Handynummer kann sie jetzt noch retten …
„Tödliche Rollenspiele“ ist der sechste Münsterland-Krimi mit Hannah Schmielink – nach „Tod im Kollegium“, „Tod im Kloster-Internat“, „Tod im Golddorf“, „Pilgerfahrt in den Tod“ und zuletzt „Tödliche Familien“.
So können Sie bestellen
Alle Streffing-Krimis sind im Buchhandel erhältlich oder direkt beim Dialogverlag Münster, Cheruskerring 19, 48147 Münster, Tel.: 0251/48 39 210, E-Mail: service(at)dialogversand. Online-Bestellung auf www.dialogversand.de.

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